
3 Tage in Quiberon
Deutschland, Österreich, Frankreich 2018, Laufzeit: 116 Min., FSK 0
Regie: Emily Atef
Darsteller: Marie Bäumer, Birgit Minichmayr, Robert Gwisdek, Charly Hübner
>> www.3-tage-in-quiberon.de
Eindringliches Kammerspiel
Wiederauferstehung der Legende
„3 Tage in Quiberon“ von Emily Atef
Es war die Rolle ihres Lebens: Sissi. Romy Schneider kam nie so ganz von dem Image der „jungen Kaiserin“ los, als die sie mit fünfzehn Jahren zu Weltruhm gelangte. Wer hätte gedacht, dass sie in ähnlicher Weise, fast vierzig Jahre nach ihrem frühen Herztod 1982, das Image einer anderen Schauspielerin dominieren sollte? „Die neue Romy Schneider“, jubelten die Boulevardblätter, als Marie Bäumer ihre Schauspielkarriere begann. Jetzt hat diese entgegen ihrem Widerstand, auf die Ähnlichkeit mit „der Romy“ festgelegt zu werden, einen großen Schritt getan. In „3 Tage in Quiberon“ verkörpert sie die Schauspiellegende mit überwältigender Eindringlichkeit. Sie lässt Romy noch einmal Fleisch und Blut, Trauer und Lachen, Wut und Verzweiflung werden – und offenbart den Menschen hinter der Ikone.
Die deutsch-französische Regisseurin Emily Atef hat es vermieden, das allzu bekannte Leben der Romy nachzuzeichnen. Ihr Film konzentriert sich auf ein kurzes Ereignis in ihrem Leben. Im Jahr 1981 befand sie sich an der rauen bretonischen Küste von Quiberon in einem Sanatorium zur Entgiftung. Sie nutzte die Zeit, um dem „Stern“ eines ihrer letzten großen Interviews zu geben, in dem sie sich so zeigen wollte, wie sie wirklich ist. Türöffner für Reporter Michael Jürgs, der mit überzeugender Schmierigkeit von Robert Gwisdek gespielt wird, war der Fotograf Robert Lebeck (sehr vital: Charly Hübner), der mit Romy Schneider befreundet war. Er schoss von ihr 600 Fotos in Schwarzweiß, in allen Lebenslagen. Die drei Tage, in denen das Interview mit Unterbrechungen, Strandausflügen und Alkohol-Eskapaden geführt wurde, waren begleitet von der zermürbenden Ungewissheit der Schauspielerin, ob sie das Sorgerecht für ihren Sohn behalten dürfe. Ihre Selbstanschuldigungen, als Mutter versagt zu haben, die Angst, den liebsten Menschen in ihrem Leben zu verlieren, ihr Verstummen, als dieser sie anruft – all dies wird im Spiel von Marie Bäumer zum bewegenden Gefühlskarussell, in dem sie als Schauspielerin komplett aufgeht: Wir meinen, tatsächlich Romy Schneider zu sehen, „eine Frau, 42 Jahre und einsam“, wie sie einmal im Film sagt. Ihr intimer Ansprechpartner ist ihre Freundin Hilde, die sie vor allzu großer Offenheit, dem Alkohol und der Selbstzerfleischung bewahren will. Birgit Minichmayr spielt sie als trotzigen Schutzengel.
Die Fotos von Lebeck verwandelt Emily Atef in Szenen, arrangiert nach den Aufnahmen die Schauspieler im Raum, lässt Marie Bäumer die Posen der Romy Schneider einnehmen. Dieser Transposition der dokumentarischen Aufnahmen in filmische Fiktion verdankt sich der Eindruck von großer Nähe und Authentizität – ein inszenatorisches Bravourstück, dessen körniges Schwarzweiß auf das Originalmaterial verweist.
„3 Tage in Quiberon“ wurde jetzt in zehn Kategorien für den deutschen Filmpreis nominiert. Für Marie Bäumer ist es die Rolle ihres Lebens – sie spielt sich aus dem Schatten der Romy Schneider hinaus.
Echt. Kino.
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