Nichts ist unglaublicher als die Wahrheit. Zumindest, wenn „die Wahrheit“ in den Hinterzimmern Berliner Gaststätten von einem gewissen Dr. Axel Stoll verkündet wird: seines Zeichens Experte für Reichsflugscheiben und unter der Erde lebenden Nazis, aber in allen Verschwörungstheorien zuhause – mit ganzheitlich vernetzender Denkweise.
Nun haben doch irgendwelche Journalisten sogar ein Buch über Stoll geschrieben – aus den Interview-Mitschnitten mit ihm haben Sebastian Bartoschek und Alexander Waschkau nun den Film „Ein Interview mit Dr. Stoll“ gemacht, am 30.8. wurde der in der Schauburg Dortmund gezeigt. Und zwar vor über 100 faszinierten Zuschauern.
Was man wissen muss: Keinesfalls sammelten sich hier UFO-Freaks und Nazi-Esoteriker, Stoll hat auch abseits des braunen Dunstkreises eine kleine Fanbase aufgebaut – vermutlich ohne es zu wissen, denn als Internetkuriosum hat er es zu einer gewissen Bekanntheit geschafft.
Im Film lassen die beiden studierten Psychologen aber nicht nur den Wahn sprechen, sondern unterbrechen bei entscheidenden Behauptungen und lassen Stolls Ausführungen zur angeblichen Hochtechnologie der Nazis und anderen Unfug durch Historiker, Physiker und andere Experten gegenchecken.
„Wir haben uns die ganze Zeit überlegt: Was ist die Triebfeder?“, erklärt Bartoschek ihre Motivation, sich mit diesem Exoten auseinanderzusetzen. Ja, eine gute Frage. Was bewegt einen Menschen dazu, ohne mit der Wimper zu zucken von einem Atomkrieg vor 16 000 Jahren zu sprechen, ausgelöst durch das Imperium von Atlantis? Warum erzählt ein Mensch allen Ernstes, dass sich am Südpol ein Eingang in die Hohlerde befindet, in der sich Reichsdeutsche, US-Amerikaner und andere Wesenheiten tummeln – „Kann außerirdischer Natur sein, denn wir sind nicht alleine, ist klar.“ Wirklich unheimlich wird’s, wenn er die Verurteilten der Nürnberger Prozesse als Märtyrer bezeichnet und von der bis heute bei Denkfaulen beliebten jüdischen Weltverschwörung faselt.
Darf man eigentlich darüber lachen? Denn die braune Mythenwelt des Dr. Stoll ist nicht nur ein lächerliches Kuriosum, sein Geschichtsrevisionismus der besonderen Art kann auch ideologische Grundlage für besonders weit abgedriftete Rechte sein. Wenn Stoll zum Beispiel behauptet, die Erde sei ein Strafplanet, auf den verschiedene Alien-Rassen verbannt wurden, die sich zu Europäern, Asiaten und Afrikanern entwickelt haben – dann ist das, bei allem Brimborium, handfester Rassismus.
Andererseits: man kann gar nicht anders als zu lachen. Spätestens, wenn er mit Siegermine behauptet, er stünde unter dem Schutz der Tempel-Ritter. Oder wenn er die Zahl der die Welt beherrschenden Illuminaten punktgenau auf 2 500 festlegt.
Das Besondere an Bartoscheks und Waschkaus Film ist aber, dass sie Stoll nicht einfach der Lächerlichkeit preisgeben, sondern einen Einblick in diese Gedankenwelt wagen. Was man, nun aber tatsächlich, wissen muss: Die Geschichten, aus denen Stoll und andere Verschwörungstheoretiker ihre Welt basteln, kursieren nicht erst seit Jahrzehnten, sondern teils seit Jahrhunderten – eine Art parallele Geschichtsschreibung. Die einfach zu ignorieren, würde bedeuten, sie zu verdrängen. Sich wissenschaftlich kritisch mit ihr auseinander zu setzen, bedeutet mühsames Durcharbeiten – und genau das tun Bartoschek und Waschkau.
Stolls Anhänger lassen sich davon freilich nicht aus der Ruhe bringen. Die behaupten nämlich, Stoll sei an einem Gift gestorben, das die beiden ihm während des Interviews heimlich engeflößt hätten, wie Waschkau und Bartoschek erzählen.
Das ist natürlich Quatsch, und das hätten gute Stoll-Jünger wissen müssen. Kleiner Tipp: Es sind nur fünf Stunden bis zum Pluto...
Skeptizismus
Skeptizismus.de hat sich zur Aufgabe gemacht, die Skeptikerbewegung zu desavouieren. Es handelt sich hier nicht um sachliche Berichterstattung. Ich selbst gehöre dieser Bewegung an und gebe zu, dass unser Anliegen oft falsch verstanden wird. Letztlich geht es darum, dem wissenschaftlichen Denken den ihm zukommenden Stellenwert zu verschaffen und Menschen darauf hinzuweisen, wenn sie sich auf einem erkenntnismäßigen Holzweg befinden, nicht zuletzt, um sie vor Schaden zu bewahren. Weiteres findet sich u. a. auf www.gwup.org.
"Muss man wissen"
Ein paar Infos zu welcher Gruppierung die beidenHerren gehören:
http://www.skeptizismus.de/
Luis Trenkers Tränen
CineScience-Ausgabe „Zwischen Idylle und Horror: Die Tradition des Heimatfilms“ am 18.12. im Filmstudio Glückauf – Foyer 12/18
Stereotypen überwinden lernen
„Gender Diversität in Film und Fernsehen“ an der KHM – Foyer 12/18
Kino ist ihr Leben
Kinoprogrammpreisverleihung 2018 im Gloria – Foyer 11/18
Die Gesellschaft demaskieren
Günter Wallraff mit „Ganz unten“ im Kölner Odeon – Foyer 11/18
Die Ur-Welle der #metoo-Bewegung
Premiere von „Aufbruch in die Freiheit“ am 9.10. in der Schauburg Dortmund – Foyer 10/18
Der Kern des Kinos
Premiere von „HeimatKino – Kinokultur im Ruhrgebiet“ am 7.10. in Schauburg Gelsenkirchen – Foyer 10/18
Der Rio Reiser des Ostens
Deutschlandpremiere von „Gundermann“ am 13.8. in der Lichtburg, Essen – Foyer 08/18
Identität des Individuums
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Sieben Blickwinkel
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Mut wird belohnt
Premiere von „Wer hat eigentlich die Liebe erfunden?“ von Kerstin Polte am 2.5. in Essener Lichtburg – Foyer 05/18
Fernsehen der Zukunft
Verleihung der Adolf-Grimme-Preise 2018 in Marl – Foyer 04/18
Nach der Kohle
„After Coal“ aus der Filmreihe „Flöze weltweit“ am 16.3. im Dortmunder U – Foyer 03/18
So ist Jugend
NRW-Premiere von Lars Kraumes „Das schweigende Klassenzimmer“ am 27.2. in der Essener Lichtburg – Foyer 03/18
Held wider Willen
Abschluss der CineScience-Reihe „Helden im Film“ zum Thema Antihelden am 13.2. im Filmstudio – Foyer 02/18
Kleine Filme für die große Leinwand
Kurzfilmabend im Endstation Kino in Bochum-Langdreer – Foyer 02/18
Streitlustig
Kurzfilmfestival „Linse“ feierte am 18. & 23.1. Premiere an der RUB – Foyer 02/18
Wunde der Geburt
„Die sichere Geburt – Wozu Hebammen?“ in Kooperation mit Mother Hood e.V. im endstation.Kino am 13.1. – Foyer 01/18
Popcorn, Positivismus, Patriarchat
Filmstudio Glückauf und KWI Essen luden am 12.12. ein zur Diskussion über WissenschaftlerInnen im Film – Foyer 12/17
Einfühlung gegen die Entfremdung
„Grenzgänger“ am 11. und 18. Dezember im SweetSixteen in Dortmund – Foyer 12/17
Kraftvolles Miteinander
„Andere Projekte mit Anderen.“ in der Aula der KHM – Foyer 12/17
Eine Insel für die Resozialisierung
28. Kinofest Lünen mit den Gewinnerfilmen am 29.11. in der Cineworld Lünen – Foyer 11/17
Fair Play im Gefängnis
Kultur@Gefängnis zeigt die Dokumentation „Fighter“ in der JVA Werl – Foyer 11/17
Vorurteilsfrei in die Augen
25. blicke-Filmfestival vom 19.-20.11. im endstation-Kino – Foyer 11/17
Bunter Abend für die Kinobetreiber
Kinoprogrammpreisverleihung 2017 in Köln – Foyer 11/17
Emanzipiert auf's Maul
Filmstudio Glückauf und KWI Essen luden am 24.10. zur Diskussion über Heldinnen im Film – Foyer 10/17