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Anna Fischer – ein Nachwuchsstar des deutschen Films (hier in „Die Lebenden“)
Foto: Presse

Vielfalt oder Verstopfung?

31. Mai 2013

Entwicklung des deutschen Filmmarkts – Filmwirtschaft 06/13

Die Zahl der Erstaufführungen deutscher Filme (inklusive Koproduktionen) hat sich in den letzten zehn Jahren etwa verdoppelt. Dieser Umstand bringt viele Kinobetreiber, aber auch Filmverleiher dazu, von einer Verstopfung im Kino zu sprechen, da sich die Filme gegenseitig behindern. Eine andere Strategie sieht einen Film wie ein Los: Die Gewinnchancen steigen, je mehr Lose in der Trommel sind. Ob also die Zunahme und damit die Vielfalt von ausgewerteten Filmen dem Marktanteil zugutekommt oder nur eine Verstopfung provoziert, wurde nun erstmals in einer empirischen Studie von dem Medienwissenschaftler Oliver Castendyk untersucht.

Im Jahr 2000 sind insgesamt 94 deutsche Filme auf die deutsche Leinwand gelangt. Im Jahr 2011 waren es 205. Doch die Zunahme ist nur innerhalb bestimmter Genres festzustellen. Vervielfacht hat sich die Anzahl der Dokumentarfilme (2000: 19; 2011: 82), und auch deutsch-ausländische Koproduktionen, die auch durch die verschiedenen EU-Förderprogramme begünstigt werden, haben im Jahr 2011 mit 60 Filmen die Anzahl verdoppelt. Die Zahl rein deutscher Spielfilme hat sich nicht sehr stark verändert (2000: 47; ein Höhepunkt im Jahr 2008 mit 87 und im Jahr 2011 63 Filme), allerdings ist die Anzahl der höher budgetierten Filme größer geworden.

Betrachtet man die Entwicklung des Marktanteils des deutschen Films der letzten 20 Jahre, so lässt sich feststellen, dass die Verdoppelung der Filmanzahl auch zu einer ähnlichen Tendenz beim Marktanteil führte. Denn dieser betrug in den Neunziger Jahren im Durchschnitt 11,9% und hat sich in den Nuller Jahren auf 20,5% fast verdoppelt.

Nachdem die Steigerung der Filmanzahl die These der Verstopfung nicht belegen konnte, wurden die Kopienanzahl und die Auswertungsdauer einzelner Filme untersucht. Die Arbeitshypothese lautete, dass durch die gestiegene Anzahl von Filmen auch die Anzahl der Filmkopien entsprechend angewachsen ist. Ein Beleg hierfür lässt sich allerdings nicht empirisch nachweisen, denn zwischen 2005 und 2011 ist die durchschnittliche Anzahl von Startkopien deutscher Filme nur von 65 auf 72 gewachsen. Interessant in diesem Zusammenhang ist, dass der gleiche Wert bei internationalen Erstaufführungen bei rund 150 Startkopien lag. Dennoch konnte in der Studie belegt werden, dass insbesondere die Zunahme rein deutscher Produktionen signifikant mit dem erhöhten Marktanteil des deutschen Films korreliert.

Eine weitere festgestellte Folge war, dass die Herausbringungsbudgets in den letzten Jahren gesunken sind, ebenso wie die Besucher pro Startkopie. Zwischen 2005 und 2010 hat sich der Besuch pro Startkopie fast halbiert. Das bedeutet, dass je mehr Neustart es gibt, der Ausnutzungsgrad und Besuch pro Kopie sinkt.

Zusammenfassend bleibt festzuhalten, dass bei tendenziell rückläufiger Leinwandkapazität in Deutschland einerseits und mehr Filmen zur Auswertung andererseits die Anzahl der Vorstellungen je Film zwangsläufig rückläufig ist, aber in der Summe für einen steigenden Marktanteil des deutschen Films verantwortlich ist. Damit sinken die Einnahmen pro Film, und das Herausbringungsrisiko steigt. Auf der Makroebene (Gesamtmarkt deutscher Filme) ist dies also erfreulich, auf der Mikroebene (Wirtschaftlichkeit des einzelnen Films) mitunter problematisch.

KIM LUDOLF KOCH

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