17.04.11 - Schwarz-Gelb ist bundesweit in aller Munde und hat nur schlechte Zahlen. Auf dem Rasen sieht das anders aus, Dortmund greift nach der Meisterschale.
Wir wollen die Parallelen zum außerfußballerischen Geschehen nicht überstrapazieren, aber es führt kein Weg an der Erkenntnis vorbei, dass Schwarz und Gelb alles andere als die angesagten Farben der Saison darstellen. Ihre Kombination ist Sinnbild einer Bundesregierung zum Abgewöhnen – und einer überholten, radioaktiv kontaminierten Form der Energieerzeugung, die der Chef des Dortmunder Sponsors Evonik offenbar immer noch gut findet.
Deswegen muss man dem BVB nun nicht gleich raten, für den Bundesliga-Endspurt die schwarzgelbe Kluft aus- und die blau-weißen Championsleaguehalbfinalistenfarben anzuziehen. Der überraschende CL-Erfolg der Schalker übersteigt ohnehin das Fassungsvermögen mancher BVB-Anhänger, wie Kommentare aus dem Fan-Forum von www.schwatzgelb.de zeigen: „Pokalwettbewerbe haben es nun mal an sich, dass sich ab und zu auch mal Blinde in die letzten Runden verirren.“ Ein anderer User wartet mit einer profunden Analyse auf, die den Höhenflug der Gelsenkirchener relativieren soll: „Wenn man die Gruppen vergleicht, kommt man aber auch zum Schluss, dass die EL Gruppe von uns besser war als die CL Gruppen von Schalke und Bayern.“
Etwas mehr Selbstvertrauen wäre angesagt. Doch der weitere Streifzug durch das Fan-Forum lässt nichts Gutes ahnen. Da wird beispielsweise angesichts der vielen vergebenen Torchancen in der Rückrunde ein erfahrener „Knipser“ gefordert und in diesem Zusammenhang der Name Klose ins Spiel gebracht. Tja, wohl dem, der einen Raúl hat.
Im „Forum der Uschis“ erinnert ein User daran, dass unter den Fans immer wieder diskutiert worden sei, wie die „Viecher aus GE“ mit schöner Regelmäßigkeit ihre Titelchancen verspielten, weil sie sich ein Verlierer-Gen eingeredet hätten. Ebenso oft seien die Loser aus Lever- respektive Vizekusen verspottet worden, die sich sogar das Markenrecht auf den Begriff „Vizekusen“ gesichert hätten. Doch nun scheinen die elementaren Fußball-Ängste (Angst vorm Versagen, Angst vorm Gewinnen, Angst vor der Angst) offensichtlich auch Dortmund eingeholt zu haben, denn, so der Fan weiter: „was ist hier eigentlich in den letzten Wochen los? Sind wir plötzlich bei den Blauen? Warum verhalten sich hier 3/4 aller Schreibenden wie absolute Uschis? Da wird gejammert, gezetert, mimost und das von Tag zu Tag schlimmer.“ Und um diese gefühlte Angst auch noch statistisch zu untermauern, könnte man auf die Rückrundentabelle verweisen: Da steht der BVB nur auf Platz drei! Schlimm, schlimm ...
Also wirklich, jetzt reißt euch mal zusammen, Dortmunder. Oder wollt ihr zur Saisonabschlussparty als Vizemeister ins Westqualenstadion einziehen, um den Borsigplatz-Blues zu blasen? Wer soll denn nun eigentlich Deutscher Meister werden, wenn eine Leverkusener Meisterschaft als naturgesetzlich ausgeschlossen zu gelten hat? Eines immerhin ist nach Spieltag Nr. 30 ausgeschlossen: Dass am Ende gar Hannover 96 Meister geworden wäre. So bleibt uns das Schauspiel erspart, einer Meisterfeier im Niedersachsenstadion beiwohnen zu müssen, zu der die „Scorpions“ aus der Rente zurückgeholt worden wären, um „Wind Of Change“ singen – womöglich noch im Chor mit den Hannoveraner Urgesteinen Gerhard Schröder, Schwester Käßmann und Lena Meyer-Landrut. Das hätten nicht mal die Viecher aus GE gewollt.
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