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Foto: Presse Oper Köln

Gegen Genderklischees

30. April 2025

Eine Operetten-Wiederentdeckung in Köln – Oper in NRW 05/25

Es war sein größter Operettenerfolg: Am 21. September 1927 wurde „Eine Frau von Format“ am Berliner Theater des Westens bejubelt. Der Autor, Michael Krasznay-Krausz, stammt aus Pancsova – heute Pančevo in Serbien –, wo er 1897 im damaligen Österreich-Ungarn in eine jüdische Familie geboren wurde. Sein Vater stellte Grammophone her. Mit 13 begann Michael zu komponieren, mit 21 stellte er seine erste Oper, „Marika“ an der Budapester Staatsoper vor. Zuvor hatte er bei renommierten Lehrern wie Victor von Herzfeld und Zoltán Kodály an der Musikhochschule der ungarischen Hauptstadt studiert. 

1919 startete er seine Karriere: Er ging nach Wien und versuchte, sich mit „Bajazzos Abenteuer“ und „Pusztaliebchen“ einen Platz im heiß umkämpften Geschäft der unterhaltenden Muse zu sichern. „Glück in der Liebe“, im Februar 1927 uraufgeführt, schien ihm den Durchbruch vorzubereiten, denn sieben Monate später landete er mit der „Frau von Format“ in Berlin: Operettendiva Fritzi Massary brillierte in der Hauptrolle; Schlager aus dem Werk wie „Du bist mein stiller Compagnon“ wurden von Stars wie Max Kuttner oder dem Tanzorchester Dajos Béla aufgenommen.

Krasznay-Kraus schrieb weiter Operetten, jede Menge Schlager und Filmmusik, so 1930 zu „Die Lindenwirtin“, aus der er 1933 noch eine Operette fabrizieren und sie zwei Monate nach Hitlers Machtübernahme am Metropol-Theater herausbringen konnte. Dann war Schluss: Krasznay-Kraus musste Deutschland verlassen, ging nach Wien. Dort war „Dixie“, ein „musikalischer Kriminalroman“ gerade erfolgreich, als ihn der „Anschluss“ 1938 zwang, nach Budapest zurückzukehren. Dort starb er am 3. November 1940, nur 43 Jahre alt.

In der „Frau von Format“ geht es – ähnlich wie in der „Lustigen Witwe“ – um das imaginäre Fürstentum Silistrien, um selbstbewusste Frauen und um einen Konkurrenzkampf voller Intrigen und überraschenden Wendungen, bei dem laut Ankündigung „Genderklischees und kulturelle Vorurteile auf den Kopf gestellt und gehörig durcheinandergewirbelt“ werden. Regie führt Christian von Götz, dessen jiddische Operette „Mazeltov Rachel’e“ 2021 an der Oper Köln zum Überraschungserfolg avancierte und der im letzten Jahr mit Michael Balfes „Satanella“ am Theater in Annaberg-Buchholz eine hoch gelobte Wiederentdeckung inszenierte. 

Eine Frau von Format | 11. (P), 16., 17., 23., 25., 27., 29.5., 1., 4.6. | Oper Köln, Staatenhaus Saal 1 | 0221 22 12 84 00

Werner Häußner

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