Wir treffen uns zum feucht-fröhlichen Klimagipfel in einer Sauna – einer Freiluft-Sauna. Alle sagen ja immer „teures Klima“. Teurer Wandel. Man muss die Vorteile sehen: Seit alles irre schwül ist und zerfließt, kann man fröhlich draußen schwitzen. Ganz ohne Eintritt. Da kochen die Körperflüssigkeiten auf natürliche Weise so richtig hoch. So lernt man sich triefend kennen. Wo sieht man sonst so viel nacktes und nasses Fleisch?
Unter den geladenen Gästen ist auch ein liberaler Politiker, der symbolisch mit seiner Einsitzer-Limousine vorfährt. Ihm können Greta Thunberg, die ganze drei Wochen zu Fuß unterwegs und deshalb leider noch nicht da ist, und die Fridays for Future gestohlen bleiben. Schließlich muss die mobile Freiheit geschützt werden. Er steigt auch gar nicht aus, befindet er sich doch im Autositzstreik gegen die CO2-Steuer. Lieber bleibt er splitterfasernackt am Steuer hocken – den Motor gönnerhaft anlassend. Dazu hört er lässig „I’m in love with my car“. Denn was wäre der Deutsche ohne sein Auto? Ein Nichts. Immerhin besitzt er eine CO2-einsaugende Klimaanlage. Der neueste technische Schrei aus den USA, den er von keinem geringeren als Donald, dem auf-dem-Klima-Herumtrampeler, geschenkt bekommen hat. Die heiße Idee dahinter: Statt politisch umzudenken, das Kohlendioxid einfach wegsaugen.
Jener Herumtrampeler steigt nun aus dem One-Man-Charter-Flugzeug, das die von den Grünen mühsam errichteten Windmühlen bereits beim Landen zerschreddert. „Which Wandel?“ fragt er, suchend in ein Fernrohr blickend, während plötzlich ein heftiger Windzug aufkommt und seine Frisur zerwirbelt. Ein Sturm, der erneut ein Unwetter ankündigt, das die Windmühlen einmal mehr durchdrehen lässt. „Jaja. Dann muss man eben den richtigen Blitzableiter haben und nicht so einen Kram wie Windmühlen und teuren Ökostrom“, sagt er, während im gleichen Moment der Blitz in seine Frisur einschlägt. Irgendwie scheint die Mischung aus Solartechnik, Gewitter und Haarmatte eine Überreizung ausgelöst zu haben.
Zum ersten Mal kommt der Liberale splitterfasernackt aus seinem Auto herbei geeilt, um mit dem Kohlendioxid absorbierenden Kunstbaum, der in seinem Auto baumelte, die Frisur des Klima-Betrampelers zu retten. Doch zu spät: Sie brennt bereits lichterloh. Können aus der lodernden Matte gar erneuerbare Energien gewonnen werden? Hair reloaded energy by Trump? Könnte der Betrampeler in etwas Positives verwandelt werden? „Where’s the Barbeque und where is my Schnitzel?“ fragt er nun, während er enttäuscht auf ein viel zu teures veganes Würstchen blickt. Das Gute am Klimawandel ist ja, dass man gar keinen Grill mehr braucht. Alles brutzelt so oder so vor sich hin. Jeder kann nach Lust und Laune einfach sein eigenes privates Würstchen grillen. Ganz ohne Technik und ganz ohne Strom. Vielleicht ist das die Lösung für die Zukunft: Dass wir nur noch – zwar kannibalistisch, aber immerhin nachhaltig und zudem kostensparend – unsere eigenen verdorrten Würstchen rösten. Guten Appetit!
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