Noch einmal jung sein! Erfüllte sich dieser Wunsch hier und jetzt, würden die verjüngten Senioren auf eine Zukunft blicken, die sich von der wesentlich unterscheidet, auf die sie selbst einst blickten. Sie haben in Kriegen größtes Leid erfahren. Doch mit dem Frieden kehrte für die Verbliebenen die Hoffnung auf eine bessere Zukunft zurück, die sich vielfach bewahrheitete und eine Erzählung Europas bildet. Oder sie wurden in die Nachkriegszeit geboren, in der sich entgegen widrigsten Umständen ein Wohlstandsversprechen vielfach erfüllte. Noch die grausamsten inner- und zwischenstaatlichen Konflikte haben nie die Existenz der Menschheit infrage gestellt – allenfalls galt und gilt dies für die atomare Bedrohung. Heute indes rütteln die Folgen des globalen Wirtschaftens, namentlich Erderwärmung, Umweltverschmutzung und beschleunigtes Artensterben, an planetaren Lebensbedingungen, derart, dass das Wie und Wo menschlicher Gesellschaften fraglich wird. Zu den planetaren Fragen treten die sozioökonomischen der wachsenden Kluft zwischen Arm und Reich, der Kapitalkonzentration oder vom Schwinden lebenssichernder und lebenswerter Erwerbsarbeit. Was die Zukunft bringen kann, scheint offener denn je.
Im Monatsthema VERLORENE JUGEND suchen wir Antworten auf solche Herausforderungen, die grundsätzlich die jüngeren Generationen stärker treffen. Unsere Leitartikel appellieren an junge Menschen, sich gegen die Widerstände der alten zu engagieren, setzen sich mit der Sabotagekonzeption des Humanökologen und Klimaaktivisten Andreas Malm auseinander und betonen angesichts der Erderwär- mung Zuversicht in den Erfindungsreichtum der Menschheit.
In Interviews argumentiert der Autor Ronald Blaschke für ein bedingungsloses Grundeinkommen als Mittel für größere soziale Freiheit, Nora Schareika von Extinction Rebellion diskutiert eine mögliche Radikalisierung der Klimabewegung und der Evolutionsbiologe Josef H. Reichholf beklagt, dass der moderne Naturschutz Menschen von der Natur entfremdet.
Wir besuchen den Kölner Jugendring, der sich für mehr politische Mitbestimmung junger Menschen einsetzt, in Bochum erfahren wir von den Ortsgruppen von Extinction Rebellion und Ende Gelände, wo sie die Grenzen des Klimaaktivismus sehen und bei der Wuppertaler Station Natur und Umwelt, wie sie in der Umwelterziehung auf persönliche Erlebnisse setzt.
Freilich, jung sein, bedeutet nicht, sogleich im Recht zu sein; alt sein nicht, keine Ahnung zu haben. Trotzdem schön zu hören, dass der neue Bundestag, wenn schon noch größer, so doch immerhin jünger geworden ist. Wobei das keine voreiligen Assoziationen wecken sollte. Das Durchschnittsalter liegt laut bundestag.de bei doch recht reifen 47,3 Jahren; rund zwei Jahre jünger als nach der Bundestagswahl 2017. Von jugendlichem Sturm und Drang kann da keine Rede sein. Die Probleme drängen aber weiter.
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