Veer und Zaara
Indien 2004, Laufzeit: 192 Min.
Regie: Yash Chopra
Darsteller: Shahrukh Khan, Preity Zinta, Rani Mukherjee, Amitabh Bachchan, Kiron Kher, Divya Dutta, Boman Irani, Anupam Kher, Hema Malini, Manoj Bajpai, Zohra Segal, Akhilendra Mishra
Nachdem "Sometimes Happy, Sometimes Sad" und "Indian Love Story" die deutschen Arthouse-Kinos erobert und sogar die Teenie-Zielgruppe von RTL 2 begeistert haben, soll nun "Veer-Zaara" die hiesige Erfolgstory des Bollywood-Kinos fortschreiben. Aber im Gegensatz zur überbordenden Fabulierkunst von "Sometimes Happy..." und der menschlichen Tragik von "Indian Love Story" schleicht sich hier zum Genre-immanenten Tränenbach eine Überdosis Pathos ein.Denn die Liebesgeschichte dient auch dazu, Gräben zwischen Muslim und Hindu, Indien und Pakistan zuzuschütten. Dass die Zukunft in den Händen der jungen Generation liegt, darauf arbeitet der Film mit viel Klischees über geschäftstüchtige Eheanbahnungen, eitle und letztlich doch einsichtige Staranwälte, harmonisches Landleben und teil-emanzipierte Frauen hin. Immer wieder unterbrochen durch wahre Schluchz-Orgien und discoartige Gesangs- und Tanzeinlagen. Gleich zu Beginn entführt uns der Film ins saftige Grün Schweizer(!) Täler, durch die Hauptdarsteller Shah Rukh Khan wie einst Julie Andrews in "Sound of Music" trällert. Wie so oft wandelt das Bollywood-Kino auch in dieser Musical-Sequenz auf dem schmalen Grat zwischen Hommage und Ironisierung, genauso wie die melodramatischen Szenen oft die Grenze zum Kitsch überschreiten. Auffällig ist diesmal, dass die eingestreuten Lieder und Tänze nicht nur wegen des offensichtlichen Playback-Sounds und der schlichten Choreographie weniger imposant sind als sonst. So als habe sich der Altmeister des indischen Films, Yash Chopra, nach sieben Jahren Regie-Abstinenz zu wenig mit den aktuellen Bollywood-Standards beschäftigt. Preity (Zaara) hält sich diesmal mit dem von ihr gewohnten "over-acting" zwar etwas zurück, muß aber Rani Mukherjee (als Anwältin), deren Charisma und Schönheit sich kongenial verbinden, die überzeugenderen Auftritte überlassen. "Préparez vos mouchoirs" (Zücken sie ihr Taschentuch) hieß einst eine wundervolle, erotische Tragikomödie von Bertrand Blier. Hier ist die melodramatische Antwort aus Indien: sturzbachartig.
(Rolf-Ruediger Hamacher)
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