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Oxana

Oxana – Mein Leben für die Freiheit
Frankreich 2024, Laufzeit: 103 Min.
Regie: Charlène Favier
Darsteller: Albina Korzh, Maryna Koshkina, Lada Korovai

Bewegendes Biopic

Unter der Oberfläche
„Oxana – Mein Leben für die Freiheit“
von Charlène Favier

Eine der einprägsamsten Szenen in diesem Film zeigt Oxana Schatschko (Albina Korzh) beim Schwimmen in einem Hallenbad. Die Kamera fokussiert auf den Kopf der Schwimmerin, die sich in unsere Richtung bewegt, auf die zielstrebigen Vorwärtsbewegungen an der Wasseroberfläche. Das, was unter der Oberfläche passiert, sehen wir nur sehr verschwommen. Die Szene könnte ein Sinnbild für das Leben der Aktivistin, Künstlerin und Exilantin Oxana sein, einer Frau, bei deren offenem Aktivismus vieles unter der Oberfläche verborgen bleibt. Mit dem fließenden Wasser einer ausgiebigen Dusche beginnt auch der Film und Oxanas letzter Tag, der 23. Juli 2018. Am frühen Morgen läuft die Künstlerin durch die noch leeren Straßen von Paris zu ihrem Atelier. Dort sind letzte Arbeiten an ihrem Werk fertigzustellen. Es ist der Tag, an dem der Höhepunkt ihrer künstlerischen Laufbahn mit einer gut besuchten Vernissage gefeiert wird. Während sie sich durch diesen Tag bewegt, einen Ex-Liebhaber trifft und ein Interview mit einer Journalistin führt, spielt sich Oxanas Leben und vor allem die Femen-Zeit in Rückblenden ab. Dabei springt die Geschichte so viel hin und her, dass es nicht immer leicht ist, mitzuhalten.

Oxana denkt an ihre Kindheit in der Ukraine, an den arbeitslosen Vater, die gläubige, schuftende Mutter, die Trostlosigkeit. Aber auch an das Gefühl von Glück und Freiheit, als sie ein Studium an der Kunstakademie beginnt, ihre Ikonenmalerei vertieft und andere Frauen trifft, die sich ebenfalls für Frauenrechte stark machen und mit ihr gegen patriarchale Strukturen demonstrieren. Oxana flüchtet sich in Erinnerungen an spektakuläre Aktionen, in denen sie und ihre Freundinnen sich aus Protest anmalen, ihre Brüste zeigen, Femen gründen und damit internationale Bekanntheit erlangen. Auch Erinnerungen an Verfolgung, Flucht und Asyl kommen hoch.

Der Film bewegt sich in einen Zeitraum von zehn Jahren, zeigt eine zielgerichtete, mutige, überzeugte und gleichzeitig zerrissene, desillusionierte junge Frau, die an ihren Forderungen für Freiheit und Selbstbestimmtheit festhält – und letztlich daran zerbricht. Heute würde man ihr wahrscheinlich eine schwere manisch-depressive Störung diagnostizieren. Wie so oft in der Kunst treffen auch hier Genie und Wahnsinn aufeinander. Aber keiner in Oxanas Umfeld scheint zu merken, was mit ihr los ist. Nicht ihr Professor, nicht ihre Familie, nicht einmal ihr Freund, den sie bald heiraten soll. Verzweiflung lässt sich nicht immer rational erklären, doch man hofft, die Handlungen einer Figur im Laufe eines Films halbwegs zu verstehen. Auch fühlen sich die Pariser Szenen weniger kohärent an als die Episoden, die in der Ukraine spielen. Was dem Film aber gelingt ist, die Femen Bewegung wieder in Erinnerung zu rufen und den Blick auf mutige Frauen zu richten, die sich trotz Verfolgung gegen Chauvinisten wie Putin und Lukaschenko und herrschende Zustände von Sexismus, Korruption und Polizeigewalt auflehnten. Zustände, die sich bis heute nicht geändert haben. Nur sind mittlerweile viele Stimmen verstummt.

(Tina Adomako)

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