Fahrenheit 451
England 1966, Laufzeit: 113 Min., FSK 12
Regie: François Truffaut
Darsteller: Oskar Werner, Julie Christie, Cyril Cusack, Anton Diffring, Jeremy Spencer
Bücher verbrennen (again)
Matt513 (259), 10.09.2022
Für mich ist Guy Montags Wandlung im Film vom bücherverbrennenden „Feuermann“ (so muß man das Wort Fireman im Roman wohl eher lesen. Und eben nicht als Feuerwehrmann) hin zum Dissidenten nur schwerlich nachvollziehbar. Bradbury beschreibt das ausführlicher; dort vollzieht Montag seine Wandlung durch häufigen Austausch mit seiner liberal denkenden Nachbarin Clarissa. Das ist mir im Film zu kurz geraten, als daß man Montag, in seiner Feuerbrigade auf bestem Karriereweg, den inneren Konflikt und schließlich die Verwandlung abnehmen könnte.
Deswegen konnte ich Truffaut das nicht ganz abkaufen. Unglücklich seine Entscheidung, den Film in England bzw. dann eben auf englisch zu drehen. Entstehung des Films bzw. insbesondere des Drehbuchs litten darunter, daß er nur französisch sprach. Im Ergebnis wirkt die Inszenierung oft steif und statisch und behandelt die Fragestellungen der Romanvorlage eher oberflächlich.
Dagegen weit seiner Zeit voraus gewesen ist er, als er den großen Flatscreen als raumbeherrschendes Wohnzimmermöbel, ja gleichsam als sowas wie ein Familienmitglied darstellt, dessen bisweilen interaktives Programm die Zuschauer sediert.
Witzig: Vor Übernahme des Projekts hatte Truffaut bekundet, ihn interessiere Science-Fiction eigentlich nicht. Jahre später spielte er den Claude Lacombe in Spielbergs Unheimliche Begegnung der Dritten Art.
Noch eine Bemerkung zu Anton Diffring, der Montags argwöhnischen Gegenpart Fabian spielt. Als Sohn eines jüdischen Kaufmanns floh er aus Deutschland vor Kriegsbeginn nach Canada, wo er als 'feindlicher Ausländer' einige Zeit in Internierung verbringen mußte. Diffring machte seinen Weg in Hollywood; jedoch aufgrund seines 'arischen' Aussehens fast ausschließlich als Antagonist sowie ausgerechnet mit Rollen als Wehrmachts- oder Nazioffizier. Sein Schicksal muß man geradezu als tragisch begreifen.
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