Du bist nicht allein
Deutschland 2007, Laufzeit: 97 Min., FSK 6
Regie: Bernd Böhlich
Darsteller: Katharina Thalbach, Axel Prahl, Ekaterina Medvedeva, Herbert Knaup, Karoline Eichhorn, Mathieu Carrire, Victor Choulmann, Leon Kessler, Maria-Victoria Dragus, Heinz Behrens, Jürgen Holtz, Fritz Roth, Dominique Horwitz, Walfriede Schmitt
Hans Moll und seine Frau wohnen in einem Hochhaus am Rande Berlins. Beide sind im fortgeschrittenen Alter und arbeitslos. Ein neuer Job bringt für seine Frau Veränderungen, eine neue Nachbarin für ihn.Sozialrealistischer Ensemble-ReigenWahnsinnig viel erwarten die beiden nicht mehr vom Leben. Oder: Trauen sie sich nicht mehr, vom Leben zu erwarten. Mol (treffend wie immer von Axel Prahl gespielt) sitzt vor dem Fernseher oder malt naive Bergidyllen an die Betonwand des Balkons. Seine Frau (Katharina Thalbach wieder etwas neckisch overacting) ist inzwischen für jedes Jobangebot dankbar und sehr stolz, als sie eine Anstellung als Wachperson findet. Als die junge Jewgenia nebenan einzieht, blüht auch Moll auf und erlebt seinen zweiten Frühling. Dass das getrennte Glück der beiden nur auf sehr wackeligen Füßen steht, müssen sie später erfahren - und sich mit der Realität arrangieren. Bernd Böhlich ist vor allem als Regisseur für das Fernsehen bekannt, für das er über 30 Filme drehte. Nach "Mutterseelenallein" (2004) ist "Du bist nicht allein" erst sein zweiter Kinofilm. Schon die Titel der Filme sagen, dass sein neues Werk im Gegensatz zu dem radikal unversöhnlichen Kinoerstling um einiges optimistischer ausfällt. Aber nur im direkten Vergleich. Denn so offensichtlich die Verwandtschaft zu den Filmen von Andreas Dresen ist, vor allem seinem letzten "Sommer vorm Balkon" - alleine durch das ähnliche Szenario - so deutlich verweigert er sich einem klassischen Happy End. Zwar gibt es immer wieder humoristische Töne, doch es ist meist ein gequältes Lachen, das dem Publikum dadurch entfleucht. Das gilt auch für die Parallelhandlung des arbeitslosen Physikers Wellinek (sehr gut: Herbert Knaup), der nach seiner Trennung von der Schauspielerin Sylvia ebenfalls neben Moll eingezogen ist. Auch hier überwiegt die Tragik, doch Böhlich gewährt einen hoffnungsvolleren Ausblick. "Du bist nicht allein" ist ein Film über die Schwierigkeit des Zusammenlebens, des Alterns, und das nicht zuletzt inmitten der Demütigungen durch die Arbeitswelt. Dresen-Epigone oder nicht - der Film ist ein tragikomisch-realistischer Blick auf Menschen in der Warteschleife zum Glück, der trotz aller Tragik durch seine zarte Figurenzeichnung viel Fürsorge für seine Charaktere bereithält.
(Christian Meyer)
„Ich mag realistische Komödien lieber“
Josef Hader über „Andrea lässt sich scheiden“ – Roter Teppich 04/24
„Viel Spaß beim Film“
Vom Ende der Platzanweiser:innen – Vorspann 04/24
The Monk And The Gun – Was will der Lama mit dem Gewehr?
Start: 1.8.2024
„Kafka empfand für Dora eine große Bewunderung“
Henriette Confurius über „Die Herrlichkeit des Lebens“ – Roter Teppich 03/24
„Alles ist heute deutlich komplizierter geworden“
Julien Hervé über „Oh la la – Wer ahnt denn sowas?“ – Gespräch zum Film 03/24
Was läuft im Kino?
Über die Programmierkunst echter und gespielter Helden – Vorspann 03/24
Bären für NRW-Filme?
21. NRW-Empfang im Rahmen der 74. Berlinale – Foyer 02/24
Andrea lässt sich scheiden
Start: 4.4.2024
Morgen ist auch noch ein Tag
Start: 4.4.2024
Ein Glücksfall
Start: 11.4.2024
Irdische Verse
Start: 11.4.2024
La Chimera
Start: 11.4.2024
Evil does not exist
Start: 18.4.2024
Sterben
Start: 25.4.2024
Zwischen uns das Leben
Start: 1.5.2024
Bad Director
Start: 9.5.2024
Furiosa: A Mad Max Saga
Start: 23.5.2024
Bezeugen, was verboten ist
NRW-Kinopremiere: „Green Border“ von Agnieszka Holland mit Vorgespräch
Führer und Verführer
Start: 11.7.2024
„Man kann Stellas Wandel gut nachvollziehen“
Jannis Niewöhner über „Stella. Ein Leben.“ – Roter Teppich 02/24
Prognose: Lachstürme
Die Komödie findet endlich ins Kino zurück – Vorspann 02/24
Das Licht
Start: 17.10.2024
Filmgeschichten, die das Leben schreibt
Neue Dokumentarfilme aus einer verrückten Welt – Festival 01/24
Emanzipation und Alltag
Starke Protagonistinnen im Januar – Vorspann 01/24
„Versagen ist etwas sehr Schönes“
Regisseur Taika Waititi über „Next Goal Wins“ – Gespräch zum Film 01/24