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2001: Odyssee im Weltraum

2001: Odyssee im Weltraum
England, USA, Frankreich 1968, Laufzeit: 143 Min., FSK 12
Regie: Stanley Kubrick
Darsteller: Keir Dullea, Gary Lockwood, William Sylvester, Leonard Rossiter, Daniel Richter

Der letzte wirkliche Klassiker des Kinos
Blick in den Abgrund der Zeit
"2001: Odyssee im Weltraum" von Stanley Kubrick

6 Kritiker erinnern sich an Kubricks Science-Fiction-Meisterwerk

"Der einzig echte Science-Fiction-Film"
Als Arthur C. Clarke die Kurzgeschichte schrieb, aus der später "2001 ­ Odyssee im Weltraum" wurde, schien das titelgebende Jahr noch unendlich weit entfernt. Betrachtet man ihn heute, also in dem Jahr, in dem die Handlung spielen soll, dann müßte man eigentlich zu der Ansicht gelangen, dass sowohl Clarke (der erfreulicherweise immer noch unter den Lebenden weilt) als auch Regisseur Stanley Kubrick (der das symbolträchtige Jahr leider nicht erleben durfte) in der Weissagung unserer Zukunft gescheitert sind. Die Raumfahrt ist noch (Licht-)Jahre von dem entfernt, was der Film zeigt. Überholt wurde die Vision auf der anderen Seite dadurch, daß PanAm anno 2001 nicht nur keine Shuttles ins All schickt, sondern auch nicht mehr auf den Heckflossen von Flugzeuge zu sehen ist. Einzig beim Ausfall des Bordcomputers HAL könnte Clarke den Einfluß eines gewissen Mr. Gates vorausgeahnt haben. Das Jahr 2001 jedoch wörtlich zu nehmen, wäre falsch. Denn "2001" ist ein Sinnbild für den Drang des Menschen, mehr zu lernen und zu erfahren, immer begleitet von der Frage nach dem Sinn des Universums. "2001" hat im Jahre 1968 diese Frage nicht beantwortet, und er macht es auch heute nicht. Genau das macht aber den zeitlosen Charme dieses Films aus, der vielleicht der einzige echte Science Fiction-Film ist, der jemals produziert wurde. Auf jeden Fall aber ist er der beste seines Genres. Und auch wenn er schon bald wie ein Film von gestern klingen mag, wird "2001" doch immer ein Film von morgen sein. (RALPH SANDER)

"Nichts von seiner Wirkung verloren"
"Irgendwo tief in seiner Brust empfand das kleine blitzende Ding, das in diesem Augenblick wie das Gehirn eines Menschen dachte, Bruchteile einer Sekunde lang ungläubiges Staunen." In Henry Kuttners Short Story "Die Anderen unter uns" erkennt ein Wissenschaftler, der seit geraumer Zeit feststellt, dass immer mehr Menschen um ihn herum Androiden, künstliche Menschen, sind, dass er selbst auch nur eine Kopie ist. Mit diesem Wissen stürzt er sich aus dem Fenster. "Er konnte wirklich nicht allzu viel für das Menschengeschlecht tun, nach dessen Bild er geschaffen war, aber dies war alles, was er zu geben hatte." schreibt Kuttner am Ende. Fast alle Filme, die man vor 30 Jahren oder mehr bewunderte, verblaßten vor der Erinnerung, Kubricks Weltraumodyssee dagegen hat nichts von der Wirkung verloren. Ein Jahr vor der Mondlandung und 23 Jahre nach Hiroshima entstand, ist dieser Film über Grenzverschiebungen aktueller denn je: HAL, das Elektronenhirn läßt menschliche Herzen stillstehen, schneidet einen Astronauten vom Raumschiff ab. Computer ersetzen den Menschen, Elektronengehirne zeigen Gefühle wie Hass, Liebe, Sehnsucht - eine Utopie? Ein schrecklicher Blick in den Abgrund der Zeit. (HEIKO R. BLUM)

"Verquaste Philosophie"
Großgeworden mit dem amerikanischen Western, dem deutschen Heimatfilm und noch in der postpubertären Phase gesegnet mit den filmischen Weihen der "Nouvelle Vague", ging die erste Begegnung mit Stanley Kubrick eigentlich mehr auf das Konto meines damaligen Lieblings-Westernhelden Kirk Douglas, der in "Wege zum Ruhm" - übrigens immer noch mein "Kubrick-Favorit" - und "Spartacus" die Hauptrolle spielte. "Lolita" blieb wegen der Freigabe ab 18 damals ein unerfüllter Traum, ersatzweise verschlang ich heimlich die "anrüchigen" Stellen im Roman. Selbst in "Dr. Seltsam oder wie ich lernte die Bombe zu lieben" trieben mich eher die verwandlungskünste von Peter Sellers. Erst mit "2001" sollte sich dann der Name Kubrick in mein Gedächtnis brennen. Und ich muss gestehen , nicht gerade als "aha-Erlebnis" der besonderen Art, sondern eher als Warnung vor weiteren Werken des langsam zu Kultstatus aufsteigenden Regisseurs. Abgesehen davon, dass der Science-Fiction-Film noch nie mein bevorzu gtes Genre war, wollte sich mir einfach nicht der tiefere Sinn jenes Monolithen erschließen, an dem sich damals schon die Filmkritik abarbeitete. Irgendwie verstellte mir die verquaste Philosophie des Streifens - die ich dann auf der Gewalt-Ebene auch in "Uhrwerk Orange" wiederzuentdecken glaubte - den Blick auf die innovative Technik von "2001" und die inszenatorische Brillanz Kubricks. Dieses Vorurteil gegenüber Kubricks "Botschaften" ist bis heute nicht ganz verschwunden, durch den misslungenen "Eyes Wild Shut" eher wieder aufgeflammt. Aber vielleicht bringt das Wiedersehen mit "Hal" nach 30 Jahren endlich die Erleuchtung und ich werde fortan im Büßerhemd zu Kubricks Grabstätte wallfahrten. (ROLF-RUEDIGER HAMACHER)

"Letzter wirklicher Klassiker des Kinos"
In seiner Novelle "Das unbekannte Meisterwerk" erzählt Balzac vom Maler Frenhofer, der über Jahrzehnte an einem einzigen Bild arbeitet. Immer wieder erscheint es ihm vollendet, doch mit der selben Regelmäßigkeit offenbart es ihm eine vermeintlich letzte Unvollkommenheit. Sein Atelier hält er streng verschlossen, umso mehr steigen die Erwartungen der Kenner seiner früheren, von ihm längst verworfenen Meisterwerke. Nicht zufällig ist er selbst ein schonungsloser Kritiker der Malerei; doch man kann sich fragen, ob sein Perfektionismus nicht längst die Grenzen der Kunst verlassen hat. Wenn er von der Luft hinter seinem gemalten Frauenkörper erzählt oder jenen Feinheiten, die die Grenzen zwischen Abbild und tatsächlichem Leben überwinden, muß man ihn für verrückt halten. Als Frenhofer sein Gemälde schließlich doch zeigt, ist es so oft übermalt worden, daß es nur ein wirres Liniengewirr erkennen läßt. Längst sind die Zeiten der Malerfürsten vorbei, und der Streit um die Grenzen ihrer Kunst ist beigelegt. Wahrscheinlich gab es zuletzt überhaupt nur noch einen visuellen Künstler, der sich in seinem fanatischen Arbeitsethos bis zuletzt mit Balzacs Künstlerbild messen konnte. Stanley Kubrick war in diesem Sinne der letzte geistige Überlebende des 19. Jahrhunderts. In "Shining" spannte er den Zuschauer auf die Folter, welches literarische Opus der manische Autor Jack Nicholson in seinem einsamen Hotel nur so besessen zu Papier bringen konnte. Den zentralen Film in einem Werk, dessen Gemeinsamkeiten sich in Widersprüchlichkeiten kleiden, hatte er da freilich längst gedreht: "2001 - Odyssee im Weltraum" ist vielleicht der letzte wirkliche Klassiker des Kinos, ein Film, der wie Griffith' "Geburt einer Nation" und Eisensteins "Panzerkreuzer Potemkin" alles prägte, was danach kam und der weit hinaus in die Geistesgeschichte des 20. Jahrhunderts abstrahlte. Und wieder ist es die Frage nach der Autorenschaft, nach dem Ursprung des Schöpferischen, die Kubrick an zentrale Stelle rückt. Der verwirrte Computer HAL sollte noch für die folgende Postmoderne Anregung und moralisches Gegenbild zugleich abgeben. "Kein Traum ist wirklich ein Traum" heißt es am Ende von Schnitzlers "Traumnovelle", die Kubrick mit seinem letzten Film, "Eyes Wide Shut", verfilmte und die so bereits unseren Zweifeln an der Wirklichkeit vorgreift. Und so wie sich Träume nicht bis ins letzte dechiffirieren lassen, behalten Kubricks Filme ihre Geheimnisse, die umgeben sind von der durchdringenden Klarheit des Blicks des gelernten Fotografen. Daß man dabei - wie im Fall von "2001"- nicht immer sagen kann, ob die letzten Weisheiten nicht doch die Ergüsse eines Toren oder der Endlosschleife eines Computerprogramms sind, hätte Balzacs Meistermaler Frenhofer sicher gefallen. (DANIEL KOTHENSCHULTE)

"Gibt auf unabsehbare Zeit zu denken"
Nicht nur, dass Kubricks testamentarisches "Eyes Wide Shut" uns mit der in vielen "Zweierbeziehung" brennenden, ungelössten Jahrhundertfrage des Konfliktes zwischen gegenseitigen Einmaligkeitsschwüren und dem nie institutionalisierbaren Begehren neu konfrontierte, mit "2001" schuf er ein an Bedeutung nur mit ehemaligen religiösen Visionen, großen Philosophien und epischen Seinsdeutungen vergleichbares kulturelles Werk, welches in ca. zwei Stunden in Bildern und Tönen all die Fragen stellt, die für unser nächstes Jahrtausend entscheidend sein werden. Das hinterhältige, da sich gegenseitig unkalkulierbar beeinflussende Verhältnis von Mensch und Maschine, die Konkurrenz zwischen Gehirn und Computer, die Programmierbarkeit des Lebens und der Empfindungen, die Konfrontation von Ratio und Gefühl, das aufkeimende Problem, welche Lebensform ihr Überlebensrecht im anbrechenden Zeitalter unbeschränkter Machbarkeit gegen andere durchzusetzen vermag, schliesslich die alles entscheidende Frage nach der Intelligenz, genauer gesagt, nach der möglichen "Fehlprogrammation" der menschlichen Spezies durch eine bestimmte, kalkulierende, "kalte" Form der Intelligenz, deren Willen zur Macht mit dem ersten, den Kontrahenten tötenden Keulenschlag begann (der Naturdinge zu nützlichen Instrumenten transformierte) und die in der universellen Leere im Überlebenskampf zwischen biologischer und maschineller Intelligenz endet...all dies für das Schicksal der menschlichen Existenz Ausschlaggebende bringt Kubrick in Bilder von kosmischer Schönheit zum Ausdruck. In einer unendlichen Reise konfrontiert Kubrick den Menschen mit sich selbst, mit der Paradoxie der Unumkehrbarkeit der Zeit und des gleichzeitigen ewigen Zyklus des Lebens und Vergehens. Er zeigt Computer, die mehr Gefühle zu entwickeln vermögen als die zu Marionetten ihres Auftrages erstarrten Raumschiffbewohner. Dieser Film misst den Lebensraum neu aus und gibt noch auf unabsehbare Zeit zu denken. (DIETER WIECZOREK)

"Unvergessliche Farborgie"
Als ich 13 oder 14 war, sah ich Kubricks "A Space Odyssey" zum ersten Mal. Natürlich verstand ich von dessen komplexem Inhalt so gut wie gar nichts. Eine der kühnsten Schnitte der Filmgeschichte rauschte an mir vorbei und blieb allenfalls im Unterbewusstsein hängen. Kubricks Gedankengänge zur menschlichen Evolutionsgeschichte wie zum aufkommenden Computerzeitalter riefen in mir keinerlei nachhaltige Reaktion hervor. Im Gegenteil: der Film kam mir beinah endlos vor; ich langweilte mich zu Tode. Heute sehe ich das selbstverständlich anders, beginne zu ahnen, warum es für alles im Leben eine Zeit und einen Ort gibt. "2001" kam zu früh für mich, das weiß ich inzwischen. Und doch habe ich in den zwanzig Jahren, die bis zum zweiten Sehen vergingen, eine Sequenz stets mit mir herum getragen. Die mehrminütige Farborgie auf dem Flug zum Jupiter ist mir in all der Zeit nicht aus dem Kopf gegangen. Immer, wenn ich in den 70ern ins Kino ging, hatte ich diese Bilder vor Augen. Die nahezu unendliche Distanz, die Kubrick zu verdeutlichen suchte, schien identisch mit dem Weg, den ich von meinem Elternhaus bis zum nächst gelegenen Kino zurück zu legen hatte. Bei Licht betrachtet, war dieser jedoch kaum länger als vierhundert Meter. Distanz ist eben etwas, was im Kopf entsteht ­ - nicht nur bei Stanley Kubrick. (DIETMAR GRÖBING)

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