Tervetuloa! Das ist finnisch und heißt willkommen. Zu Beginn der Saison 2010/11 hat der gebürtige Finne Jukka-Pekka Saraste das WDR Sinfonieorchester übernommen, damals wollte er die deutsche Sprache lernen. Nach mehr als 200 Konzerten am Pult des Orchesters können seine WDR-Musiker musikalisch denken wie Saraste. Deutsch als Fremdsprache hängt beim Maestro dagegen etwas hinterher. Aber – und das ist ein ganz wesentlicher Pluspunkt des Dirigenten: Saraste macht sich nicht viel aus Worten, nur wenig aus großen Gesten.
Der kühle Norde folgte auf Semyon Bychkov, einem Weltbürger aus Russland, der die Romantik recht blau-blumig blühen ließ und besonders in machtvollen konzertanten Opernaufführungen brillierte – der Klang machte die Musik. Saraste interessierte sich auch für romantische Literatur, seine Meister hießen Brahms, Mahler, Bruckner und Schostakowitsch – alle in einem analysierten Formbewusstsein, in kontrollierter Emotion. Zuletzt fertigte er einen Beethoven-Zyklus als Wegbereiter der Romantik.
Natürlich blitzte stets sein Landsmann Sibelius in den Programmen auf, zunächst häppchenweise mit kurzen Tondichtungen, dann sein Sibelius-Zyklus – ein Highlight seiner Amtszeit beim WDR. Fast alle Sinfonien Sibelius‘ hat er aufgeführt, ebenso das Violinkonzert, die Schauspielmusiken und letztlich fast alle Sinfonischen Dichtungen. „Zuletzt aber gehörte die Vierte Sinfonie, die für mich sehr wichtig ist, zu den Sternstunden“, meinte Saraste. „Da haben das besondere Spiel und die Erfahrung des WDR Sinfonieorchesters der Musik etwas ganz Einmaliges verliehen.“
Im Abschiedskonzert überrascht Saraste seine Gäste mit geheim gehaltener Musik, die Idee muss nicht von ihm stammen. In jedem Falle erklingt Mahlers Fünfte. Seit Viscontis „Tod in Venedig“ hat das „Adagietto“ Weltruhm gewonnen. Aber die Fünfte bleibt natürlich ein schöner Brocken mit satter Dauer. Die lässt sich bekömmlich gestalten – mit Operettenseligkeit und betonten Volksmusikspäßen. Saraste fegte zuletzt bei dem Werk nach dem herrlichen Signal des Solotrompeters wie ein Sturm los und klopfte die Struktur frei. „Hier tanzt ein Bodybuilder Wiener Walzer“, so schrieb ein Ohrenzeuge. Keine Spur von Sentimentalität, so Sarastes Leitmotiv, bekommt dem manchmal selig genudelten „Adagietto“ gut. Für die große Anstrengung auf langem Wege entlohnt dann besonders das Finale, das sich wie ein Feuerwerk entlädt und euphorische Stimmung löst – Jubel am Ende einer lebendigen Freundschaft. Hei Hei – das ist finnisch und heißt auf Wiedersehen.
Abschiedskonzert Jukka-Pekka Saraste | Fr 5.7. 20 Uhr | Kölner Philharmonie | 0221 280 280
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