Unter dem Motto „Menschengemacht“ befassen sich auf dem diesjährigen Festival Literaturdistrikt Lesungen und Gespräche mit dem menschlichen Einfluss auf Umwelt und Gesellschaft – und mit der damit eihergehenden Verantwortung. Zum Auftakt des Festivals ist am 4. November eine Lesung aus dem Essayband „Selbst schuld“ zu hören. Darin beschäftigen sich Wolfgang M. Schmitt und 12 weitere Autor:innen mit der Schuldzuschreibung an das Individuum als neoliberalem Ablenkungsmechanismus.
Am 7. November setzt sich Lin Hierse mit der Suche nach Heimat in einer bedrohten Umwelt auseinander. In „Das Verschwinden der Welt“ zieht die Protagonistin Marta in ein verlassenes Hochhaus ein und trifft dort auf drei Gestalten, an denen die Zeit vorbeigeglitten ist. Marta versucht, zu ihren Mitbewohnern durchzudringen, die sich von der Außenwelt abschirmen.
So wie der Mensch die Natur verändert, verändert die Literatur die Geschichte: Am 10. November liest Mithu Sanyal aus ihrem Roman „Antichristie“. Darin geht sie der Frage nach, was eine Künstlerin tun würde, wenn sie in historische Ereignisse eingreifen könnte. Während die Drehbuchautorin Durga an einer dekolonialisierten Agatha Christie-Serie arbeitet, wird sie in das Jahr 1906 versetzt. Hier widersetzen sich indische Rebellen der britischen Kolonialherrschaft – auch Durga bietet sich im Körper eines bengalischen Studenten die Möglichkeit, an den Kämpfen teilzunehmen.
Eine Schaffenskrise prägt den Roman „Content“, aus dem Autor Elias Hirschl am 11. November liest. In dem Roman verliert sich eine Texterin von Listenartikeln in einem digitalen Labyrinth aus Start-Ups, Fakeprofilen und Algorithmen. Der Sinn ihrer Arbeit bleibt der Erzählerin schleierhaft – vor allem, da gerade die Welt zusammenbricht.
Abschließend beleuchten Saba-Nur Cheema und Meron Mendel am 16. November mit ihrem Sammelband „Muslimisch-jüdisches Abendbrot“ das Miteinander in schwierigen Zeiten: Nach dem Terrorangriff der Hamas auf Israel am 7. Oktober 2023 wurde die gleichnamige FAZ-Kolumne des Paares über den interkulturellen Austausch zu einem Symbol der Hoffnung.
20. Literaturdistrikt | 4. - 16.11. | div. Orte in Essen | www.literaturdistrikt.de
Hat Ihnen dieser Beitrag gefallen? Als unabhängiges und kostenloses Medium sind wir auf die Unterstützung unserer Leserinnen und Leser angewiesen. Wenn Sie uns und unsere Arbeit finanziell mit einem freiwilligen Betrag unterstützen möchten, dann erfahren Sie über den nebenstehenden Button mehr.
Neuer Blick auf Afrika
Lutz van Diik in der Essener Buchhandlung Proust
Flucht ins Metaverse
„Glühfarbe“ von Thea Mantwill – Literatur 06/25
Ein Hund als Erzähler
„Zorro – Anas allerbester Freund“ von Els Pelgrom und Sanne te Loo – Vorlesung 06/25
Im Reich der unsichtbaren Freunde
„Solche Freunde“ von Dieter Böge – Vorlesung 07/25
Bis zur Neige
„Der Durst“ von Thomas Dahl – Literatur 06/25
Ein Leben, das um Bücher kreist
„Roberto und Ich“ von Anna Katharina Fröhlich – Textwelten 06/25
Sicherheit unmöglich?
Die Lesung „Sicher nicht“ in Moers
Hartmut und Franz
Oliver Uschmann und sein Roman über das Verschwinden von Kafka – Literaturporträt 06/25
Die Spielarten der Lüge
„Die ganze Wahrheit über das Lügen“ von Johannes Vogt & Felicitas Horstschäfer – Vorlesung 05/25
„Charaktere mit echten Biografien“
Oliver Uschmann über seinen Roman „Ausgefranzt“ – Literatur 05/25
Im Fleischwolf des Kapitalismus
„Tiny House“ von Mario Wurmitzer – Literatur 05/25
Starkregen im Dorf der Tiere
„Der Tag, an dem der Sturm alles wegfegte“ von Sophie Moronval – Vorlesung 05/25
Ein Meister des Taktgefühls
Martin Mosebachs Roman „Die Richtige“ – Textwelten 05/25
Die Unschärfe der Jugend
Diskussion über junge Literatur im Essener KWI – Literatur 04/25
Die Kunst der zärtlichen Geste
„Edith“ von Catharina Valckx – Vorlesung 04/25