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Jonas Burgert, Schlier, 2020, Öl auf Leinwand, 360x720 cm, © Künstler
Foto: Lepkowski Studios

Ruhe im Sturm

13. Mai 2020

Jonas Burgert im Bahnhof Rolandseck – Kunst in NRW 05/20

Es ist gar nicht mal so sehr die Monumentalität der Malerei von Jonas Burgert, die den Betrachter in ihren Bann zieht. Überwältigend sind vor allem die kippenden Perspektiven, die Bildachsen, die aus den Fugen geraten sind, die im Dunkel leuchtende Pracht der Farben und das All-Over vieler Ereignisse im Bildformat, vorgetragen in souveränem Realismus. Alles scheint zur Ruhe gekommen, als habe ein Orkan eine kurze Pause eingelegt. Dazu ragen einzelne Figuren, zu denen auch Tiere treten können, stabil und geradezu plastisch aus den Bildern heraus und tragen zur Ordnung des Geschehens bei. Jonas Burgert vereint Disparates, eine kontrollierte Figürlichkeit mit einem abstrakten Expressionismus, Schönheit mit verstörender Fragmentierung, antike Mythologie mit Gegenwart. Die Handlungsstränge initiieren einen Kreislauf der Geschehnisse, der ebenso selbstverständlich ist wie er rätselhaft bleibt.

Für diejenigen, die Jonas Burgerts jüngste Auftritte in Berlin nicht gesehen haben, ist die Ausstellung in Rolandseck eine grandiose Gelegenheit. Einzelausstellungen sind mittlerweile rar, weil der international gefragte, in Berlin ansässige Burgert seine Bilder auf die Ausstellungen hin malt. Wie sehr sie sich dabei aufeinander beziehen und doch autark bleiben, zeigt nun die Ausstellung in Rolandseck. Jedes der Gemälde zeigt neue Inszenierungen, die an die verschiedenen Akte im Theater denken lassen und zwischen Traum und Wirklichkeit, Interieur und Außenraum Fragen zur Existenz des Menschen aufwerfen. Neben diesen Gemälden sind auch Porträts ausgestellt und es ist faszinierend, wie viel Burgert mit den Augen und dem Blickkontakt zum Betrachter erreicht. Überhaupt verschaffen sich die Protagonisten seiner Werke Gehör und Raum, indem sie sich recken, ausdehnen, ihn für sich vereinnahmen. Konsequent sind die lebensgroßen figürlichen Skulpturen, die – teils auf einem Sockel – im Ausstellungsraum stehen oder kriechen und dabei mehr Realismus als Surrealismus sind. Und dann klappt die bildnerische Darstellung an der Wand geradezu nach oben und vereinnahmt das Publikum in den Geschehnissen. Aufregend!

Jonas Burgert: Sinn frisst | bis 16.8., bei Redaktionsschluss geschlossen | Arp Museum Bahnhof Rolandseck bei Remagen | 02228 94 25 16

Thomas Hirsch

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