Kinokalender
Mo Di Mi Do Fr Sa So
25 26 27 28 29 30 31
1 2 3 4 5 6 7

12.609 Beiträge zu
3.831 Filmen im Forum

Faszinierende Zeitreise: Peter Prange
Foto: Ulrich Schröder

Gier nach Leben

28. September 2017

„hier!“ in Lünen: Prange begeistert – Lesezeichen 10/17

Unter dem Motto „hier!“ hat das Literaturbüro Unna vom 26.8. bis 30.9. mit über 70 Veranstaltungen ein beeindruckendes Festival auf die Beine gestellt. Mit einem hochkarätigen Programm stand vor allem das „Literaturland Westfalen“ im Fokus: „Mehr als 60 literarische Einrichtungen, Initiativen und engagierte Einzelakteure aus der ganzen Region“ waren hieran beteiligt. Das Thema „Heimat“ nahm insbesondere der 1955 in Altena geborene und dort aufgewachsene Schriftsteller Peter Prange in den Blick.

Prange, der mit seiner 2004 als ARD-Zweiteiler verfilmten deutsch-deutschen Familiengeschichte „Das Bernstein-Amulett“ (Knaur 1999) den literarischen Durchbruch erzielte, widmet sich in seinem 2016 erschienenen Roman „Unsere wunderbaren Jahre“ dem Mythos der westdeutschen Währungsreform von 1948. Ort des Geschehens ist seine Heimatstadt Altena, wo die Rohlinge der D-Mark-Münzen hergestellt wurden. Somit wird die sauerländische Kleinstadt nicht nur zum Schauplatz des im Untertitel als „deutsches Märchen“ bezeichneten Romans, sondern zum „BRD-Panoptikum“, wie Prange es selbst auf den Punkt bringt, als er sein jüngstes Werk am 4.9. in der bis auf den letzten Platz gefüllten Lippe-Buchhandlung in Lünen vorstellt.

Es ist „das Buch meines Lebens“, verrät Prange dem Publikum eingangs – „unangestrengt“ sei es entstanden und „ohne Schreibblockaden“. Begonnen habe alles mit der Lektüre der Liebesbriefe seiner Eltern bei einem Glas guten Rotwein. Die Romanhandlung setzt am 18. Juni 1948 ein, zwei Tage vor der Währungsreform in den Besatzungszonen der drei West-Alliierten. „Endlich durfte man sich wieder auf etwas freuen“, lautet der Tenor vor Aushändigung der 40,- DM „Startgeld“ an einem Sonntag. Jene „Aufbruchstimmung“ und die „Gier nach Leben“ der Überlebenden des Weltkriegsdesasters herauszustellen, ist ein zentrales Anliegen des Autors: „Wir waren damals dem Tod von der Schüppe gesprungen“, zitiert Prange den eigenen Vater – und genau deshalb habe es „die rauschendsten Feste“ gegeben. Dabei wurde viel getanzt – so verdient Roman-Protagonist Tommy Weidner seinen Lebensunterhalt in den Nachkriegsjahren damit, Tanzstunden zu geben…

ULRICH SCHRÖDER

Hat Ihnen dieser Beitrag gefallen?
Als unabhängiges und kostenloses Medium ohne paywall brauchen wir die Unterstützung unserer Leserinnen und Leser. Wenn Sie unseren verantwortlichen Journalismus finanziell (einmalig oder monatlich) unterstützen möchten, klicken Sie bitte hier.

Neue Kinofilme

Was ist Liebe wert – Materialists

Lesen Sie dazu auch:

Geteilte Sorgen
„Lupo, was bedrückt dich?“ von Catherine Rayner – Vorlesung 08/25

Augen auf Entdeckungsreise
„Jetzt geht’s los!“ von Philip Waechter – Vorlesung 08/25

Düster und sinnlich
„Das hier ist nicht Miami“ von Fernanda Melchor – Textwelten 08/25

Erste Male zwischen den Welten
„Amphibium“ von Tyler Wetherall – Literatur 08/25

Eine wahre Fluchtgeschichte
„Wie ein Foto unser Leben rettete“ von Maya C. Klinger & Isabel Kreitz – Vorlesung 07/25

Die Kraft der Erinnerung
„Das Geschenk des Elefanten“ von Tanja Wenz – Vorlesung 07/25

Alternative Realität in Tokyo
„Tokyo Sympathy Tower“ von Rie Qudan – Literatur 07/25

Zart und kraftvoll zugleich
„Perlen“ von Siân Hughes – Textwelten 07/25

Flucht ins Metaverse
„Glühfarbe“ von Thea Mantwill – Literatur 06/25

Ein Hund als Erzähler
„Zorro – Anas allerbester Freund“ von Els Pelgrom und Sanne te Loo – Vorlesung 06/25

Im Reich der unsichtbaren Freunde
„Solche Freunde“ von Dieter Böge – Vorlesung 06/25

Bis zur Neige
„Der Durst“ von Thomas Dahl – Literatur 06/25

Literatur.