Hexen hexen
USA 2020, Laufzeit: 106 Min., FSK 12
Regie: Robert Zemeckis
Darsteller: Anne Hathaway, Octavia Spencer, Stanley Tucci
Charmant verschrobenes Hexenmärchen
Von Mäusen und Hexen
„Hexen hexen“ von Robert Zemeckis
Nicolas Roeg („Wenn die Gondeln Trauer tragen“) adaptierte 1990 erstmals Roald Dahls Kinderbuch: Eine skurrile, verschrobene Märchenfarce mit einer großartigen Anjelica Huston als Hoch- und Großmeisterhexe. Gewiss nicht ganz mainstreamtauglich – aber umso eigenwilliger! Nachdem Guillermo del Toro in den Nuller Jahren Interesse bekundete, sein Engagement aber bald zurückzog, übernimmt nun Robert Zemeckis („Falsches Spiel mit Roger Rabbit“, „Cast Away“) die Neuverfilmung.
Er verlegt die Geschichte vom England der 1980er ins Alabama des Jahres 1968 (wobei, mitunter fühlt man sich auch mal in die 50er Jahre oder noch früher versetzt – aber das ist insgesamt zweitrangig): Ein kleiner afroamerikanischer Junge verliert seine Eltern und kommt unter die Obhut seiner Großmutter (Octavia Spencer – wir hoffen Sie haben nicht „Die Hütte“ geschaut, das könnte Ihnen Frau Spencer nachhaltig vergraulen). Als eine Hexe dem Jungen zu nahe kommt, verstecken sich die beiden in einem teuren Hotel. Eben dort aber halten noch am selben Tag eine Horde Hexen Einzug und planen einen vernichtenden Feldzug gegen sämtliche Kinder dieser Welt. Allen voran die Oberhexe, verkörpert von Anne Hathaway („Der Teufel trägt Prada“), die gelungen mit Akzent und Attitüde aufwartet, aber austauschbar bleibt. Anjelica Huston bleibt hingegen unvergessen.
In Zeiten von seelenlosen, entzauberten Adaptionen Grimm’schen Märchenguts („Maleficent“, „The Huntsman & The Ice Queen“), gelingt Zemeckis ein hübscher Gegenentwurf. Das ist natürlich allein schon Roald Dahl’s Vorlage zu verdanken. Und dass Zemeckis die Adaption von Nicolas Roeg kennt, steht außer Frage. Doch Zemeckis guckt nicht bloß ab: Mit gutem Tempo lässt er Mäuse und Menschen und Hexen aufeinander los und würzt das Ganze – Oldies & Oldtimer – mit saftigem Zeitkolorit, Humor und einer Portion Mulmigkeit. Mitunter holpert es, wenn die Oberhexe zu digital grinst und wenn es in seichten Kleinkinderquatsch abdriftet. Da will man mal technisch up to date sein, mal will man auch die ganz Kleinen abholen. Dabei ist das hier schlichtweg nichts für die ganz Kleinen.
Trotzdem hat uns der knackige Spaß gefallen! Zemeckis zaubert ein inspiriertes, flottes Hexenmärchen mit gutem Schau- und sanftem Schauwert. Und anders als Roeg hält er sich zum Ende näher an die Vorlage. Und das tut der Sache gut. Sie ist schließlich kein Grimm’sches Märchen.
(Hartmut Ernst)
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