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03. November 2021

Anthologie „Mit Comics durch Köln“ von Leo Leowald – Comickultur 11/21

Hamburg: große Comicszene! Das hat mit der dortigen Hochschule zu tun. Berlin: große Comicszene! Klar, Hauptstadt-Syndrom. München: kleinere Comicszene, aber immerhin auch wie in Hamburg und Berlin regelmäßig ein Comicfestival. Köln: keine Comicszene? Kein Comicfestival? Zumindest war das lange Zeit so. Festivals kamen und gingen, aber seit 2015 findet alle zwei Jahre im Literaturhaus ein kleineres statt. Und Leo Leowald, bekannt vor allem durch seinen ab 2004 täglichen, inzwischen wöchentlich erscheinenden Webcomic „Zwarwald“, hat 2019 für die erste Literaturnacht Köln die Comicszene gesucht und gefunden. Protagonisten gibt es hier tatsächlich einige, auch bekannte, nur kaum Verbindungslinien.

Zur Literaturnacht hat Leowald ein gutes Dutzend Protagonisten in der Traumathek für Ausstellung, Lesung, Workshop und anderes versammelt. Jetzt hat er noch ein paar mehr in der von ihm herausgegebenen Anthologie „Mit Comics durch Köln“ dingfest gemacht: 24 Kölner zeichnen Geschichten rund um ihre Lieblings- und Hassorte – „garantiert ohne Dom“. So vielfältig die Künstler – vom noch unbekannten 11-jährigen Nico Schoberth bis zum altgedienten und wohlbekannte Ralf König oder der Altfeministin Franziska Becker, von Autodidakten zu studierten Illustratoren, von Cartoonisten zu Graphic Novelisten zu Mangaka – so vielfältig sind auch die tragischen, komischen, dramatischen und fantastischen Geschichten und die zeichnerischen Stile. Das Vorwort der Anthologie mit der Tagline „die coolste Sammlung bunter Kästchen seit dem Richter-Fenster“ kommt übrigens von der kölschen Comic-Aficionada Hella von Sinnen (Emons).

Neben diesem bunten Strauß wirkt „Rückkehr nach Eden“ von Paco Roca zunächst monolithisch. Roca, einer der bedeutendsten spanischen Comiczeichner der Gegenwart, hat sich wie schön öfter in seinem neuen Werk mit der spanischen Diktatur auseinandergesetzt. Doch hier ist dieser Themenkomplex nur ein kleiner Baustein in einer vielgliedrigen Biografie, die er anhand eines Familienfotos aus dem Jahr 1946, aufgenommen am Strand, ausbreitet. Seine Mutter steht im Zentrum, doch auch die Großeltern, Onkel, Tanten und Kinder werden bei ihrem Gang durch die spanische Geschichte zwischen Republik, Bürgerkrieg, Diktatur und Demokratie begleitet. Elegant erzählt Roca in immer neuen Schleifen, vom Foto zurück, nach vorne und seitwärts springend von tragischen Schicksalen cholerischer Männer und verhärmter Frauen. Große grafische Erzählkunst (Reprodukt).

Christian Meyer-Pröpstl

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