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Beethovens Hörgeräte
Bild: Hans Palm

Schicksals-Tanz

15. Januar 2020

Konzert für Hörgeschädigte: BEAThoven – Klassik am Rhein 01/20

„Apotheose des Tanzes“ nannte Richard Wagner den göttlichen Schwung in einer Beethoven-Sinfonie, der „Freischütz“-Weber wollte das diesjährige runde Geburtstagskind dafür ins Irrenhaus einliefern lassen. Ähnliche Gedanken befallen den Klassikfreund beim Beethoven-Experiment „BEAThoven“: Breakdance auf die fette Fünfte, „Musik von den Haarspitzen bis in die Zehen spürbar!“

Was der Beat in den Diskos mit ihren knackigen Poweranlagen und der Genuss von Rockkonzerten in vorderster Front direkt an den Hochtönern der Saalanlagen bewirkt hat, lässt sich besonders gut in der Kölner Philharmonie bestaunen: Da singen abends und morgens zur altersgerechten Matinée die rückkoppelnden Hörgeräte wie die Buckelwale in der Paarungszeit. Dann wird besonders deutlich, dass beim Kunstgenuss ganz wesentlich die Ausgangsposition des Hörers eine sehr große Rolle spielt: Musikfreunde mit und ohne Höreinschränkung erleben wahrscheinlich völlig unterschiedliche Konzerte.

Das will der WDR jetzt ändern. Er hat zum ganzjährigen Jubelfest des Bonners u.a. die berühmte „Schicksals“-Sinfonie Nr. 5, bei der vielleicht sogar der Sensenmann persönlich zu Beginn markant an die Pforte klopft, in eine moderne tanzbare Version wandeln lassen – Sinfonie Nr. 5 recomposed, hörbar mit und ohne Hörsinn. Das erinnert an Vivaldis „Jahreszeiten“, die zur Minimalmusik verdichtet von Stargeiger Daniel Hope gepuscht unter „interessant“ verbucht werden konnten. Aber in der Sache Beethoven wird die Musik richtig bearbeitet: Mit DJ, Lichtdesign und Choreografie, letzteres zum Mittanzen für alle. Und mit dem Funkhausorchester existiert auch eine sinfonische Abteilung.

Bei aller guten Laune nur am Rande: Für Beethoven kam die ergreifende Taubheit sehr früh, begann Mitte Zwanzig und verschlimmerte sich derart, dass er mit 31 sein Testament schrieb – er schickte es nicht ab. Einem Freund sagte er: „Es fehlte nicht wenig, und ich endigte selbst mein Leben – nur sie, die Kunst, sie hielt mich zurück!“

Dieses Beethoven-Experiment richtet sich an Tänzer ab 13, die in einem Tutorial die nötigen Tanzschritte einstudieren können und ein eigenes Video erstellen sollen. „Dance, win, fly“ heißt das junge Motto, bei dem ein Dance-Workshop als Preis winkt. Im philharmonischen Konzert wird es diesmal etwas lauter: Gut für die Ohren?

„BEAThoven“ | Fr 24.1. 19 Uhr | Kölner Philharmonie | 0221 280 280

Olaf Weiden

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