François Schuiten ist inzwischen vor allem für sein 1983 mit dem Autor Benoit Peeters gestartetes Gesamtkunstwerk „Die geheimnisvollen Städte“ – eine Art frühe Steampunk-Parallelwelt – bekannt. Aber schon seit den späten 70er Jahren hat er mit dem Autor Claude Renard in eine ähnliche Richtung experimentiert. Die Sammlung „Metamorphosen“ enthält die beiden Alben „Die Mediane von Zymbiola“ und „Das Gleis“ sowie das Portfolio „Express“. Ästhetisch klingt Moebius als Vorbild an, während ihr gesellschaftliches Interesse an Bilal erinnert. Die Ausgestaltung ihrer Welten und die Doppelbödigkeit der Geschichten ist hier einmalig (Schreiber & Leser).
Der Kunsthistoriker und Comic-Experte Alexander Braun ist bekannt für seine profunden Kenntnisse und seine intensive Recherche. Nach seiner mehrere Kilo schweren Gesamtausgabe von Winsor McCays „Little Nemo“ und dem detailreichen Katalog zum Werk des Comic-Pioniers Will Eisner erscheint nun als Katalog für eine Ausstellung im Dortmunder Schauraum der 450 Seiten starke Band „Horror im Comic“. In diesem Fall steht am Anfang ein Ausflug zu makabren Bildern von Caravaggio, Rembrandt oder Goya. Anschließend geht es zum Boom von Horror-Comics in den 50er Jahren und der anschließenden (Selbst-)Zensur, um dann die Gattungen zu durchkämmen – Vampire, Werwölfe, Geister, Zombies und Monster aller Art sowie Massenmörder, die den menschlichen Körper attackieren, auf der Erde, im Wasser oder im Weltall. Aber nicht nur Pulp, sondern auch Art School-Comics sowie die speziellen Spielarten von Italo- und Japan-Horror stehen im Fokus. Aktuelle Fragen nach dem menschlichen Ursprung der düsteren Fantasien und Zensurwünschen erden das „monströse“ Werk im Hier und Jetzt (avant-verlag).
Deutlich lustiger ist das kaum noch überschaubare Werk von Lewis Trondheim, auch wenn er sich immer wieder mit fröhlichem Irrsinn des tödlichen Wahnsinns annimmt. Wie schon bei den ähnlich angelegten kriminalistischen Abenteuern von „Maggy Garrisson“ lässt der Autor und Zeichner bei der muslimischen „Karmela Krimm“ aus Marseille einen Kollegen zeichnen – dieses Mal Franck Biancarelli. Wie Garrisson ist Krimm cool, keck und mit ihrem lässigen Humor ein tolles weibliches Role Model. Der zweite Band „Roter Schnee“ ist gerade erschienen (Schreiber & Leser).
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