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Ursula Ridder und Margit Meier mit Zepp Oberpichler
Foto: Ulrich Schröder

Rock'n'Roll im Buchladen

26. April 2018

Multiplikator literarischer Kultur im Duisburger Norden – Lesezeichen 05/18

Als das Lesezeichen am 4. November 1995 in Duisburg-Hamborn eröffnet wurde, spielte keine zwei Kilometer entfernt Michael Jackson in der seit 2011 geschlossenen Rhein-Ruhr-Halle, wo sein „Earth“-Song Weltpremiere feierte. Seit einer Erweiterung des Ladens auf nunmehr rund 90 Quadratmeter veranstalten die Gründerinnen Margit Meier und ihre Schwester Ursula Ridder, seit inzwischen anderthalb Jahrzehnten dort ein facettenreiches Lesungsprogramm. Der Name des gemütlichen Geschäfts an der Emscherstraße 213 geht auf Günter Ridder zurück, der seine Frau bei Lesungen nicht zuletzt beim Catering unterstützt. Bei den inzwischen meist ausverkauften Veranstaltungen mit Lokalmatadoren wie der Ruhr-Krimi-Autorin Irene Scharenberg, dem Duisburger ‚Pott-Koch‘ Tom Waschat sowie auswärtiger Prominenz wie Politthriller-Spezialist Horst Eckert finden etwa 35 BesucherInnen Platz. Seinen Anfang nahm der Veranstaltungsmarathon mit einer kulinarischen Schnapsidee des Ruhrpott-Verlegers Werner Boschmann: „Ich komm und mach ‘ne Lesung bei Ihnen – für ‘n lecker Essen...“

Was der Bottroper damit angerichtet hatte, zeigte sich einmal mehr am Abend des 12. April, als beim inzwischen vierten Auftritt des gebürtigen Duisburger Kult-Autoren Zepp Oberpichler auf Einladung der Hamborner Buchhandlung wieder ein volles Haus mit regionalen Delikatessen versorgt werden durfte. Wie zuletzt sein in Rheinhausen verorteter Ruhrgebietswestern „Galgenvögel liegen tiefer“ (2016) ist auch sein 2017 einmal mehr bei Henselowsky & Boschmann erschienenes neuestes Buch wieder einem Duisburger Stadtteil gewidmet, der diesmal sogar im Titel auftaucht: In „Chuck Berry over Bissingheim“ lässt Oberpichler seinen Protagonisten „Die wahre Geschichte des Rock and Roll“ erzählen, dessen Oppa Wallusch Schnadwül diesen im kriegsbedingten Exil in England und Amerika maßgeblich mitgeprägt – um nicht zu sagen erfunden – habe. Während Oppa Wallusch mit seiner Gibson-Gitarre das New York der 40er Jahre in musikalischen Aufruhr versetzt habe, bedient sich der Autor einer metallverstärkten Resonator-Gitarre, um den Laden  auch unplugged in Vibrationen zu versetzen und das draußen wütende Gewitter vergessen zu lassen. Songs von Fats Domino über Johnny Cash bis zu The Who (großartig!) werden durch augenzwinkernde Eigenkompositionen ergänzt: „Memphis liegt am Tennessee – Meiderich am Rhein“. 

Mit seinem gefeierten Auftritt hat Zepp Oberpichler nicht nur den Rock'n'Roll in die Buchhandlung geholt und Literatur eindrucksvoll lebendig werden lassen. Den Optimismus von Inhaberin Margit Meier dürfte der Abend zudem gestärkt haben, wenn sie sagt: „Ich glaube an die Zukunft des Buches.“ Womit sie das gedruckte Werk meint – denn schließlich benutzen die meisten ihren E-Book-Reader vielfach nur im Urlaub. Auch auf anderer Ebene erfährt ihre positive Haltung Unterstützung: Um insgesamt 1054 SchülerInnen ein Buchgeschenk zu ermöglichen, meldeten sich anlässlich des Welttags des Buches (23.4.) zahlreiche Schulklassen in der Buchhandlung Lesezeichen an, deren Namensgleichheit mit der seit nunmehr zweieinhalb Jahren unter diesem Titel im trailer-ruhr-Magazin erscheinenden Kolumne ebenfalls ein gutes Omen sein dürfte…

Im Netz: www.lesezeichen-hamborn.de

ULRICH SCHRÖDER

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