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Treibgut-Akteure Caroline Königs, Tim Szlafmyca, Johannes Güldner und Marock Bierlej (v.l.n.r.)
Foto: Ulrich Schröder

Politisch-poetische Fundstücke

29. Juni 2017

Literaturvernetzung in Bochum: Treibgut trifft Ruhrpoeten – Lesezeichen 07/17

Im Rahmen der BoBiennale präsentierten sich am 10.6. im BlueSquare der Ruhr-Uni Bochum bei einem „Ruhrliteratenabend“ mit den Ruhrpoeten und Treibgut zwei Gruppen, die sich in den letzten Jahren um die Vernetzung der regionalen Literaturszene verdient gemacht haben. „In einer anderen Zeit wären wir Freigeister gewesen – wir hätten rebellieren können gegen all‘ das, was unseren Verstand einengt“, rezitiert Caroline Königs in einer Youtube-Präsentation der 2002 an der RUB gegründeten Treibgut-Gruppe aus Tim Szlafmycas 2016 erschienenem Debüt-Roman „Die Relativität der Gleichzeitigkeit“. Hierfür bedient sich der Lyriker Johannes Güldner der klassischen Sonettform – etwa im Gedicht „Der Club“, wo die Skizze einer klandestinen Vereinigung in grundlegende Gesellschaftskritik mündet: „Vielleicht ist es profanes Streben / Vielleicht geht es um Geld und Macht / Oft geht es nicht um mehr im Leben // Doch gibt man auf Nuancen acht / Ahnt man das Netz, das sie hier weben / Und den Brand, der hier entfacht.“ Perfekt hierzu passt die Text-Performance des vierten Treibgut-Akteurs an diesem Abend, Marock Bierlej: „Wenn es brennen würde“... 

Die Treibgut-Vorstellung knüpft nahtlos an eine explizit „politische Lesung“ an, die das 2009 ins Leben gerufene Netzwerk Ruhrpoeten (seit 2013 e. V.) ins BlueSquare brachten. Das Politische wie im noch bis zum 15.7. ausgeschriebenen aktuellen, bislang vierten Wettbewerb literarisch zu pointieren suchten vier AutorInnen mit ihren Texten. Wohl am meisten berührte das Publikum Benny Alze mit einem Text über einen von seiner Fluchtgeschichte traumatisierten Jungen namens Tayo: „Er hätte seiner Lehrerin sagen können, dass in dem Container, mit dem er nach Europa kam, 30 Menschen […] ums Leben gekommen sind. Er hätte ihr sagen können, dass seine Eltern, als er 10 Jahre alt war, vor seinen Augen erschossen wurden. […] Tayo schaute seiner Lehrerin in die Augen und schüttelte den Kopf.“ Das Line-up komplettierten Birgitta Gronau, Thomas Kade und Sarah Meyer-Dietrich, die aus ihrem Ruhrgebietsroman „Immer muss man mit Stellwerksbränden, Streiks und Tagebrüchen rechnen“ (Henselowsky Boschmann 2016) las.

ULRICH SCHRÖDER

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