Erster Satz? „Is deer geil!“ Nummernschild? DO-PE 69. Für Liebhaber des Films lächerlich einfache Fragen. Sie können schließlich alle Dialoge mitsprechen. Einige (positiv) Verrückte haben sogar Szene für Szene nachgedreht und ihre Meisterleistung auf die Leinwand gebracht. Die Rede ist von Peter Thorwarths Ruhrgebietskomödie „Bang Boom Bang“, die zum Kultstreifen avancierte. Seit dem Erscheinungsjahr 1999 läuft der Film jeden Freitagabend im UCI Bochum. Stets ausverkauft. In Dortmund führt regelmäßig die Bang Boom Bang-Tour stilsicher mit dem nötigen Equipment zu den Spielorten. Fans des BVB vereinnahmten den Spruch des schmierigen Videothekenbesitzers Franky für sich: 90 Minuten Hardcore, echte Gefühle. Und der eigentliche Star des Films, Ralf Richter alias Kalle Grabowski, räsoniert neuerdings im Radio über K**k-Vereine und Vereine mit Charakter zum Liebhaben, natürlich nicht ohne sein typisches „Mann, doh!“. Kein anderer Film wird im Ruhrgebiet so gefeiert wie der erste Teil der Thowarthschen Unna-Trilogie. Im August richtet das UCI zum 15. Geburtstag des Films eine Party mit großem Staraufgebot aus und muss sich wie vor fünf Jahren wohl kaum um die Kartenabnahme sorgen.
Wem die Wochen bis dahin zu lang erscheinen, der kann am 11. Juli die Gelegenheit ergreifen, sich die Kultkomödie im Westfalenpark Dortmund auf der Leinwand der Seebühne zu Gemüte zu führen. Denn ja, es ist Sommer. Die optimale Zeit für Kino unter freiem Himmel. Und an Angeboten mangelt es im Ruhrgebiet keineswegs. Unweit der pittoresken Kulisse im Westfalenpark in der Nachbarstadt Hagen lädt das kleine Kino Babylon im Hinterhof zum romantisch anmutenden „Kino unterm Sternenhimmel“ ein und zeigt ab dem 18. Juli Komödien wie „Paulette“ oder Dramen wie „American Hustle“. In Bochum-Langendreer läutet das Endstation Kino am 19. Juli die Freiluftsaison mit einem „7 Psychos“-Gastspiel auf dem Rasen des BV Langendreer 07 ein und erinnert an Picknickdecken für ein gemütliches Beisammensein. Die hiesige Brauerei Bochums hält neben Kassenschlagern wie „Fack Ju Göhte“ mit der Dokumentation „Wacken“ sogar eine Preview für ihr Open Air bereit. Die Stadt Herten besinnt sich auf demokratische Werte, indem sie die Zuschauer die Filme für ihr Sommerkino wählen lässt und das Kino Filmwelt Herne wartet mit historischer Atmosphäre im Innenhof von Schloss Strünkede auf. Jüngeren Jahrgangs ist der Königlich Preußische Bahnhof zu Kupferdreh, wo das in der Empfangshalle beheimatete Lukas die neuesten Arthouse-Produktionen präsentiert. Ebenfalls einen Eisenbahnhintergrund weist die Spielstätte in Mülheim auf. Der Ringlokschuppen, nun ein Zentrum für die Kulturszene, räumt am 31. Juli mit „00 Schneider im Wendekreis der Eidechse“ beim Ruhrsommer Open Air Kino dem bekanntesten Kind der Stadt einen Platz ein. Jedoch die vermutlich eindrucksvollste Kulisse und das Symbol für den Strukturwandel im Ruhrgebiet schlechthin darf das Stadtwerke Sommerkino für sich behaupten. Das Filmforum Duisburg lässt in Kooperation mit dem Landschaftspark Duisburg-Nord 40 Tage lang großes Kino in der Gießhalle eines ehemaligen Hochofens laufen. Höhepunkt dieses Jahres wird der Auftritt der Duisburger Philharmoniker zu Charlie Chaplins Stummfilm „Lichter der Großstadt“ sein, aber auch die Komödie „Nicht mein Tag“ wird am 31. Juli gezeigt. Regisseur? Peter Thorwarth.
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