Es lebe die kontroverse Diversität! Das scheint der Feminismus inbrünstig zu rufen. Während die einen schon eine tiefe Aversion angesichts ihrer eindimensionalen Vorstellung von humorloser Misandrie verspüren, geht es bei den anderen hoch her: Slutwalks gegen Victim blaming oder doch bloß die Unterwerfung unter das Gebot der Sexiness? FEMEN gegen das Patriarchat und kirchliche Dogmen oder eher imperialistisch und elitär? Riot Grrrl, Pink stinkt, One Billion Rising, #NOmeansNO und #Aufschrei. Binnen-I, Gender_Gap und die Wildcard der Informatik*. Willst du mit mir Frauenquoten? Ja, Nein, Vielleicht. Simone de Beauvoir, Alice Schwarzer, Angela McRobbie, Judith Butler, Sheryl Sandberg, Anne Wizorek, Sookee, Laurie Penny und und und. Quot capita, tot sensus, wie bereits das Thema FRAUENMENSCHEN der letzten trailer-Ausgabe nahelegte. Doch auch wenn all die feministischen Strömungen in unserem Kopf einer großen Wildwasserbahn zu gleichen scheinen, haben sie dasselbe Ziel: die Gleichstellung der Geschlechter. Und für dieses Ziel haben die vielfältigen Strömungen und Standpunkte mit Hinblick auf ihren Hintergrund und ihre Zielgruppe eine Berechtigung.
Aber was hat das mit dem Kino im April zu tun? Vom 14.-19. April zeigt das Internationale Frauenfilmfestival IFFF Dortmund | Köln ein breites Spektrum an Standpunkten und eröffnet die Möglichkeit, eigene Standpunkte zu formulieren. Mit dem Selbstverständnis, als Plattform für weibliche Filmschaffende zu fungieren, stellt es Entwicklungen in der Filmarbeit wie auch die unterschiedlichsten Filmarbeiten selbst vor. Gespräche mit Regisseurinnen, Konzerte, Performances, der Girls‘ Focus-Workshop „Auf der Suche nach Frauen(vor-)bildern im Film“ sowie die Podiumsdiskussion zu Frauen in Männerdomänen mit der Frage nach der Frauenquote bieten dabei zahlreiche Formen, Standpunkte auszutauschen, auszudrücken und vielleicht auch auszuhalten.
Noch kontroverser und vielfältiger als im Feminismus sind Standpunkte und Strömungen im Bereich des Glaubens vertreten. Sie tragen zu Krieg und Unterdrückung, aber auch zu innerem Halt und dem Streben nach einer gerechten Lebensführung bei. Am 26. April stellt sich nach dem preisgekrönten und diskussionsoffenen Film „In einer besseren Welt“ in der Dortmunder Reinoldikirche die Frage, wie die Standpunkte des christlichen Glaubens, wie die Sichtweisen der Bibel zu einer besseren, gerechteren Welt führen können. In St. Reinoldi gehen Kirche und Kino regelmäßig im Rahmen der gleichnamigen Reihe aufeinander zu, tauschen sich aus und loten ihre Standpunkte zu den schwierigen Fragen dieser Welt aus.
Auf die schwierigen Fragen dieser Welt kann gewiss keiner einfache Antworten geben. Auch nicht der Feminismus und auch nicht der Glaube. Doch in einer offenen Auseinandersetzung, in einem offenen Austausch von vielfältigen Standpunkten und Meinungen können Ansätze gefunden werden. Und dabei kann das Kino, indem es Realitäten anschaulich vermittelt, eine wichtige Rolle spielen.
Hat Ihnen dieser Beitrag gefallen? Als unabhängiges und kostenloses Medium sind wir auf die Unterstützung unserer Leserinnen und Leser angewiesen. Wenn Sie uns und unsere Arbeit finanziell mit einem freiwilligen Betrag unterstützen möchten, dann erfahren Sie über den nebenstehenden Button mehr.
„Viel Spaß beim Film“
Vom Ende der Platzanweiser:innen – Vorspann 04/24
Was läuft im Kino?
Über die Programmierkunst echter und gespielter Helden – Vorspann 03/24
Prognose: Lachstürme
Die Komödie findet endlich ins Kino zurück – Vorspann 02/24
Emanzipation und Alltag
Starke Protagonistinnen im Januar – Vorspann 01/24
Was vom Kinojahr übrig bleibt
Rückblick 2023 – Vorspann 12/23
Lost Place – Found
Vor 10 Jahren feierte das Hamburger Rialto ein zweites Leben – Vorspann 11/23
Künstler:innenportraits im Oktober
Neue Filme von Margarethe von Trotta und Wim Wenders – Vorspann 10/23
„Barbenheimer“ goes Artiplex
Lösen sich die Kinounterschiede auf? – Vorspann 09/23
Die Geschichte eines „Wochenendes“
Herr Schier und seine Agenturen – Vorspann 08/23
Kein Sommerloch in Sicht
Mit Blockbusterkino und Open Air – Vorspann 07/23
Cannes kann
Neue Werke von Hausner und Glazer an der Croisette – Vorspann 06/23
Die Scheiben des Kinos
Vom Zauber der Gebäude und Menschen – Vorspann 05/23
„Ich wollte die Geschichte dieser Mädchen unbedingt erzählen“
Karin de Miguel Wessendorf über „Kicken wie ein Mädchen“ – Portrait 04/24
Sichtbarkeit vor und hinter der Leinwand
Das IFFF fordert Gleichberechtigung in der Filmbranche – Festival 04/24
„Ich mag realistische Komödien lieber“
Josef Hader über „Andrea lässt sich scheiden“ – Roter Teppich 04/24
The Monk And The Gun – Was will der Lama mit dem Gewehr?
Start: 1.8.2024
„Kafka empfand für Dora eine große Bewunderung“
Henriette Confurius über „Die Herrlichkeit des Lebens“ – Roter Teppich 03/24
„Alles ist heute deutlich komplizierter geworden“
Julien Hervé über „Oh la la – Wer ahnt denn sowas?“ – Gespräch zum Film 03/24
Bären für NRW-Filme?
21. NRW-Empfang im Rahmen der 74. Berlinale – Foyer 02/24
Zwischen uns das Leben
Start: 1.5.2024
Der Junge, dem die Welt gehört
Start: 2.5.2024
Bad Director
Start: 9.5.2024
Robot Dreams
Start: 9.5.2024