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Sänger Juri nahm 2013 an der Castingshow „The Voice" teil
Foto: Rika Talsinn

Die Neo-Boyband

26. Januar 2015

Das Kölner Neo-Pop-Trio Juri im Grammatikoff in Duisburg – Musik 01/15

„Gegen den Strom“ – im Zeichen dieses Titels steht die Tour der Kölner Popband Juri. Dieses häufig gehörte Motto wollen Juri, Pierre und Jan jedoch in die Tat umsetzen. Seit einem Jahr machen die Studenten gemeinsam Musik, spielen bei Hochzeiten, in Cafés und Clubs. Gemeinsam haben sie die EP „Zeitlos“ aufgenommen und stehen auch 2015 im Rahmen ihrer ausgedehnten Tour wieder auf der Bühne. Den Auftakt machte das Konzert im Grammatikoff am 23. Januar.

Neo-Pop bezeichnet Popmusik mit elektronischen Elementen. Diesen Stil haben sich Juri auf die Fahne geschrieben. Mit fetzigen Popsounds à la Katy Perry hat die Musik des Trios dabei wenig zu tun. Ausgerüstet mit zwei Gitarren, einem Cocktailschlagzeug und einem Bass machen Juri überwiegend ruhige Popmusik mit sensiblen Melodien und nachdenklichen Texten. Ausreißer in laute Soli und schnelle Parts sind selten und wohlüberlegt platziert. Für einen gemütlichen Abend im Duisburger Grammatikoff schien dieser Musikstil aber gerade richtig.

Ein ausgedehntes Intro mit Schlagzeug, Bass und sauberen Gitarrenmelodien stimmte das Publikum auf die Band ein. Sänger Juri, hauptverantwortlich für den Kontakt zu den Gästen, betrat wenig später die Bühne und begrüßte die Besucher mit einem ruhigen Stück. Technische Probleme nötigten Schlagzeuger Jan und Gitarrist Pierre anfangs, leiser zu spielen; das tat der Atmosphäre aber keinen Abbruch. Von Beginn an konnte zu den Stücken des Trios verträumt auf dem Stuhl mitgeschaukelt werden. Trotz betont ruhiger, häufig auch eingängiger Rhythmen überzeugte Musikstudent Jan an seinem Instrument mit Routine und der sicheren Beherrschung verschiedener Techniken sowie der Übergänge zwischen ebenjenen. Das aus wenigen Elementen bestehende Schlagzeug schränkte ihn also keineswegs in seinen Variationsmöglichkeiten ein.

Zu dritt als ganze Band: Juri, Foto: Rika Talsinn

Das beeindruckendste Multitasking bewies aber Gitarrist Pierre. An der Leadgitarre spielte er die teils getragenen, teils bewegten Melodien, während er mit den Füßen gleichzeitig als Bassist agierte. Darunter litt aber keines der Instrumente, und gleichzeitig auf Gitarre und Bass anspruchsvollere Töne anzuschlagen fiel ihm nicht schwer. Der Bass ersetzte zudem den Synthesizer und trug mit lang gehaltenen Klängen durch die Lieder. Dazu kombinierte Sänger Juri seine Akustikgitarre, die zwar nicht direkt auf das Gesamtspiel einzuwirken schien, jedoch als füllendes Hintergrundelement die Songs abrundete. Zu diesem Konstrukt sang er in deutscher Sprache, wobei seine Texte sich überwiegend mit den Themen Liebe und Sehnsucht und den allgegenwärtigen Fragen des Alltags beschäftigen. Mit der rauchigen, leicht verbraucht klingenden Singstimme, die zeitweise an Philipp Poisel erinnert, passt Juri perfekt zu seiner Band. Dabei stört es auch nicht, dass seine Singstimme nicht die lauteste und kräftigste ist. Den Liedern fehlt durch diese getragene Grundatmosphäre jedoch häufig ein wenig Schwung; der Neo-Pop-Sound von Juri könnte die eine oder andere Hook mehr vertragen.

Im Laufe ihres Auftritts hatten Juri häufig mit technischen Schwierigkeiten zu kämpfen, die sie aber souverän weglächelten. Die lockere Interaktion mit dem Publikum kam gut an, und auch die ruhige und oft bedrückte Stimmung der Lieder griff glücklicherweise nicht auf die Zuschauer über. Es wurde aufmerksam zugehört, aber es wurde auch geklatscht und gelacht. Den Kölner Musikern war der Spaß deutlich anzusehen. Juri, Pierre und Jan, die sich alle in der Schlussphase ihres Studiums befinden, wollen in Zukunft noch intensiver gemeinsam Musik machen, noch mehr durch das Land touren und weitere Platten veröffentlichen. Dabei entwickelt das Trio vielleicht noch mehr Wiedererkennungswert für noch mehr „Gegen den Strom“.

Rika Talsinn

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