Zu guter Letzt
USA 2017, Laufzeit: 108 Min., FSK 0
Regie: Mark Pellington
Darsteller: Shirley MacLaine, Amanda Seyfried, Anne Heche, Thomas Sadoski, Philip Baker Hall, Tom Everett Scott
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Konventionelle Selbstfindungsdramödie
Einsam im Recht
„Zu guter Letzt“ von Mark Pellington
Es gibt bloß eine Handvoll Stars wie Shirley MacLaine. Schauspieler, die jeden Film veredeln, unabhängig von der Qualität des Rests. In ihrer neuen Tragikomödie „Zu guter Letzt“ spielt die mittlerweile 82-jährige Hollywood-Diva eine Kratzbürste mit ausgeprägter Kontrollmacke. Daran ist wenig neu, im Gegenteil, man kann den Part MacLaines eine Paraderolle nennen. Sie hat sie schon in diversen besseren Filmen gespielt, „Bernie“ zum Beispiel, „In den Schuhen meiner Schwester“. Oder in „Zeit der Zärtlichkeit“, für den sie 1984 den Oscar gewann.
Und doch bringt „Zu guter Letzt“ einen neuen Ton ins MacLaine-Oeuvre: Unter dem humoristischen Geplänkel schwingt diesmal ein Grundton mit von Lebensabend, Abschied, Fazit. Anfangs sehen wir die verbiesterte Ex-Unternehmerin Harriet Lauler (MacLaine) einsam in einem leeren Haus. Zum Bevormunden bleiben ihr nur der Gärtner, die Friseurin und die Haushälterin, alle anderen sind schon vor langer Zeit geflohen. Nachdem ein Abend mit Rotwein und Schlaftabletten im Krankenhaus endet, meint Harriet nur noch ein Letztes kontrollieren zu können: ihren Nachruf, noch zu Lebzeiten geschrieben, logischerweise unter ihrer Aufsicht. So marschiert sie zur örtlichen Zeitung und beauftragt die junge Nachruf-Autorin Anne Sherman (Amanda Seyfried). Dass die den Job nur ungern annimmt, versteht sich von selbst.
Das Selbstfindungs-Rührstück von Mark Pellington („Arlington Road“) ist, was man in Amerika einen „crowdpleaser“ nennt. An Figurenklischees, seichten Lebensweisheiten und Sentimentalitäten ist kein Mangel, selbst die Dramaturgie des Films wird sauber nach Schubladen geordnet. Zur Recherche klappert Anne chronologisch Harriets Freunde und ehemalige Angestellte ab, dann die Familie. Doch vom Pfarrer über den Ex-Mann bis zur lange entfremdeten Tochter (Anne Heche) hat niemand ein gutes Wort zu sagen. Um ihre Vita doch noch mit Sinn zu füllen, beginnt Harriet sich um die schwer erziehbare neunjährige Brenda (AnnJewel Lee Dixon als tanzendes Maskottchen) zu kümmern. Und da sie die Musik der Siebziger liebt, besorgt sie sich einfach einen Job als Radio-DJ.
Das alles wäre arg gewollt hip ohne MacLaines Brillanz zwischen Ruppigkeit und Verletzlichkeit. Der Film gehört ihr, selbst in jenen Szenen, in denen sie gar nicht dabei ist. „Shirley und ich haben mal 20 Minuten darüber diskutiert, ob Pyjama oder Nachthemd eher zu Harriet passen“, erzählt Drehbuchautor Stuart Ross Fink. „An dem Punkt merkte ich, dass meine Schöpfung nicht mehr mir gehörte, sondern ihr.“ In MacLaines Schatten wirkt Amanda Seyfried zwar anmutig, aber zwangsläufig schmal. Dem sentimentalen Charme der Story schadet das jedoch nicht, und das Feelgood-Finale zeigt dann erwartungsgemäß, dass Harriets Herz, wenn auch altersschwach, doch aus reinem Gold ist. Bis hierhin hat sogar der alte Besen begriffen: Nicht auf den richtigen Nachruf kommt es an, sondern auf das richtige Leben davor.
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