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Wüstentänzer

Wüstentänzer - Afshins verbotener Traum von Freiheit
Großbritannien 2013, Laufzeit: 99 Min., FSK 12
Regie: Richard Raymond
Darsteller: Freida Pinto, Nazanin Boniadi, Tom Cullen (III)
>> www.senator.de/movie/desert-dancer

Biografisches Drama

Ohne Regeln
„Wüstentänzer – Afshins verbotener Traum von Freiheit“
von Richard Raymond

Afshin Ghaffarian liebt das Tanzen. In seinem Heimatland aber, der Islamischen Republik Iran, ist Tanzen in der Öffentlichkeit verboten. Als kleiner Junge setzt es dafür in der Schule noch Prügel. Vorübergehend findet Afshin ein Refugium bei dem weltoffenen Lehrer Mehdi in der Saba Arts Academy, in der junge Menschen tanzen, malen und schauspielern. Doch auch diese kreative Oase muss bald den strengen Sittenwächtern weichen. 2009 ist Afshin (Reece Ritchie, „In meinem Himmel“) erwachsen und studiert in Teheran. Als er in den versteckten Mikrokosmos der Untergrund-Partys eintaucht, wo westliche Musik gespielt wird, aber auch harte Drogen kursieren, erwacht in ihm die Leidenschaft erneut. Und eine neue Hoffnung. Verborgen vor den Augen der allgegenwärtigen Sittenwächter gründet Afshin gemeinsam mit gleichgesinnten Kommilitonen eine Tanzgruppe, die sich heimlich trifft und eine heimliche Aufführung vor einem ausgesuchten Publikum in der Wüste plant. Schon bald stößt die talentierte Elaheh (Freida Pinto, „Slumdog Millionär“) dazu, die den Tänzer im Tanze verführt, aber zugleich von einer tragischen, selbstzerstörerischen Vergangenheit geprägt ist. Während sich in Teheran der Protest mobilisiert und die grüne Welle lostritt, rückt der Tag der verbotenen Aufführung näher.

Heute lebt und tanzt Afshin Ghaffarian im Westen. Als der britische Filmemacher Richard Raymond auf dessen Lebensgeschichte stieß, verwirklichte er mit dieser Grundlage sein Regiedebüt. Ein Plädoyer für „Willenskraft und den Kampf für Recht und Freiheit“, so beschreibt er sein Anliegen. Die ambitionierte Prämisse prägt den Spielfilm spürbar, sei es in der Art der Inszenierung, sei es dramaturgisch. Ein wenig wie ein Märchen, ein wenig wie ein abstrakter Ausdruckstanz, hier eine Spur zu glatt, dort etwas melodramatisch, gestaltet sich das auf wahren Begebenheiten beruhende Drama. Doch der Seele bleibt Raymond in jeder Einstellung treu. Afshin wird nicht zum politischen Freiheitskämpfer stilisiert. Afshin will tanzen. Nicht mehr und nicht weniger. Und dieses schlichte Streben macht die Geschichte so sympathisch und universell zugleich. Es ist der emotionale Ansatz, der dieses Drama trägt. Ein Ansatz, den Raymond am besten vermittelt sieht durch die Tänze, über die Afshin seinem Freiheitsdrang und jener geheimnisvollen Elaheh begegnet. Der englische Choreograf Akram Khan zeichnet für die Choreografien verantwortlich, die immer Ausdruck sind des Seelenlebens der Protagonisten. Sei es im unterdrückten Freiheitsdrang, sei es in der stummen Sehnsucht, sei es in der Leidenschaft der Zweisamkeit. Dies sind die großen Momente dieses Films, die einen nachdenklich zurücklassen. Und die Rückschlüsse ziehen lassen auf das Verhältnis von Tanz und Freiheit, auf die Bedeutung von individuellen Nischen und auf den Irrwitz kompletter Zensur und Unterdrückung. Und damit ist dieses Drama am Ende doch politisch.

(Hartmut Ernst)

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