Winter's Bone
USA 2010, Laufzeit: 100 Min., FSK 12
Regie: Debra Granik
Darsteller: Jennifer Lawrence, John Hawkes u.a.
>> www.wintersbone-derfilm.de
Packendes Thriller-Drama
Allein im Wald
„Winter‘s Bone“ von Debra Granik
Gerade erst liegt der hundertste Weltfrauentag hinter uns – und ausgerechnet die Filme mit den wirklich starken Frauen gingen bei der Oscar-Verleihung leer aus: Auch wenn Natalie Portman für ihr Performance als sterbender Schwan verdient geehrt wurde, blieben zwei nominierte Dramen und Damen unverdient ohne Auszeichnung: Zum einen der Coen-Western „True Grit“, in dem die toughe 14-Jährige Mattie (nominiert als beste Nebendarstellerin: Hailee Steinfeld) beharrlich Jagd auf den Mörder ihres Vaters macht. Und auf der anderen Seite „Winter’s Bone“, in dem sich die 17-Jährige Ree (nominiert als beste Hauptdarstellerin: Jennifer Lawrence) vergleichbar hartnäckig auf die Suche nach ihrem verschollenen, kriminellen Vater begibt. Ein Western und ein als Thriller verpacktes Sozialdrama: Beide Geschichten erzählen von mutigen Frauen.
Während die rachsüchtige Mattie es weitgehend komödiantisch mit derben Männern zu tun bekommt, geht es Ree vor allem um die verzweifelte Sicherung ihrer bescheidenen Existenz: Sie wohnt gemeinsam mit der pflegebedürftigen Mutter und ihren zwei jüngeren Geschwistern in einer Hütte im Wald in den Ozark Mountains des südlichen Missouris. Wenn sie nicht ihren Vater findet, der flüchtig auf Kaution ist, wird der Familie das Grundstück genommen. Die Suche gestaltet sich als schmerzhaft und tragisch: Die verschworene Gemeinde der Gegend lässt Ree anfangs noch freundlich auflaufen, begegnet ihrer Hartnäckigkeit aber zunehmend mit Schweigen und unmissverständlichen Drohungen. Basierend auf der literarischen Vorlage von Daniel Woodrell, inszeniert Regisseurin Debra Granik eine poetisch trist erzählte, wundervoll atmosphärische Suche in einer gesetzlosen Welt. Authentische Figuren in einem Rahmen, der von furchteinflößenden Hinterwäldlern bis hin zur Kettensäge das Backwood-Slasher-Klischee bedient, und dem es zugleich gelingt, dem vermeintlichen Genrezweig ein subtiles und unheilvoll spannendes Arthouse-Drama zu entlocken. Das ist vor allem der Regieleistung als auch den allesamt überzeugenden Darstellern geschuldet.
Ein Backwood-Slasher ohne Slasher also – und noch mehr: Debra Granik vereint kunstvoll Thriller mit Sozialdrama. Sie bebildert den tristen Schul-Alltag der verlorenen Gemeinde, entlarvt die vermeintliche, amerikanische Geborgenheit, begleitet Ree bei dem Versuch, sich aus der finanziellen Not heraus für die Armee zu verpflichten. Die junge Frau als Pflegerin, Ersatzmutter, als Kämpferin. Opfer und Heroin in einem menschlichen Netzwerk jenseits hinreichender sozialer Absicherungen, in dem Kriminalität die familiäre Bande durchbricht, in dem die Männer rüpelhaft brutal und ihre Frauen unterwürfig sind. Frauen, die zugleich zur Bedrohung werden, wenn sie hinter ihrer Opferrolle die Lady Macbeth herauslassen und irgendwo die Fäden in der Hand halten, in dieser so echt erscheinenden, mitreißenden Geschichte vom Rande der Zivilisation.
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