The Tourist
USA 2010, Laufzeit: 103 Min., FSK 12
Regie: Florian Henckel von Donnersmarck
Darsteller: Angelina Jolie, Johnny Depp, Paul Bettany, Timothy Dalton, Steven Berkoff
Florian Henckel von Donnersmarck hat 2006 mit „Das Leben der Anderen“, einem oscargekrönten Drama über einen geläuterten Stasi-Hauptmann, den Sprung nach Hollywood geschafft. Offensichtlich hat der Regisseur in den letzten dreißig Jahren aber auch viele Agentenfilme gesehen. Und jetzt, da er sich international austoben darf, kommen seine wahren Ambitionen zum Vorschein: Von Donnersmarck liebt das Verwirrspiel, die Maskerade, Finten, die Katz- und Mausjagd. Er mag Filme für Jungs, mit bösen Russen und hübschen Frauen, die durch exotische Schauplätze hetzen. Er mag Thriller von Alistair MacLean, er mag James Bond: Es ist sicherlich kein Zufall, dass er in „The Tourist“ mit Timothy Dalton und Steven Berkoff einen 007-Darsteller und einen Bond-Widersacher aufeinander treffen lässt, und das Janus-Motiv, das er hier bemüht, kennen wir bereits aus „Goldeneye“.
„The Tourist“ indes ist trotz aller Versatzstücke kein Spionage-Thriller, geht es hier doch vielmehr um einen Gauner namens Alexander Pearce, der die britische Regierung (Dalton) und die russische Mafia (Berkoff) um einige Milliönchen betrogen hat. Scotland Yard setzt sich auf die Fährte seiner Geliebten, die hübsche Elise (Angelina Jolie), die gerade in Paris weilt. Pearce beauftragt sie, nach Venedig zu reisen und sich im Zug zu einem beliebigen Mann seiner Statur zu gesellen, um ihre Verfolger zu verwirren. Der Auserwählte ist Frank (Johnny Depp), ein amerikanischer Mathelehrer, der sich nun plötzlich von einer attraktiven Unbekannten umgarnt sieht, der aber auch schon bald als vermeintlicher Ganove im Visier britischer Agenten und russischer Killer steht. Und Elise, so verführerisch wie unnahbar, rückt dabei in immer weitere Ferne. Dabei hat er doch gerade begonnen, sich in sie zu verlieben.
Als Elise zum ersten Mal auf Frank trifft, um ihn für ihre Zwecke zu umgarnen, bemüht sie frech Klischees. Frank sitzt gerade im Zug und liest einen Thriller, und die schöne Unbekannte, die ihm aus heiterem Himmel die Augen verdreht, lädt ihn ein zum Spiel: Er, der Mr. Niemand, trifft die „mysteriöse Fremde im Zug“ - wie würde der Krimi wohl weiter gehen? Elise kokettiert ironisch mit Schein und Sein. Und der Regisseur? Von Donnersmarck intendiert genau das, verzichtet aber auf den ironischen Blick. So ist in diesem zitatenreichen Film weniger eine eigene Handschrift zu erkennen. „The Tourist“ bildet einen klassischen Thriller mit Starbesetzung. Das ist insgesamt kurzweilig, spannend und handwerklich sicher inszeniert. Die Geschichte ist flott erzählt, die Stars gut besetzt, die wenigen Actionszenen eher unspektakulär und old school gehalten, sprich: kein Overkill an schnellen Schnitten. Von Donnersmarck liefert eine sichere Fingerübung, mit der ihm in Hollywood sicherlich weiterhin die Türen offen stehen werden.
Ein letzter Blick von unten
„Vom Ende eines Zeitalters“ mit Filmgespräch im Casablanca Bochum
„Wir erlebten ein Laboratorium für ein anderes Miteinander“
Carmen Eckhardt über „Lützerath – Gemeinsam für ein gutes Leben“ – Portrait 05/24
Der Kurzfilm im Rampenlicht
Die Internationalen Kurzfilmtage Oberhausen 2024 – Vorspann 05/24
Wenn Kino Schule macht
Die Reihe Filmgeschichte(n) spürt Schulgeschichten auf – Festival 05/24
„Ich wollte die Geschichte dieser Mädchen unbedingt erzählen“
Karin de Miguel Wessendorf über „Kicken wie ein Mädchen“ – Portrait 04/24
Sichtbarkeit vor und hinter der Leinwand
Das IFFF fordert Gleichberechtigung in der Filmbranche – Festival 04/24
„Viel Spaß beim Film“
Vom Ende der Platzanweiser:innen – Vorspann 04/24
„Ich mag realistische Komödien lieber“
Josef Hader über „Andrea lässt sich scheiden“ – Roter Teppich 04/24
Was läuft im Kino?
Über die Programmierkunst echter und gespielter Helden – Vorspann 03/24
„Alles ist heute deutlich komplizierter geworden“
Julien Hervé über „Oh la la – Wer ahnt denn sowas?“ – Gespräch zum Film 03/24
„Kafka empfand für Dora eine große Bewunderung“
Henriette Confurius über „Die Herrlichkeit des Lebens“ – Roter Teppich 03/24
The Monk And The Gun – Was will der Lama mit dem Gewehr?
Start: 1.8.2024
Bären für NRW-Filme?
21. NRW-Empfang im Rahmen der 74. Berlinale – Foyer 02/24
Furiosa: A Mad Max Saga
Start: 23.5.2024
Mit einem Tiger schlafen
Start: 23.5.2024
Bezeugen, was verboten ist
NRW-Kinopremiere: „Green Border“ von Agnieszka Holland mit Vorgespräch
May December
Start: 30.5.2024
Was uns hält
Start: 20.6.2024
Führer und Verführer
Start: 11.7.2024
Love Lies Bleeding
Start: 18.7.2024
Prognose: Lachstürme
Die Komödie findet endlich ins Kino zurück – Vorspann 02/24
„Man kann Stellas Wandel gut nachvollziehen“
Jannis Niewöhner über „Stella. Ein Leben.“ – Roter Teppich 02/24
Alien: Romulus
Start: 15.8.2024
Das Licht
Start: 17.10.2024
Hagen
Start: 31.10.2024