
Loriots große Trickfilmrevue
Deutschland 2023, Laufzeit: 79 Min., FSK 0
Regie: Peter Geyer, Vicco von Bülow
>> salzgeber.de/loriot
Amüsante Zeichentrickklassiker
Hürden der Kommunikation
„Loriots große Trickfilmrevue” von Peter Geyer, Loriot
Tricktechnisch ist man im Jahr 2023 natürlich ganz andere Sachen gewohnt. Trickfilme im klassischen 2D-Look werden mittlerweile kaum mehr produziert, selbst Animationsfilme für Kinder sind heutzutage fast ausnahmslos dreidimensional und größtenteils fotorealistisch. Da müssen die von Loriot alias Vicco von Bülow (1923-2011) in den 1960er und 1970er Jahren produzierten Zeichentrickkurzfilme zwangsläufig anachronistisch anmuten. Dass die kleinen Vignetten längst Teil der Popkultur sind und von mehreren Generationen geliebt und gewertschätzt werden, macht eine Kinoauswertung der Klassiker aber zu einem lohnenswerten Unterfangen. Vielen dürften auf Anhieb mindestens ein halbes Dutzend Loriot-Cartoons einfallen, von den „Herren im Bad“, „Auf der Rennbahn“ und „Feierabend“ („Ich möchte einfach nur hier sitzen…“) bis hin zu „Der sprechende Hund“, „Das Frühstücksei“ und „Der Kunstpfeifer“. Peter Geyer („Jesus Christus Erlöser“) hat nun ein lang gehegtes Wunschprojekt realisiert und über 30 Loriot-Cartoons in „Loriots große Trickfilmrevue“ zusammengefasst und selbst neu montiert. Die Welturaufführung fand als Special auf der diesjährigen Berlinale statt. Eine Besonderheit besteht darin, dass die Filme aus den Jahren 1967 bis 1993 digital restauriert und in 4K abgetastet wurden, so dass man diese noch nie zuvor in vergleichbarer Schärfe und Brillanz bewundern konnte.
Unkommentiert werden die minutenkurzen Filme aneinandergereiht, einige von ihnen (wie „Studiointerview“ und „Herren im Bad“) werden in mehreren Häppchen serviert und von anderen Episoden unterbrochen. Dabei wird schon schnell deutlich, warum die Werke die Zeit überdauert haben und auch noch heute voller Witz und hintergründigem Humor stecken. Denn Loriot (der die meisten der von ihm gezeichneten Trickfiguren auch selbst gesprochen hat) erkannte die Schwächen der Menschen, die sich bis heute nicht verändert haben. Keiner hört dem anderen richtig zu, jeder nimmt sich selbst am wichtigsten – und heraus kommen dabei gewaltige Kommunikationsprobleme, die oftmals in Gebrüll und wildem Streit gipfeln. Thematisch wird hier eine breite Palette bedient, denn Loriots Spott trifft die bundesdeutsche Politik, die Wissenschaft, den Fernsehzirkus und immer wieder die private Zwischenmenschlichkeit. Denn wie der Großmeister des Humors an anderer Stelle einmal verlauten ließ: „Männer und Frauen passen einfach nicht zusammen.“
Neben den eingangs erwähnten Klassikern bietet dieser Film auch die Möglichkeit, Raritäten und Seltenes zu entdecken, was man selbst als Loriot-Fan vielleicht nicht so auf dem Schirm hatte. In knapp anderthalb Stunden liefert diese Revue den unumstößlichen Beweis, dass sich die menschlichen Mankos auch in rund 50 Jahren nicht verändert haben und man sich mit Loriot noch blendend über diese lustig machen kann.
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