Harriet – Der Weg in die Freiheit
USA 2019, Laufzeit: 125 Min., FSK 12
Regie: Kasi Lemmons
Darsteller: Cynthia Erivo, Leslie Odom Jr., Joe Alwyn
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Biografisches Drama über eine Freiheitskämpferin
Frei geboren
„Harriet – Der Weg in die Freiheit“ von Kasi Lemmons
2007 widmet Kasi Lemmons dem Radio-DJ Petey Greene, der in den ausgehenden 60er Jahren zum Sprachrohr der Afroamerikaner erwächst, das Drama „Talk to Me“ und sorgt dafür, dass er über die Landesgrenzen hinaus bekannt wird. Gleiches beschert die Regisseurin nun Harriet Tubman (1820 – 1913). Die Afroamerikanerin ging, nachdem sie der Sklaverei entfliehen konnte, als engagierte Fluchthelferin und Frauenrechtlerin in die Geschichte ein – ohne einen angemessenen Bekanntheitsgrad zu erreichen. Das Drama erzählt ihre Geschichte – und schenkt ihr die überfällige Aufmerksamkeit.
Ihre Eltern sind Sklaven, Minty (Cynthia Erivo) ist es auch. Sie ist mit dem „freien“ Farbigen John verheiratet und will eine Familie mit ihm gründen. Als ihr aber die Aussicht auf frei geborene Kinder verwehrt bleibt, beschließt sie die Flucht aus Maryland. Um John zu schützen, bricht sie allein auf. Mit viel Glück und Helfern jeder Couleur schafft sie es bis nach Pennsylvania. Minty lebt zum ersten Mal in Freiheit und findet bei der farbigen Unternehmerin Marie eine bezahlte Arbeit. Als Zeichen ihrer Freiheit legt sie sich einen neuen Namen zu: Harriet Tubman. Eines Tages aber zieht es sie zurück nach Maryland. Harriet will ihre Familie befreien und mit John endlich eine Familie gründen.
Es ist durchaus eine Herausforderung, die entscheidenden Lebensphase Tubmans in ein abendfüllendes Drama zu packen. Und auch wenn die sprunghafte, dramatisch zugespitzte Dramaturgie zuweilen an ein Tom Sawyer-Abenteuer erinnert, gelingt dies Kasi Lemmons gut. Zum einen muss die Regisseurin manch emotionale Belange vernachlässigen. Was Lemmons aber anschaulich vermittelt, ist der Freischlag ihrer Heldin, die Entscheidung. „Ich will frei sein oder tot!“ Wir erleben, wie sie reift in der Freiheit, wie ihr Selbstbewusstsein wächst. Und woher sie Kraft zehrt: vom Glauben. Dieser Aspekt indes wird auf Kosten anderer deutlich überbetont: Der liebe Gott ist hier allgegenwärtig. Der Film vertraut nicht auf das grundsätzliche menschliche Wesen der Nächstenliebe, sondern ordnet es strikt der Religion zu und feiert damit über das Schicksal der Freiheitskämpferin die Kraft des christlichen Glaubens. Unterstützer der Sklaven sind fromm, Sklaventreiber dagegen tragen „den Teufel im Leib“. Der Glaube erwächst gar in phantastische Dimensionen, wenn biografisch überlieferte lebhafte Träume der Heldin zum göttlichen Zwiegespräch erwachsen. Oder wenn Harriet befreite Sklaven göttlich gelenkt durchs tiefe Wasser führt. Besonders stark ist das Drama derweil, wenn Glaube ganz ohne Hokuspokus Berge versetzt. Dann darf man sich einem aufreibenden Drama hingeben, in dem eine Sklavin lernt, aufrecht zu stehen.
(Hartmut Ernst)
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