Hana, dul, sed
AU 2010, Laufzeit: 98 Min., FSK 0
Regie: Brigitte Weich
>> www.hanadulsed.com/
Doku über den Alltag in Nordkorea
Elf Genossinnen
„Hana, Dul, Sed“ von Brigitte Weich
Es ist beeindruckend, welche Einblicke dieser Dokumentarfilm aus Nordkorea liefert, ein Land, das mit Drehgenehmigungen nicht eben um sich wirft. Zugleich aber auch ein Land, in dem der Frauenfußball international zunehmend Erfolge feiert: 2008 wurde Nordkorea Asienmeister und qualifizierte sich für die Olympischen Spiele. Sportliche Erfolge, die das Land ebenso stolz machte wie seinen Führer.
Der Fußball ist indes kein bloßer Vorwand, den Brigitte Weich ihren Bemühungen um Drehgenehmigungen voranstellte. 2002 besuchte die Regisseurin das Filmfestival von Pjöngjang, auf dem zwei Fußballfilme liefen. Sie bemerkte, wie populär der Fußball war unter der Diktatur. Als sie 2007 endlich ein Spiel im Kim Il Sung-Stadion sehen durfte, beschloss sie, einen Dokumentarfilm über die Sportlerinnen zu drehen. Das Projekt war geboren, erste Bewilligungen wurden erteilt. Unter strengen Auflagen, versteht sich, aber davon merkt man dem Film nichts an. Denn die Zensur steht nicht im Fokus des Films: Die Dokumentation erzählt nicht davon, was man nicht zu sehen bekommt, sondern zeigt, was Brigitte Weich mit der Kamera einfängt.
Die Regisseurin fragt nicht nach Menschenrechten und Atomtests, und trotzdem geht ihr Blick weit über den Fußball hinaus. Denn die vier ehemaligen Fußballerinnen entführen sie mit in ihren Alltag, erzählen von ihrer Leidenschaft zu ihrem Sport, von ihrem Leben nach der Karriere und von der Liebe.
Der Einflussbereich der Diktatur ist dabei allgegenwärtig: „Mir war es immer das wichtigste, dem General Freude zu bereiten“, erzählt eine Kickerin rückblickend und spiegelt die verklärte Verehrung für den „Großen Führer“ Kim Jong-Il, der große Teile der Bevölkerung unterworfen zu sein scheinen. Ein Ausflug in eine staatliche Kinderkrippe bebildert anschaulich und beängstigend die spielerische Indoktrinierung des Nachwuchses. Am neuen Arbeitsplatz sprechen die Frauen über ihre Träume, Begegnungen mit den Partnern der Ex-Fußballerinnen vermitteln einen aufschlussreichen Eindruck von der Verteilung der Geschlechterrollen und den gesellschaftlichen Normen. Oft wird einem unwohl – und zugleich sieht man glückliche Menschen überall, dem Großen General blind ergeben.
Die Einblicke sind etwas besonderes, sind exklusiv und eingeschränkt zugleich, weil sich der Film mit einer privilegierte Gruppe auseinander setzt. Erfolgreich im Sport zu sein verspricht in Nordkorea nicht nur die höchsten Orden, sondern auch Extra-Lebensmittelrationen. Trotzdem gelingt Brigitte Weich ein überaus wertvoller, ambivalenter Einblick in den Alltag des kommunistischen Landes, liebevoll montiert und unterhaltsam aufgelockert durch Archivmaterial und kitschiges Propagandawerk.
(Hartmut Ernst)
Ein letzter Blick von unten
„Vom Ende eines Zeitalters“ mit Filmgespräch im Casablanca Bochum
„Wir erlebten ein Laboratorium für ein anderes Miteinander“
Carmen Eckhardt über „Lützerath – Gemeinsam für ein gutes Leben“ – Portrait 05/24
Der Kurzfilm im Rampenlicht
Die Internationalen Kurzfilmtage Oberhausen 2024 – Vorspann 05/24
Wenn Kino Schule macht
Die Reihe Filmgeschichte(n) spürt Schulgeschichten auf – Festival 05/24
„Ich wollte die Geschichte dieser Mädchen unbedingt erzählen“
Karin de Miguel Wessendorf über „Kicken wie ein Mädchen“ – Portrait 04/24
Sichtbarkeit vor und hinter der Leinwand
Das IFFF fordert Gleichberechtigung in der Filmbranche – Festival 04/24
„Viel Spaß beim Film“
Vom Ende der Platzanweiser:innen – Vorspann 04/24
„Ich mag realistische Komödien lieber“
Josef Hader über „Andrea lässt sich scheiden“ – Roter Teppich 04/24
Was läuft im Kino?
Über die Programmierkunst echter und gespielter Helden – Vorspann 03/24
„Alles ist heute deutlich komplizierter geworden“
Julien Hervé über „Oh la la – Wer ahnt denn sowas?“ – Gespräch zum Film 03/24
„Kafka empfand für Dora eine große Bewunderung“
Henriette Confurius über „Die Herrlichkeit des Lebens“ – Roter Teppich 03/24
The Monk And The Gun – Was will der Lama mit dem Gewehr?
Start: 1.8.2024
Bären für NRW-Filme?
21. NRW-Empfang im Rahmen der 74. Berlinale – Foyer 02/24
Furiosa: A Mad Max Saga
Start: 23.5.2024
Mit einem Tiger schlafen
Start: 23.5.2024
Bezeugen, was verboten ist
NRW-Kinopremiere: „Green Border“ von Agnieszka Holland mit Vorgespräch
May December
Start: 30.5.2024
Was uns hält
Start: 20.6.2024
Führer und Verführer
Start: 11.7.2024
Love Lies Bleeding
Start: 18.7.2024
Prognose: Lachstürme
Die Komödie findet endlich ins Kino zurück – Vorspann 02/24
„Man kann Stellas Wandel gut nachvollziehen“
Jannis Niewöhner über „Stella. Ein Leben.“ – Roter Teppich 02/24
Alien: Romulus
Start: 15.8.2024
Das Licht
Start: 17.10.2024
Hagen
Start: 31.10.2024