Glaubensfrage
USA 2008, Laufzeit: 103 Min.
Regie: John Patrick Shanley
Darsteller: Meryl Streep, Philip Seymour Hoffman, Amy Adams, Viola Davis
Anfang der 60er Jahre in der Bronx: An einer Klosterschule liefern sich die konservative Direktorin und ein moderater und weltoffener Priester einen unerbittlichen Machtkampf.
„Nach einer wahren Begebenheit“ – der Verweis findet sich in jüngster Zeit wieder vermehrt im Vorspann von Filmen. Von Produzentenseite will man sich damit vielleicht vor Kritik schützen, denn Geschichten, die das Leben schreibt, können ja nicht schlecht sein. Stimmt natürlich nicht. Zum anderen will man damit eventuell Instant-Relevanz herstellen. Klappt natürlich nicht. Das Gegenteil ist oft der Fall, weil die Auseinandersetzung mit der Geschichte auf anderen Ebenen als der staunenden (Na so was!) oder faktisch hinterfragenden (Wars so?) unterbunden wird. Zum Beispiel Fragen nach der weiteren Bedeutung.
„Glaubensfrage“ schildert keine wahre Begebenheit, bedeutet aber viel. An einer christlichen Schule 1964 in der Bronx: Schwester Aloysius Beauvier dirigiert das Geschehen in der Schule mit strenger Hand. Wesentlich freundlicher ist die junge und naive Schwester James. Ihr hat es vor allem der sympathische und undogmatische Pater Flynn angetan. Der hält nicht allzu viel von alten Regeln und disziplinarischer Strenge. So ist auch sein Engagement für den ersten schwarzen Jungen der Schule, den Neuling Donald Miller, ein Zeichen seiner Aufgeschlossenheit. Aber genau dieses Engagement liefert der Direktorin eine Möglichkeit, sich ihres Widersachers zu entledigen. Als Schwester James unvorsichtig Anspielungen über die vielleicht zweifelhaften Beweggründe von Pater Flynn äußert, beginnt die Direktorin einen Feldzug gegen den Pater und versucht zu beweisen, dass er sich an dem Schüler vergangen hat. „Glaubensfrage“ spielt fast komplett zwischen den Backsteinmauern der Schule. Man ahnt, dass in der Welt da draußen bald große Umwälzungen stattfinden werden, zu sehen oder hören sind deren Vorboten allerdings nicht. Nur einmal erklingt für einen kurzen Moment in der Turnhalle Bossa Nova – eine Revolution! Erfolgreich erhält Aloysius Beauvier in der Schule ihre alte Welt. Doch mit Flynn und Schwester James gibt es Menschen, die liberalere Ansichten vertreten.
Der Film lebt vor allem von den spannenden Rededuellen zweier großartiger Schauspieler: der immer wieder in den unterschiedlichsten Rollen überzeugende Philip Seymour Hoffman als Pater und die wieder einmal als kalter Drachen besetzte, nicht minder begeisternde Meryl Streep als Direktorin. Diese Rededuelle sind es, die den Film über seine Story erheben. Man könnte den ruhigen, dialoglastigen Film schnell unterschätzen, wenn man nur die Story mit ihren überdeutlich gezeichneten Figuren beachtet. Der Originaltitel lautet „Doubt“ – Zweifel. Mit diesem weniger religiös konnotierten Titel kommt man den vielen Bedeutungen des Films viel eher auf die Spur. Und auch das plötzliche, überraschend theatrale Ende fügt sich besser in den Film. Wars so? Am Ende gibt es nur eine Wahrheit: Man kann sich der Wahrheit nicht sicher sein – ein Zweifel bleibt.
(Christian Meyer)
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