Get On Up
USA 2014, Laufzeit: 139 Min., FSK 12
Regie: Tate Taylor
Darsteller: Chadwick Boseman, Nelsan Ellis, Viola Davis, Dan Aykroyd
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Biografisches Drama
I Feel Good Movie?
“Get On Up” von Tate Taylor
James Joseph Brown Jr. erblickt am 3. Mai 1933 in South Carolina das Licht der Welt, wächst auf in ärmlichen Verhältnissen und gelangt schon früh über den Gospel zur Musik. Während seiner Jugend erblühen Jazz und Blues, 1956 landen James Brown und seine Band Famous Flames mit „Please, Please, Please“ den ersten Hit. Der Rest ist Geschichte. Ende der 1950er gründet der ausdrucksstarke Musiker und strebsame Geschäftsmann das James Brown Orchestra, das er wirkungsvoll mit Bläsern ausstattet. 1968 liefert er zur Ermordung von Martin Luther King seine Hymne „Say It Loud – I’m Black and I’m Proud“ und wird zur Stimme des schwarzen Amerika, noch bevor er sich schließlich zur Sex Machine stilisiert und zum Godfather of Soul geadelt wird. Seine Beats und seine Sprache sollen später den Hip-Hop bereichern.
Tate Taylor widmet der Koryphäe nun einen biografischen Spielfilm, eine Großproduktion, an der auch Mick Jagger als Produzent beteiligt ist. Das Drama umfasst mehr als fünfzig Wirkungsjahre der 2006 verstorbenen Legende. Der Regisseur interessiert sich insbesondere für die „Meisterhaftigkeit und Widerstandsfähigkeit“ des Musikers, weiß aber ebenso um dessen Verfehlungen. Taylor will nicht bloß „das Bild eines perfekten, makellosen Mannes zeichnen“. Kein reines „I Feel Good“-Movie also. Trotzdem darf man im Hinblick auf sein dramatisches, zugleich aber für das große Publikum glattgebügeltes Drama „The Help“ wohl keine wirklich fiesen Kanten erwarten. Als Hauptdarsteller engagierte er Chadwick Boseman, der zuletzt in dem Drama „42 – Die wahre Geschichte einer Sportlegende“ einen Baseballstar verkörperte. Dessen erklärte Herangehensweise an James Brown ist die der Interpretation, nicht die der Imitation. „Nur wenn man sich das Vorbild zu eigen macht, kommt man der Essenz und dem Geist dieser Person wirklich nahe“. Der Geist zählt.
Als Joaquin Phoenix in „Walk the Line“ Johnny Cash spielte, sang er die Lieder des Sängers selbst ein, was mit dem Golden Globe belohnt wurde, den Fokus des Drama aber schon mal weg vom eigentlichen Gegenstand hin zu dessen Verkörperung verschob. Tate Taylor hingegen entschied sich dazu, die Stimme James Browns unverfälscht in sein Drama mitzunehmen. So greift man bei den Konzertszenen des Spielfilms auf originale Multitrackaufnahmen zurück, die Boseman lippensynchron begleitet. Höchstselbst hingegen übersetzt Boseman die Performance, jene unverkennbare, exaltierte Körperlichkeit, die James Brown auf der Bühne hinlegte. Choreograf Aakomon Jones sucht auch hier den Ansatz von Bosemans Schauspielverständnis. Es geht ihm nicht um die Kopie, sondern um Beobachtung, Verinnerlichung und organische Interpretation. Um Wahrhaftigkeit. Noch wahrhaftiger, „dynamischer und persönlicher“ soll Bosemans James Brown werden, wenn der Regisseur wiederholt die vierte Wand durchbricht und die Stimme des schwarzen Amerika, der Sex Machine, des Godfather of Soul direkt zum Publikum sprechen lässt.
(Hartmut Ernst)
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