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Pionierarbeit

28. August 2014

Die „Videorebellen“ in Essen – RuhrKunst 09/14

Im Untergeschoss des Museum Folkwang sind derzeit frühe Videoarbeiten von Klaus vom Bruch, Marcel Odenbach und Ulrike Rosenbach zu sehen, die als erste Künstler in Deutschland ab 1977 ein Fernsehprogramm ausstrahlten: unter dem Label „Alternativ-Television (ATV)“ zu sehen in Köln. 1981 nannten sie sich in „Videorebellen“ um und 1984 veröffentlichten sie den letzten Film. Ein Ziel war es, Video als Kunstform in Deutschland zu etablieren, ein anderes, Kritik am gängigen Fernsehprogramm zu formulieren. Die Videos, die jeder der Künstler in den 1970er und frühen 1980er Jahren angefertigt hat, lassen sich mittlerweile außerdem reminiszent empfinden. Klaus vom Bruch arbeitet mit Originalmaterial etwa zur RAF oder zum Zweiten Weltkrieg, und Odenbach zitiert populäre deutsche Sendungen von der „Tagesschau“ bis zum „Tatort“, wobei der Monitor, auf dem dies zu sehen ist, auch konkret im Film auftaucht. In der Essener Ausstellung führt dies zur kalkulierten Situation, dass in dem einen Video lautstark eine Modenschau mit Popmusik stattfindet und einige Meter weiter eine Montage aus Berichterstattungen und Debatten zum Deutschen Herbst zu sehen ist. Ulrike Rosenbach nun reagiert auf die massentaugliche Unruhe der Programme mit eher meditativen Beiträgen.

In einem Video führt sie vor ihrem Gesicht zwei Klangstäbe auseinander und wieder aufeinander zu, bis sie zusammenschlagen. Oder sie geht dem Klischee der Frau nach, indem sie in Überblendungen mit ihrem eigenen Gesicht auf Stephan Lochners „Madonna im Rosenhag“ Pfeile wirft. Während sie also mit ruhigen Bildern häufig in einer Einstellung arbeitet, favorisiert Klaus vom Bruch Montagen mit raschen Schnitten, wobei auch, teils in bestimmten Rollenzuweisungen, sein Gesicht auftaucht. Und Marcel Odenbach streift durch eine Wohnung und den Stadtraum und erläutert dies auf eingeblendeten Textblättern. Natürlich ist die Essener Ausstellung im linearen Ablauf der Videoarbeiten, die teils sehr lang sind, zeitaufwändig – aber über die Werke der drei längst berühmten Künstler hinaus erfährt man viel über das Klima dieser Jahre.

„Video Studio IV: Videorebellen“ | bis 2.11. | Museum Folkwang in Essen | 0201 884 50 00

THOMAS HIRSCH

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