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Vollbringt sprachliche Meisterleistungen: Jochen Malmsheimer
Foto: Presse

Wortakrobaten unter sich

31. Juli 2014

Malmsheimer und Scharri brillieren als Sprachspieler – Komikzentrum 08/14

Eine der beliebtesten Beschäftigung des Homo sapiens besteht im Sprechen, Reden, Parlieren – eine Aktivität mit unterschiedlichen Ergebnissen. Die einen beherrschen sie aus dem Effeff, andere wiederum tun sich schwer damit, ganze Sätze zu bilden und sich damit dem Gegenüber verständlich zu machen. Wobei dergleichen nicht zuletzt von regionalen Eigenheiten und Dialekten abhängt. Oder dem Unvermögen, gedankliche Spiralen in Worte zu fassen. Einer, der es beim Sprechen zu spielerischen Meisterleistungen gebracht hat, ist der aus dem Ruhrgebiet kommende Jochen Malmsheimer. Mehr noch: Er weiß sogar, wie es den Worten ergeht, die ausgesprochen werden.

Beim Zeltfestival Ruhr, das vom 22. August bis 7. September am Kemnader See Bochum stattfindet und vor allem mit Rock- und Popkonzerten aufwartet, erläutert Malmsheimer am 25. und 26. auf seine unnachahmliche Art und Weise, was passieren würde, „Wenn Worte reden könnten oder: 14 Tage im Leben einer Stunde“. Beim RuhrHochDeutsch-Festival im Dortmunder Spiegelzelt ist er mit seinem Zungenverdreher-Programm „Ermpftschnuggn trødå!“ präsent – und wie! Nämlich an drei aufeinanderfolgenden Abenden: am 29., 30., und 31. August. Am 28. gastiert er damit außerdem im Hasper Hammer in Hagen.

Im Spiegelzelt zeigt am 18. noch ein weiterer Wortakrobat seine gedrechselten Übungen in Sachen Sprache: Philipp Scharri demonstriert, was „Kreativer Ungehorsam“ ist. Der frisch gekürte Kabarettbundesligist – er wurde im Juni in den Berliner Wühlmäusen als Deutscher Kabarettmeister ausgezeichnet – reimt sich nicht nur einen Wolf, er verbindet außerdem Hochkultur mit Nonsens, verkleidet sich als Alt-Hippie und gibt dem Affen Zucker, indem er die Sprache durch den grammatikalischen Fleischwolf dreht. Dabei heraus kommt ein erstaunlich elaborierter Quatsch mit Sauce.

Solche Bademeister braucht die Welt: Robbi Pawlik alias Rudi Schaluppke. Sein Markenzeichen ist ein Kugelbäuchlein unter weißem T-Shirt. Seit zehn Jahren steht der Mann am Beckenrand der Gesellschaft und macht seinem Ärger über alles Mögliche Luft, zum Beispiel übers „Pädagogen-Pack“, das dem Nachwuchs mit esoterischen Geschwurbel („In den Beckenboden reinatmen“) den Spaß am Nass austreibt. Schaluppke kennt seine Pappenheimer, zieht jeden, der döppt, an den Ohren aus dem Wasser und zeigt, welche Konsequenzen es hat, so man ein Schwimmbad als sozialen Brennpunkt inszeniert (am 4. im Spiegelzelt).

Schauspieler- statt Typen-Kabarett macht dagegen Ulrich Michael Heissig: „Kindchen fahr ab“ heißt der (Frauen-)Abend, zu dem Lioba Albus am 13. ins Spiegelzelt einlädt. Heissig hat mit Irmgard Knef eine zu Herzen gehende Figur erfunden: Immer im Schatten der berühmten Schwester stehend, meldet sie sich mit bislang unbekannten Geschichten zu Wort, erzählt Anekdoten, die den Zuhörern schon mal das Blut in die Ohren treibt und singt Lieder, die umweglos unter die Haut gehen.

An gleicher Stelle wird Hennes Bender am 23. und 24. unter dem Titel „Klein/Laut“ eine komödiantische Pyroshow abfackeln. Das Ruhrgebiet-Eigengewächs steht schließlich für einen hohen Erregungsfaktor, gepaart mit zündenden Pointen und selbstironischen Seitenhieben. Kollege Malmsheimer nennt ihn das „Cornichon des deutschen Kabaretts“. Treffender lässt sich der Mann kaum beschreiben. Meint jedenfalls die stets über Tage lebende

ANNE NÜME

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