„Wir bekennen uns zu unserer sozialen Verantwortung“ – so heißt es im Leitbild des VfL Bochum. In pathetischem Marketingsprech ist man beim VfL wahrhaft schon erstligareif. Bei jeder Werksschließung in der Stadt darf die Mannschaft ein Soli-Banner werbewirksam durchs Stadion tragen. Aber ist es nicht viel wichtiger, seiner sozialen Verantwortung im Alltag gerecht zu werden, und zwar am besten dort, wo der Kern der eigenen Tätigkeit und Kompetenz liegt? Nun, offenbar sind Vorstand und Aufsichtsrat anderer Meinung: soziale Verantwortung sei „Luxus“, wird der Führung sogar von Profi-Trainer Neururer auf die Schulter geklopft. Dabei ist der kürzlich bekanntgegebene Beschluss der Führungsriege, die gesamte Frauen- und Mädchenabteilung im Verein aufzugeben, ein Offenbarungseid.
Aufsichtsrat Hans-Peter Villis war unter anderem ins Amt gehievt worden, weil man mit dem Mann aus dem Big Business die Hoffnung verband, er habe gute Kontakte in die Wirtschaftswelt und damit zu potenziellen Sponsoren.
Frank Goosen war angetreten mit der trotzig-selbstbewussten Aussage, man dürfe sich nicht der ewiggleichen Erzählung beugen, das Geld bestimme das Handeln, kreativ und pfiffig müsse man stattdessen sein. Wie kreativ, sieht man nun. Aus kolportierten 150.000 Euro, die man bei den Frauen einspart, will man also den Erstliga-Aufstieg der Männer finanzieren, da muss man erst einmal drauf kommen.
Aber das ist offenbar das ausgrenzende kaufmännische Denken, das man beim Bertelsmann-Konzern lernt. Der neue Vorstand Wilken Engelbracht jedenfalls bringt sich tüchtig ein bei der Weiterentwicklung des Fußballunternehmens VfL Bochum. Seine Handschrift kennen wir nun ja.
Allen Beteiligten sollte klar sein:
1) Selbst wenn die Mitgliederversammlung am kommenden Montag diesen diskriminierenden Schritt durchwinken sollte, wird keine Ruhe einkehren in der Grönemeyer-Stadt. Und MÄNNER wird künftig anders gesungen werden im Stadion. Nicht mehr selbstkritisch heiter, sondern weiblich böse …
2) Der Imageschaden ist da. Man könnte die Entscheidung als männlichen Ausrutscher aber noch zurücknehmen, bevor Schuhe fliegen im Stadion … Stöckelschuhe.
Wir würden uns nicht wundern, wenn einige BochumerInnen bereits bei möglichen Sponsoren unterwegs sind, um das fehlende ‚Weibergeld‘ aufzubringen. Möglich ist es. Schämt euch, Männer.
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Warum nicht gleich so?
Da hat der große öffentliche Protest offenbar doch etwas bewirkt, der VfL Bochum erhält seine Frauenabteilung vorerst am Leben. Bis 2016 muss sich der bisher 150.000 Euro im Jahr kostende Vereinsteil eine eigene Finanzierung suchen, vielleicht finden sich ja genug engagierte Sponsoren für den nicht gerade öffentlichkeitswirksamen Frauenfußball.
Der Verein wird von der Profimannschaft getragen, sowohl das Image, als auch der übergroße Teil der Einnahmen und Ausgaben. Wenn's bei den Profis nicht läuft, gerät über kurz oder lang das gesamte Schiff VfL Bochum in sehr unruhiges Fahrtwasser, das haben die aktuellen Bilanzschilderungen auf der Mitgliederversammlung gezeigt. Die Kosten von unter 1% des Gesamtumsatzes sollte man sich aber auch in Bochum leisten wollen, auch im Sinne gelebter sozialer Verantwortung. Kommt man dennoch zum Schluss, sich diesen "Luxus" nicht leisten zu können, dann sollten breite Teile des Vereins einbezogen werden um gemeinsam nach einer konstruktiven Lösung zu suchen, statt von oben herab in kleiner Runde einsame Entscheidungen fällen. Hoffentlich hat man in Bochum nun dazugelernt.
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