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Freuen sich auf den ersten Auftritt in Deutschland: Vietcong Pornsürfers.
Foto: Jonas Nordin

"Überhaupt hört heutzutage doch niemand mehr CDs"

04. April 2013

Die schwedischen Punk Rocker Vietcong Pornsürfers im Interview

Die Vietcong Pornsürfers, bestehend aus Tom (Gesang, Gitarre), Affe (Bass), Rackarn (Schlagzeug) und Teddy (Gitarre), sind zur Zeit auf ihrer Kick-Off-Tournee quer durch Europa, mit der sie ihr zweites Album „We spread diseases“ ankündigen, das im Mai 2013 erscheinen wird. trailer traf die Band schon vor ihrem ersten Deutschlandauftritt, der am 5.4. die Essener Freak Show rocken wird, zum Interview.

trailer: Erzählt kurz, wie und warum ihr eine Band wie die Vietcong Pornsürfers gegründet habt.

Vietcong Pornsürfers: Anfangs waren wir einfach nur Freunde, Tom und ich. Im Sommer 2007 verbrachten wir beide unsere Ferien zusammen und machten eigentlich nicht viel außer an neuen Songs zu basteln und zu schreiben. Da beschlossen wir dann, dass es an der Zeit sei, eine Band zu gründen, eine richtige Band, da die Punk Rock Szene in Schweden heutzutage einfach ziemlich langweilig ist. Es passiert nicht wirklich etwas. Also mussten wir nur noch jemanden finden, der Schlagzeug spielen konnte und Rackarn war der Einzige, der dafür in Frage kam und den wir beide mochten.

Was bedeutet „dangerous punk rock“ für euch?

"Dangerous punk rock“ heißt Musik in einer Art, die eure Eltern euch nie erlauben würden zu hören. Es ist einfach gefährlich, dieser Musik zuzuhören. Es ist echter Rock, es ist rasant. Wenn wir auf die Bühne gehen, setzen wir nicht einfach eine Maske auf und versuchen, cool zu sein. Wir sind einfach wir selber und genau das ist gefährlich.

Euer erstes Album „Restless, Young, Hungry and Free“ wurde als Kassette veröffentlicht. Wie ist es dazu gekommen und habt ihr mit dieser Aufmerksamkeit und dem Erfolg gerechnet?

Wir erhielten die Rechnung der Firma, die die CDs produziert und verglichen es mit der Rechnung der Firma, die die Kassetten produziert. So haben wir uns schließlich für die Kassetten entschieden, was im Endeffekt sehr viel günstiger war. Außerdem haben wir jetzt viel mehr Kassetten als wir CDs gehabt hätten. Und überhaupt hört heutzutage doch niemand mehr CDs. Aber ja, ich weiß nicht, ob das so klug war… vielleicht nicht. Trotzdem ist es viel cooler und ‚old-school‘ und es bringt auf jeden Fall eine größere Aufmerksamkeit ein. Aber nein, einen derartigen Erfolg hatten wir nicht erwartet. Jeder besitzt doch irgendwie einen Kassettenspieler, aber jeder wird auch verrückt und denkt ‚ahhhh, kann ich das abspielen, wie funktioniert das?‘

Momentan seid ihr auf Tournee für euer zweites Album. Was ist bei dem neuen Album anders als bei eurem ersten?

Es ist sehr viel rauer und elementarer und Tom spielt keine Gitarre mehr. Er übernimmt komplett den Gesang. Alles auf der neuen Platte ist live, außer dem Gesang, den wir eingespielt haben. Eigentlich können wir sagen, dass das neue Album so klingt, wie wir auch live sind… Es ist live und pure Kraft, eben gefährlich. Andere Bands erzählen immer nur: Wir werden ein Album machen, das nach lebendiger Energie und echtem Live-Sound klingt, aber unser Album ist definitiv wie lebendige Energie – es klingt wirklich danach. Wir wollten das Gefühl, was wir in unseren Live-Shows zeigen, auf eine Platte brennen, um den Fans die gleiche Erfahrung zu geben, wenn sie die Platte hören. Viele der neuen Rock Bands und deren Platten beinhalten diesen Sound-Mix; man erkennt gar nicht mehr die ganze Arbeit und den Prozess, der dahinter steckt. Wir sind echt, elementar, einfach nur Gitarre und Schlagzeug. Aber trotzdem ist es immer noch hart.

Woher bekommt ihr eure Ideen und eure Inspiration für eure Songs und wie läuft das Songschreiben bei euch ab?

Wir machen alles zusammen, einer von uns hat eine gute Idee und dann arbeiten wir gemeinsam daran, bis alle zufrieden sind. Zuerst Riff oder Melodie und dann kommt das Gerüst und die Zusammenstellung von dem, was wir am Anfang zusammen getragen haben. Die Inspiration für unsere Songs kommt eigentlich meistens aus den Diskussionen darüber, was in den Song soll. Normalerweise beginnen wir mit einigen Worten oder Sätzen und fangen dann an, darüber nachzudenken, was man daraus machen könnte und was wir damit sagen wollen.

Gibt es von euren Touren schon verrückte Anekdoten zu berichten?

Bei uns ist alles verrückt, also müssen wir uns an die wirklich verrückten Geschichten erinnern. Zum Beispiel machten wir während der ersten Tour an einem Autobahn-Rastplatz Pause, folgten dort dem natürlichen Drang von Mutter Nartur..Irgendwie mochte die Polizei das nicht. Sie befragte uns, ob wir irgendwelche Drogen bei uns hätten. Es war an diesem Tag so heiß, dass wir nur in unseren Boxershorts reisten, was der Polizei aber scheinbar egal war. Nach einer Weile mussten wir den Beamten all unsere Papiere geben, die sie dann mit in ihren Wagen nahmen und dann blieben sie erst einmal für eine ganze Zeit lang dort sitzen. Als sie endlich zu uns zurückkehrten, entschuldigten sie sich , dass es so lange gedauert habe, aber sie hätten sich auf unserer Homepage noch unsere Musik angehört.

Ein anderes Mal, das war nach einem Auftritt in Oslo, ging ich mit zwei Mädels zu unserem Tour-Bus, um noch Getränke zu holen. Auf dem Weg dorthin trafen wir auf einen Mann mit einem riesigen Schnauzbart. Er fragte, wie es mir gehe und war ausgesprochen nett. Bis er mich plötzlich unten packte und irgendeinen Wrestling-Griff in meinem Nacken anwendete. Dann küsste er mich, als sei es das Ende der Welt in irgendeinem dramatischen Liebesfilm. Das war der Punkt, an dem ich realisierte, dass er auf etwas ganz Bestimmtes aus war und wohl dachte, dass ich ihm diese Dinge verkaufen würde.

Was liebt ihr am touren, was hasst ihr daran?

Wir reisen von Ort zu Ort und spielen jeden Tag, lieben es, wenn wir auf der Bühne sind und spielen, aber dann musst du warten, nach dem Sound-Check und du musst die Zeit überbrücken bis zum Sound-Check. Du sitzt immer nur herum, für vier oder fünf Stunden. Das ist wirklich etwas, was wir hassen.

[An dieser Stelle mischt sich der Roadie ein]: Das ist aber ein echt langweiliges Beispiel. Ich kann da eine Sache nennen: Die Jungs sind irgendwie immer nackt. Ich habe Beweisfotos!

Das ist euer erster Auftritt in Deutschland. Was versprecht ihr euch vom deutschen Publikum?

Wir freuen uns total darauf! Wir waren eigentlich schon in allen europäischen Ländern, aber noch nie in Deutschland. Daher kennen wir die deutschen Fans noch nicht, aber für den kommenden Auftritt in der Freak Show in Essen versprechen wir eine richtige Punk Rock Show, hoffentlich ohne, dass wir uns auszuziehen...vielleicht nur ein kleines bisschen!

Die englische Originalversion des Intervies finden Sie auf der Homepage der Band unter:

www.vietcongpornsurfers.com/news/interview-in-english/#more-525

Interview und Übersetzung: Anna Lenkewitz

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