2011 waren zuletzt Bilder von Kurt Rehm im Kunstmuseum Mülheim zu sehen. Der Schwerpunkt lag dort auf den Bleistiftzeichnungen 1952-1955, also ab dem Jahr, in dem Rehm – im Anschluss an seine Ausbildung an der Werkkunstschule Düsseldorf – sein Studium an der Kunstakademie Stuttgart bei Willi Baumeister beendet hatte. Rehm, der 1929 in Duisburg geboren wurde und heute in Mülheim lebt, verkehrte von früh an in den Kreisen der Avantgarde. Mit seiner Kunst aber ist er doch Einzelgänger. Seine Bleistiftzeichnungen, die er bis heute fortsetzt, kennzeichnet eine große Bescheidenheit, das beginnt mit dem winzigen Format und der Bevorzugung der feinen Linie. Rehm schafft mit filigranen Setzungen und in dichten Schraffuren abstrakte Konstellationen, die im weißen Blatt kristallin wirken und an Kleinstorganismen unterm Mikroskop denken lassen, also Figürliches ansprechen und doch nicht einlösen.
Daran schließen die neueren Papierschnitte an, die nun das Kunstmuseum Bochum zeigt. Diese Werke sind etwas größer als die Bleistiftzeichnungen und vom Verfahren her natürlich indirekter. Aber sie unterliegen ebenfalls strikten Vorgaben. Sie sind quadratisch, der Papiergrund ist schwarz. Jede Arbeit besitzt sieben Schnipsel, die Rehm aus farbigem Papier geschwungen, ohne Ecken oder Kanten geschnitten hat. In dieser vermeintlichen Einfachheit und ihrer Kombinatorik erreicht er eine enorme Variabilität. Die aus ihrer Farbe heraus leuchtenden Teile scheinen in permanenter Bewegtheit. Organisches deutet sich assoziativ an. Die Formen nehmen aufeinander Bezug. Sie umschließen sich, folgen aufeinander, bleiben vorsichtig auf Abstand, gehen einen Rhythmus ein, scheinen von oben gesehen. Eine subtile Poesie stellt sich ein … In den Texten über Kurt Rehm findet sich der Hinweis auf Seherfahrungen, die er als Kind bei einem dreijährigen Aufenthalt in Japan gewonnen haben könnte. Aber es ist reine Spekulation, ob das Jahrzehnte später auf diese Blätter Einfluss hatte. Spekulieren wir also an den Rändern der erkennbaren Welt lustvoll weiter.
„Kurt Rehm – Neue Arbeiten“ | 30.11.-18.1. | Kunstmuseum Bochum | 0234 910 42 30
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