trailer: Herr Jung, sind Sie glücklich mit der Energiepolitik der Bundesregierung?
Wolfgang Jung: Die Langfristziele des Energiekonzepts für das Jahr 2050 lesen sich wunderbar: Um mindestens 80 Prozent soll der CO2-Ausstoß zurückgehen. Strom soll zu 80 Prozent aus regenerativen Energien gewonnen werden. Wir müssen aber auch gucken, wie wir dahin kommen. Die jetzt beschlossene Laufzeitverlängerung für Kernkraftwerke steht dazu im Widerspruch. Wenn diese Kraftwerke zum Teil bis 2040 am Netz bleiben, wird es sehr schwer werden, die Ausbauziele für die erneuerbaren Energien zu erreichen.
Dafür gibt es doch das Erneuerbare Energien-Gesetz (EEG) mit einer üppigen Einspeisevergütung für alternative Energieerzeuger?
Das stimmt nur so lange, wie das EEG in der heutigen Form, das heißt mit Einspeisevorrang und festen Vergütungssätzen für erneuerbare Energien, bestehen bleibt. Mit Hilfe dieses erfolgreichen und weltweit nachgeahmten Instruments konnte der Anteil der erneuerbaren Energien am Stromverbrauch in Deutschland auf heute 17 Prozent ausgebaut werden. Wenn dieser Anteil wie gewünscht weit über 40 bis 50 Prozent steigen soll, sinkt gleichzeitig der Bedarf an grundlastorientierten Großkraftwerken auf Basis von Kernenergie oder Kohle. Um das unregelmäßige Angebot von Wind- und Solarkraftwerken ausgleichen zu können, braucht man stattdessen Speichermöglichkeiten, einen europaweiten Netzausbau und kleinere Kraftwerke, die schnell und flexibel hoch- und heruntergefahren werden können. Die Laufzeitverlängerung für Kernkraftwerke blockiert den Weg in diese Energiezukunft, indem sie einen hohen Anteil von Grundlastkraftwerken zementiert.
Gibt es eine Gleichbehandlung von großen und kleinen Energieversorgern durch die Bundesregierung?
Die Stadtwerke gehören zu den treibenden Kräften beim Umbau des Energiesystems in Richtung Nachhaltigkeit. Bereits geplante Investitionen der Stadtwerke werden durch die Laufzeitverlängerung für Kernkraftwerke gefährdet. Den Planungen liegen Wirtschaftlichkeitsberechnungen zugrunde, die von einem Atomausstieg bis 2020 ausgingen. Hier wird manches Projekt auf der Strecke bleiben. Davon sind insbesondere die erneuerbaren Energien und umweltfreundlichen Kraft-Wärme-Kopplungs-Anlagen betroffen.

Hat Ihnen dieser Beitrag gefallen?
Als unabhängiges und kostenloses Medium ohne paywall brauchen wir die Unterstützung unserer Leserinnen und Leser. Wenn Sie unseren verantwortlichen Journalismus finanziell (einmalig oder monatlich) unterstützen möchten, klicken Sie bitte hier.

Konflikt-Kanzler
Intro – Friedenswissen
Streiken statt schießen
Teil 1: Leitartikel – Das im Kalten Krieg entwickelte Konzept der Sozialen Verteidigung ist aktueller denn je
„Als könne man sich nur mit Waffen erfolgreich verteidigen“
Teil 1: Interview – Der Ko-Vorsitzende des Bundes für Soziale Verteidigung über waffenlosen Widerstand
Widerstand ohne Waffen
Teil 1: Lokale Initiativen – Die Deutsche Friedensgesellschaft – Vereinigte KriegsdienstgegnerInnen und ihr Landesverband NRW
Herren des Krieges
Teil 2: Leitartikel – Warum Frieden eine Nebensache ist
„Besser fragen: Welche Defensivwaffen brauchen wir?“
Teil 2: Interview – Philosoph Olaf L. Müller über defensive Aufrüstung und gewaltfreien Widerstand
Politische Körper
Teil 2: Lokale Initiativen – Das Kölner Friedensbildungswerk setzt auf Ganzheitlichkeit
Unser höchstes Gut
Teil 3: Leitartikel – Von Kindheit an: besser friedensfähig als kriegstüchtig
„Das ist viel kollektives Erbe, das unfriedlich ist“
Teil 3: Interview – Johanniter-Integrationsberaterin Jana Goldberg über Erziehung zum Frieden
Platz für mehrere Wirklichkeiten
Teil 3: Lokale Initiativen – Kamera und Konflikt: Friedensarbeit im Medienprojekt Wuppertal
Kinder verkünden Frieden
Das Projekt „Education for a Culture of Peace“ – Europa-Vorbild: Zypern
Brauerheer statt Bundeswehr
Wie ein Biertornado die Gewaltspirale aus dem Takt wirft – Glosse
Kulturschock
Intro – Kunst & Kultur
Unbezahlbare Autonomie
Teil 1: Leitartikel – Die freie Theaterszene ist wirtschaftlich und ideologisch bedroht
„Ich glaube schon, dass laut zu werden Sinn macht“
Teil 1: Interview – Freie Szene: Die Geschäftsführerin des NRW Landesbüros für Freie Darstellende Künste über Förderkürzungen
Zwischen Bar und Bühne
Teil 1: Lokale Initiativen – Das Neuland als kulturelles Experiment im Bochumer Westend
Inspiration für alle
Teil 2: Leitartikel – Wer Kunst und Kultur beschneidet, raubt der Gesellschaft entscheidende Entwicklungschancen
„Mich hat die Kunst gerettet“
Teil 2: Interview – Der Direktor des Kölner Museum Ludwig über die gesellschaftliche Rolle von Museen
Kultur am Kipppunkt
Teil 2: Lokale Initiativen – Bruno Wenn vom Kölner Kulturrat über die Lage der städtischen Kulturhäuser
Der Kulturkampfminister
Teil 3: Leitartikel – Wie Wolfram Weimer sein Amt versteht
„Kultur muss raus ins Getümmel“
Teil 3: Interview – Philosoph Julian Nida-Rümelin über Cancel Culture und Demokratie
Querschnitt der Gesellschaft
Teil 3: Lokale Initiativen – Das Kulturbüro Wuppertal als Partner der freien Szene
Die Kunstinitiative OFF-Biennale
Wer hat Angst vor Kunst? – Europa-Vorbild: Ungarn
Was hat Kultur denn gebracht?
Eine Erinnerung an Nebensächliches – Glosse
Branchenprobleme
Intro – Gut informiert