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Redelings und Goosen präsentieren Skurriles aus der Welt des Fußballs
Foto: Anna Lenkewitz

Habemus Petam

08. Juni 2013

Ben Redelings und Frank Goosen blicken in Bochum auf die Fußballsaison zurück – Literatur 06/13

Nichtsahnend biegt man auf den Vorplatz der Christuskirche ein, als man sich plötzlich wie bei einem Spiel des VFL-Bochum im Revierpower-Stadion fühlt: Fußballbegeisterte Männer, Currywurst und Fiege – wobei, zugegeben: Es sind auch einige fußballbegeisterte Frauen erschienen. Beim Betreten der Christuskirche ertönen bereits die obligatorischen Fußball-Hits, unter anderem der Evergreen „Fußball ist unser Leben“, die auf die kommenden gut 90 Minuten Scudetto einstimmen. Entlang aufploppender Flaschen und lautstark über Fußballergebnisse diskutierende Männer betritt Deutschlands berühmtester Fußball-Komiker Ben Redelings die Bühne. Er wird die Entzugserscheinungen der Gäste nach dem Ende der Bundesliga zumindest an diesem Abend ein wenig lindern können.

Ohne Wenn und Aber startet dann auch gleich die traditionelle Bilderserie mit den verrücktesten Erscheinungen der vergangenen Saison. Verblüffende Ähnlichkeiten lassen sich beispielsweise in den Gesichtszügen zwischen Philipp Lahm und Kaiserin Sissi erkennen, sodass man sich tatsächlich die Frage stellen könnte, ob es nicht doch verwandtschaftliche Beziehungen zwischen den Beiden gibt. Und was ist mit dem allseits bekannten Günter Netzer passiert, der in einem Frauenoutfit posiert, das fast schon sexy ist? Dazu gesellt sich der Bochumer Kabarettist und Aufsichtsrat des VFL-Bochum Frank Goosen. Als er seiner Ehrerbietung gegenüber VFL-Trainer „Super Pedda“ durch eine Rede à la Giovanni Trapattoni Ausdruck gibt, herrscht Stadionstimmung.

Vom „Mann mit Haare unter die Nase“ über „Habemus Petam“ geht es dann zu Schalke-Fan Lennard, der bei Liga Total durch seine emotionale Art, Fußball zu schauen, auffiel. Lennard existiert tatsächlich und die Tatsache, dass er schon mit acht Jahren zum ersten Mal mit seinem Vater im Stadion war, der auch „ein gaaaaanz Ruhiger“ ist, erklärt vielleicht ein bisschen diese Fußballbegeisterung, die Lennard übrigens mit seiner Freundin Daniela teilt.

Fan Lennard ist der Inbegriff fußballerischer Emotionalität Foto: Anna Lenkewitz

Die zweite Halbzeit wird dann ein wenig familiärer. Vor allem Frank Goosen kann sich mit Anekdoten nur schwer zurückhalten, wenn er über seine Erfahrungen als Trainer der „multinationalen“ E-Mannschaft von Arminia Bochum erzählt und dessen Torhüter den Spieler der eigenen Mannschaft mit Anfeuerungsrufen wie „Lauf, Ali, lauf! Die Dönerbude hat noch auf“ zu motivieren versucht. Für diejenigen, die im Fußballjargon bewandert sind, erinnert dieser Spruch an Rummenigges Aussage über Uli Hoeneß: „Du bist der Vater Theresa vom Tegernsee“ – wobei man an dieser Stelle zumindest einen kleinen Seitenhieb auf die aktuelle Misere des Präsidenten des FC Bayern München hätte erwarten können. Und dann wäre da noch Klaus Allofs, der wusste: „Das Dumme an Prognosen ist, dass sie sich auf die Zukunft beziehen“. Die Grenze zwischen Beleidigung und Witz und der Eindruck von extremer Klug- oder Dummheit können bei einem emotionalen Sport wie Fußball schon einmal unscharf werden.

Mit den „Cartoons der Saison“ endet dann ein wirklich amüsanter Abend, der für den ein oder anderen Fußballverrückten die Zeit bis zur nächsten Saison mit Sicherheit ein wenig verkürzt und die Entzugserscheinungen gemildert hat. Und weil es so schön war, lässt Cartoonist Olli Hilbring den „Super Pedda“ am Schluss der Veranstaltung, natürlich im Stile des Messias, noch über das Wasser laufen – ganz im Sinne der Ehrerbietung, versteht sich.

Anna Lenkewitz

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