Wer schon einmal seine Wohnung gekündigt hat, dann aber die neue doch noch nicht beziehen konnte, kennt den Zustand: vorübergehende Obdachlosigkeit. So erging es auch dem Forum Freies Theater. Ende vergangenen Jahres hat es seine alten Spielstätten verlassen und sollte die folgende Spielzeit im neuen Haus im KAP1 am Düsseldorfer Hauptbahnhof eröffnen. So der Plan, so aber nicht die Realität. Da die Fertigstellung sich verzögerte, gab es keine Bauabnahme, also auch keine Betriebsgenehmigung – und das geplante Eröffnungsprogramm „Place International“ anlässlich von 150 Jahren Pariser Commune musste an Ausweichspielstätten stattfinden.
Am 6. November soll es nun endlich im KAP1 losgehen, in dem auch Stadtbücherei, Stadtarchiv, Literaturbüro und Teile des Stadtmuseums untergebracht sind. Hinter dem Kürzel verbirgt sich das alte Verteilungszentrum der Post am Hauptbahnhof. Direkt gegenüber liegt mit dem Central das Probenzentrum des Schauspielhauses, 800 Meter weiter in der Erkrather Straße das tanzhaus nrw. Der Ort ist kulturell hoch aufgeladen, verströmt bisher aber eher einen rauen Charme mit seinen Imbissbuden, Drogenabhängigen und dem Busbahnhof. Dass die Stadt sich durch die Ansiedelung einen Schuss Gentrifizierung erhofft, ist offensichtlich.
Die Theaterräume liegen im ersten Stock und sind trotzdem barrierefrei zu erreichen. Das Foyer mit seiner verglasten Front zur Nordseite des Hauptbahnhofs ist ein Glanzstück. Es soll nicht nur als Empfangsraum, sondern auch als Veranstaltungsfläche für kleine Formate dienen. Wer den Theatersaal betritt, staunt über die Großzügigkeit, die technische Ausstattung mit Zügen und LED-Beleuchtung. Mithilfe eines kleinen Rangs lassen sich 236 Zuschauer unterbringen. Kleinere Formate finden in der daneben liegenden Probebühne genügend Platz. Wie ein „U“ ordnen sich Foyer, Büros, ein Seminarraum und eine weitere Probebühne um die beiden Spielorte an. Da der Spielzeit- und eigentliche Spielort-Auftakt schon stattgefunden hat, eröffnet das FFT zunächst mit einer Performance von Annick Prisca Agbadou und Montserrat Gardó Castillo (6.11.), vier Tage später folgt Marlin de Haans Inszenierung „Südwärts“ und am 12.11. Ariel Ephraim Ashbelm mit dem performativen Konzert „Moonstruck“. Es muss nicht immer Feuerwerk sein.
Forum Freies Theater | ab 6.11. | KAP1 – Düsseldorf | 0211 876 78 70
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