Kinokalender
Mo Di Mi Do Fr Sa So
22 23 24 25 26 27 28
29 30 1 2 3 4 5

12.558 Beiträge zu
3.787 Filmen im Forum

Beethoven (1820)
Gemälde von Joseph Karl Stielers

Beethovens Lehrjahre

21. August 2014

Sonderausstellung im Beethoven-Haus – Klassik in NRW 0914

Das Motto „Übung macht den Meister“ lag schon zu Beethovens Zeiten allen Schülern, Handwerkern und Künstlern in den Ohren. Musste Beethoven in Kinderjahren vermutlich noch zum Fleiß angehalten werden, entwickelte er doch früh den Ehrgeiz, es zu etwas zu bringen, und wurde ermutigt von Zuhörern und Künstlern aus seinem Umkreis oder auf der Durchreise. Bereits als Klavierspieler anerkannt, der dann und wann kleine Lehrstücke verfasste, wandte er sich zunehmend der Komposition zu, wobei er schon in Bonn unter dem Einfluss der damaligen Musikmetropole Wien stand, wohin er unter wohltätiger Förderung mit 24 Jahren umsiedelte. Was er dort lernte und wie, ist nun Gegenstand der von Musikwissenschaftlerin Julia Ronge arrangierten, einen Raum umfassenden Sonderausstellung „Auf der Suche nach der Kunst der Fuge“ des Beethoven-Hauses. Anlass gibt der Abschluss einer jahrelangen Aufarbeitung der Kompositionsstudien des Meisters, die als neuer Teil der Gesamtausgabe erscheinen.


Die Gesamtausgabe (G. Henle Verlag) veranschaulicht den Kompositionsprozess, Foto: Jan Schliecker

Die großen Namen im Zusammenhang mit Beethovens Lehrzeit sind – zumal Mozart vor seiner Ankunft starb – Haydn, Albrechtsberger und Salieri. Der Mythos will den Musikstudenten gleich als Genie und souveränen Revoluzzer sehen, der nur hier und da einen Fingerzeig brauchte und sich ansonsten weder gern belehren ließ, noch sich an Theorien festklammerte, die seine Einbildungskraft hemmten. Dem Bonner Projekt gelingt es nun, diese Vorstellung zurechtzurücken und etwas vom hinter dem Genie stehenden Menschen mitzuteilen, der fleißig auf seinen Begabungen aufbaute und seine Defizite kannte. Julia Ronge: „Die Quellen bezeugen seinen großen Eifer, seinen Fleiß und sein Engagement bei der Bewältigung der ihm gestellten Aufgaben.“ So war sein Verhältnis zu Johann Georg Albrechtsberger zunächst von der Demut des Schülers geprägt, der beim Einreichen seiner „Hausaufgaben“ auf Nachsicht hoffte.

Die drei genannten Lehrer können alle als in gutem Verhältnis zu Beethoven stehend angesehen werden. Für angeblich mangelnden Respekt für Haydn als Person oder Künstler etwa konnte Ronge in den vielen Papieren keinerlei überzeugende Anhaltpunkte finden. Besonders Albrechtsbergers Einfluss auf Beethovens Techniken lässt sich an Dokumenten gut nachweisen, zumal er anders als Haydn dem Jungkomponisten viele nützliche Notizen an die Ränder seiner Notenblätter schrieb. Beethoven verwahrte sie ebenso wie Albrechtsbergers Lehrbuch „Gründliche Anweisung zur Composition“, das er Nachwuchstalenten wärmstens empfehlen konnte und an dessen Tabellen und Formulierungen der sprachlich Unbegabte festhielt, wenn er selbst Unterricht erteilte.


Lehrbuch und Abschriften, Foto: Jan Schliecker

Beethovens der Aneignung dienende, krakelige Abschriften aus dem Buch sind auch noch zu Zeiten nachweisbar, als Beethoven längst anerkannt und berühmt war, aber doch noch mehrfach zur Fugenlehre zurückkehrte. Ronge vermutet, dass es seine um 1816 einsetzende Taubheit war, die ihn dazu nötigte, per Musiktheorie zu prüfen, ob es in seinen in Arbeit befindlichen Werken noch mit rechten Dingen zuging. Man muss kein Musikhistoriker sein, um die sinnvoll angeordneten handschriftlichen Dokumente in ihrer jeweiligen Bedeutung zu erfassen, die sicherlich in unser Gesamtverständnis des Künstlers und in unsere Wertschätzung seiner späteren Werke einfließen werden.

„Auf der Suche nach der Kunst der Fuge“ | bis 14.12. | Beethoven-Haus in Bonn | 0228 981 75 25

Jan Schliecker

Hat Ihnen dieser Beitrag gefallen? Als unabhängiges und kostenloses Medium sind wir auf die Unterstützung unserer Leserinnen und Leser angewiesen. Wenn Sie uns und unsere Arbeit finanziell mit einem freiwilligen Betrag unterstützen möchten, dann erfahren Sie über den nebenstehenden Button mehr.

Neue Kinofilme

Arthur der Große

Lesen Sie dazu auch:

Komponistin im Zeitenfluss
Isabel Mundry im WDR Funkhaus – Klassik am Rhein 05/22

Blume aller Blumen
Ein Liederabend in Köln lässt Rosen erblühen – Klassik am Rhein 02/19

Riesige Hände
200. Geburtstag von Clara Schumann – Klassik am Rhein 01/19

Zweierlei Schicksal
In Köln begegnet Beethoven Frankenstein und Wolfgang Schäuble – Klassik am Rhein 09/18

Über Leben von Menschen
Festival Alte Musik Knechtsteden geht Musike(r)n auf den Grund – Klassik am Rhein 09/18

Liebe und Tod
Das Fest der Alten Musik sorgt für Frieden – Klassik am Rhein 03/18

Musik in vielen Domen
Im Sommer genießen Musikfreunde Kunstgenuss im kühlen Raum – Klassik am Rhein 07/17

Zwei Passionen aus einer Feder
Die beiden großen Kölner Sinfonieorchester zelebrieren Bach – Klassik am Rhein 04/17

Jubel zur Unzeit
Über die Tücken des Applauses im klassischen Konzert – Klassik am Rhein 01/17

Kammermusik in Köln
Deutschlandfunk bürgt für konzertante Spitzenware – Klassik am Rhein 11/16

Frisch getrautes Traumpaar
In Köln gastiert „die Netrebko“ – und bringt ihren Mann mit – Klassik am Rhein 08/16

Bridge over troubled water
„Brückenmusik“ holt Klangkunst in die Deutzer Brücke – Klassik am Rhein 07/16

Klassik.

Hier erscheint die Aufforderung!