Die 16-jährige Suzanne lebt gemeinsam mit ihren Eltern und ihrer älteren Schwester mitten im romantischen Montmartre. Von ihren Klassenkamerad*innen ist sie gelangweilt. Lieber liest sie Bücher von Boris Vian. Eines Tages fällt ihr auf dem Schulweg der 35-jährige Theater-Schauspieler Raphaël auf. Von da an sieht sie ihn mal auf seinem roten Roller heranbrausen, mal rauchend aus dem Theater treten, mal im angegliederten Café sitzen. Sie fühlt sich von ihm angezogen und obwohl sie sonst eher reserviert gegenüber anderen Menschen ist, nähert sie sich ihm von Tag zu Tag mit deutlicheren Zeichen: „Frühling in Paris“ ist alleine schon deswegen ein Phänomen, weil nicht nur von einer Teenagerliebe erzählt wird, sondern weil ein Teenager von dieser Liebe erzählt. Die Regisseurin Suzanne Lindon, Tochter von Sandrine Kiberlain und Vincent Lindon, beide seit Jahrzehnten überaus erfolgreiche Schauspieler, hat das Drehbuch geschrieben, als sie im Alter ihrer Protagonistin war, weil sie wie diese mit ihren Altersgenossinnen nur wenig anfangen konnte und von der angeblich so großartigen Zeit der Jugend enttäuscht war. Die Hauptrolle wollte sie von Anfang an selber spielen, motiviert von Jungdarstellerinnen wie Charlotte Gainsbourgh oder Sandrine Bonnaire (die passenderweise als 16-Jährige auf dem Plakat ihres Kinodebüts „Auf das, was wir lieben“ im Zimmer von Suzanne zu sehen ist). Lindons erster Film ist ein sehr schöner und zarter Einblick in die Gefühlswelt eines Teenagers geworden. Das erlebt man selten genug im Film, wo Filmemacher*innen in der Regel erst mit frühestens 30 Jahren die Möglichkeit haben, mit einem Kinofilm auf die Zeit der Jugend zu blicken.
Außerdem neu in den Ruhr-Kinos: Marc Di Domenicos filmische Biografie „Aznavour by Charles“, Craig Gillespies hochgelobte Disneyproduktion „Cruella“, Patty Jenkins' zwiespältig aufgenommenes Blockbuster-Sequel „Wonder Woman 1984“ und, für die Action- und Angst-Fraktion, Simon McQuiods Game-Adaption „Mortal Kombat“ und Evan Spiliotopoulos Satans-Story „The Unholy“.
Einige Kinos spielen zudem schon, quasi als Vorstart und Post-Lockdown-Booster, Chloé Zhaos dreifachen Oscar-Gewinner „Nomadland“ und Maria Schraders philosophische Komödie „Ich bin dein Mensch“.
Hat Ihnen dieser Beitrag gefallen? Als unabhängiges und kostenloses Medium sind wir auf die Unterstützung unserer Leserinnen und Leser angewiesen. Wenn Sie uns und unsere Arbeit finanziell mit einem freiwilligen Betrag unterstützen möchten, dann erfahren Sie über den nebenstehenden Button mehr.
Der Tod sind wir
Die Filmstarts der Woche
Meister des Sensenhumors
Cartoonist Michael Holtschulte präsentiert seine Werke bei kunstwerden in Essen
Die mit dem Brokkoli kuschelt
Mina Richman in Recklinghausen – Musik 04/24
Auf Tuchfühlung
Indie-Rocker LEAP in Dortmund – Musik 04/24
Utopie und Verwüstung
„The Paradise Machine“ in Dortmund – Ruhrkunst 04/24
„Die Realitäten haben sich verändert“
Die Kuratorinnen Özlem Arslan und Eva Busch über die Ausstellung zur Kemnade International in Bochum – Sammlung 04/24
Wiederentdeckt
Werke von Amerikas erster schwarzer Klassikerin in Essen – Klassik an der Ruhr 04/24
Die Seele geraubt
„Hello Dolly“ am Gelsenkirchener MiR – Musical in NRW 04/24
„Ich wollte die Geschichte dieser Mädchen unbedingt erzählen“
Karin de Miguel Wessendorf über „Kicken wie ein Mädchen“ – Portrait 04/24
Tödlicher Sturm im Wurmloch
„Adas Raum“ am Theater Dortmund – Prolog 04/24
Das Unsichtbare sichtbar machen
Choreographin Yoshie Shibahara ahnt das Ende nahen – Tanz in NRW 04/24
Vorläufige Utopien
Danny Dziuk & Verbündete im Dortmunder Subrosa – Musik 04/24
„Mehr Freude und mehr Liebe, was anderes hilft nicht“
Musikerin Dota über die Dichterin Mascha Kaléko und den Rechtsruck in der Gesellschaft – Interview 04/24
Außerhalb der Volksgemeinschaft
Vortrag über die Verfolgung homosexueller Männer in der NS-Zeit in Dortmund – Spezial 04/24
Lauter träumen, leiser spielen
Rotem Sivan Trio im Dortmunder Domicil – Musik 04/24
Grenzen überwinden
„Frieda, Nikki und die Grenzkuh“ von Uticha Marmon – Vorlesung 04/24
Orchester der Stardirigenten
London Symphony Orchestra in Köln und Düsseldorf – Klassik am Rhein 04/24
Ins Blaue
„Planet Ozean“ im Gasometer Oberhausen – Ruhrkunst 04/24
Glaube und Wissenschaft
Louisa Clement im Kunstmuseum Bonn – Kunst in NRW 04/24
„Ruhrgebietsstory, die nicht von Zechen handelt“
Lisa Roy über ihren Debütroman und das soziale Gefälle in der Region – Über Tage 04/24
Mackie im Rap-Gewand
„MC Messer“ am Theater Oberhausen – Tanz an der Ruhr 04/24
Weltweit für Menschenrechte
Teil 1: Lokale Initiativen – Amnesty International in Bochum
Sichtbarkeit vor und hinter der Leinwand
Das IFFF fordert Gleichberechtigung in der Filmbranche – Festival 04/24
Absurde Südfrucht-Fabel
„Die Liebe zu den drei Orangen“ an der Oper Bonn – Oper in NRW 04/24
Von Minenfeldern in die Ruhrwiesen
Anja Liedtke wendet sich dem Nature Writing zu – Literaturporträt 04/24