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Rainer Vowe im gemütlichen Café des Endstation Kinos
Foto: Lisa Mertens

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30. Januar 2014

„Frühstück bei Tiffany“ im Endstation Bochum – Foyer 02/14

Bochum, 15. Januar – Es gibt Filme, die man immer wieder schauen kann und sollte. Filme, die vor Jahrzehnten im Kino anliefen und zu Klassikern avancierten. Filme, um die es zu schade wäre, verschwänden sie für immer von der Leinwand. Im Endstation Kino werden einmal im Monat mit einer Einleitung von dem Medienwissenschaftler Rainer Vowe Filme aus dieser Kategorie in der Reihe „Déja vu“ gezeigt. In diesem Monat verzauberte Audrey Hepburn als Holly Golightly den Schriftsteller Paul Varjak a.k.a. Fred. Den Zuschauern, deren weite Altersspanne beweist, dass „Frühstück bei Tiffany“ niemals alt wird, erläuterte Rainer Vowe den Balanceakt, den der Regisseur Blake Edwards mit diesem delikaten Thema angesichts der prüden US-amerikanischen Zensur vollzog. Ab den 30er Jahren wurden Filme daraufhin untersucht, ob sie dem Gebot der Sittsamkeit entsprächen. Sexualität jeglicher Couleur, führt Vowe aus, wurde rigoros getilgt, um das Bild einer Gesellschaft heraufzubeschwören, in der diese keinen Raum hat. Selbst verheiratete Paare schliefen in der US-Filmprüderie in getrennten Betten. Doch mit dem Beginn der Zensur in den 30ern traten auch Regisseure auf den Plan, die diese Zensur kreativ zu umgehen wussten. Komödien, sogenannte Remarriagefilme, spielten mit Flirts und sexuellen Spannungen zweier Menschen, die miteinander verheiratet, doch einander entfremdet erst über Umwege wieder zu einander finden.

Wie machte Blake Edwards die Sexualität, ja sogar Prostitution, von „Frühstück bei Tiffany“ offensichtlich, ohne sie direkt zu zeigen? Die Direktheit und Ruppigkeit der Romanvorlage Truman Capotes musste ebenfalls auf kreative Weise an der Zensur vorbeigeschleust werden. Edwards behilft sich, indem er die Geschichte um seine Holly transformiert, von Prostitution auf Liebe umstellt und so den Film in den Mainstream Hollywoods steuert. Codes wie „50 Dollar für die Toilette“ verschleierten den Tausch im ältesten Gewerbe der Welt. Doch Edwards ging auf Nummer sicher: Er verfasste zwei Enden, mit und ohne Happy End, nicht wissend, was durch die Zensur kommen würde. Dass Holly und Paul sich also glücklich im Regen küssen, verdanken wir der Prüderie US-Amerikas. Nur eine Stripteuse wurde aus dem Film herausgeschnitten.

Nach einer emotionalen Fahrt durch den Film bot das Café des Kinos eine gemütliche Atmosphäre für eine Gesprächsrunde über Zensurentwicklung, Verhältnis von Roman und Film sowie die schillernden Protagonisten.

Dieses runde Paket, bestehend aus einer Einführung mit interessanten Hintergrundinformationen zum Film, einem Klassiker auf der Leinwand und lockerem Meinungsaustausch im Anschluss, ist jedoch von der immer komplizierteren Freigabe der Filmrechte abhängig. Nicht jeder gewünschte und passende Film ist verfügbar, nicht jeder finanzierbar. Doch genügend Schätze werden wohl auch in Zukunft noch in der Reihe „Déja vu“ zu genießen sein.

LISA MERTENS

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