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„Reden mit Mama“
Foto: Prinz Regent Theater

Viel Qualm im Zimmer

29. Januar 2015

„Reden mit Mama“ im Prinz Regent – Theater Ruhr 02/15

Es ist schon eine kuriose Konstellation: Mama lebt in einem Haufen Erinnerungen, der Sohn in einem Haus, das er sich nicht mehr leisten kann. Nun will er die Wohnung, in der seine Mutter lebt, verkaufen, um Status, Lebensstandard und Ehefrau zu erhalten. Doch die alte Dame will partout nicht so, wie er es selbst eigentlich nie wollte, und darüber kann man köstlich debattieren. Im Bochumer Prinz Regent Theater inszeniert der junge Tim Hebborn „Reden mit Mama“von Jordi Galcerán, das der nach einem Drehbuch des argentinischen Regisseurs Santiago Carlos Ovés geschrieben hat. Galcerán selbst debütierte 2003 mit dem Stück„Die Grönholm-Methode“, ein Dauerbrenner auf den Bühnen seitdem.

Dass das neue Stück das auch schafft, ist eher unwahrscheinlich, die Regiearbeit von Hebborn jedenfalls wird nicht dazu beitragen können. Die kleine Sperrmüllbühne von Sophia Lindemann kann nichts dafür, die beiden überzeugenden Schauspieler Doris Plenert und Christoph Wehr auch nicht. Es ist die fehlende Choreografie, die die Inszenierung zäh erscheinen lässt, der Fokus auf die ausgefeilten DialogeGalceráns reicht hier nicht aus, und dann noch der bescheuerte Nichtraucher-Killer-Regieeinfall. Die 82 Jahre alte Mutter ist im Stück Kettenraucherin, und das merken die militanten Nikotingegner im kleinen Theater natürlich schnell und werden vereinzelnd aufmüpfig laut. Netter Gag, aber 2015 irgendwie auch nicht mehr so wirklich radikal. Hebborn ist frisch gebackener Regieabsolvent der Klasse von Lisa Nielebock an der Essener Folkwang Hochschule und partizipierte als Erster von der neuen Zusammenarbeit mit dem Prinz Regent Theater. Ein eigentlich interessantes Modell.

Jaime, der Sohn jedenfalls redet sich den Mund fuselig, doch gegen seine dominante Mama kommt er nicht an, die ist im vierten Frühling und zieht ihm gewitzt die Wahrheiten über sein Leben aus der Nase, selbst nach ihrem Tod argumentiert sie weiter, bis Jaime endlich sein Leben umkrempelt. Disput als Therapie, mehr war wohl nicht rauszuholen aus dem Stück.

„Reden mit Mama“ | R: Tim Hebborn | Fr 6.3., Sa 7.3. 20 Uhr | Prinz Regent Theater Bochum | 0234 77 11 17

PETER ORTMANN

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