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Thomas Freitag als kaltwütiger Herr Schüttlöffel
Foto: Papijn Vlasman

Taschendieb meets Pantomime

26. Februar 2015

Die Schwerter Kleinkunstwochen laufen auf Hochtouren – Komikzentrum 03/15

„Falten, Flirts & Fantasien“ heißt das Motto der 59. Schwerter Kleinkunstwochen (bis 24.4.), in deren Verlauf in der Rohrmeisterei so ingeniöse Künstler und -Innen wie Maren Kroymann (am 6.3.), Neville Tranter mit seinem Stuffed Puppet Theatre „Mathilde“ (am 7.), die im Revier bestens bekannte Musik-Comedy-Truppe Butterfahrt 5 (am 13.), Thomas Freitag mit seinem Programm „Der kaltwütige Herr Schüttlöffel“ (am 27.), der ComedyNightMix-Abend mit Herrn Niels, dem WallStreetTheatre sowie Christian Lindemann & Lioba Albus (am 20.) zu bestaunen sind.

Lindemann hat sich einen Namen als „der neue König der Taschendiebe“ gemacht. Niemand weiß, um was er Frau Albus alias Mia Mittelkötter an diesem Abend erleichtern wird. Fest steht nur, dass beide ihren Spaß haben werden. Das gilt auch für Herrn Niels, ein komplett abgedrehter Pantomime mit magischen Qualitäten. Hundertprozentigen Körpereinsatz demonstrieren auch Herr Schultze und Herr Schröder vom WallStreetTheatre, zwei urkomische Mannsbilder, die über erstaunliche akrobatische Fähigkeiten verfügen und dabei den größten Blödsinn machen. Sehr lustig.

Neville Tranter, ein in Australien geborener und in den Niederlanden lebender Puppenspieler stellt zweifelsohne den überraschendsten Act der Kleinkunstwochen dar: seine Klappmaulpuppen sind Ausgeburten der Hölle wie Schicklgruber alias Adolf Hitler oder Frauen wie Mathilda. Harmloser ist das Vergnügen mit Butterfahrt 5, fünf Musik-Komödianten aus dem Ruhrgebiet, die zeitgemäße Musikstile gekonnt durch den Wolf drehen.

Dass die Schauspielerin Maren Kroymann eine zum Dahinschmelzen gute Performerin ist und über eine beachtliche stimmliche Bandbreite verfügt, hat sie bereits in ihrem ersten Solo „Auf du und du mit dem Stöckelschuh“ gezeigt. „In my Sixties“ heißt ihr neues Programm, in dem sie musikalisch in die 60er Jahre eintaucht – mit Liedern und Geschichten, die das Prachtweib zum Besten gibt.

Schauspieler-Kabarett at its best: Thomas Freitag in „Der kaltwütige Herr Schüttlöffel“. Seit 30 Jahren arbeitet der Mann in einer Bibliothek, die nun geschlossen werden soll. Er ist außer sich und droht damit, das Haus in die Luft zu sprengen. Bis es so weit ist und der Abend mit einem lauten Knall endet, holt Freitag unter der Regie von Horst-Gottfried Wagner eine ganze Reihe von Personen auf die Bühne, die sich ihre Gedanken über Geldgier, den Kapitalismus und die Einsparungen an kulturellen Einrichtungen machen: Er leiht einem Paar die Stimme, das sich im ständigen Optimierungs-Wahn befindet, er lässt Karl Marx persönlich auftreten und seinen Irrtum gestehen, zitiert Rilke, Goethe und Thomas Hobbes, nach dem der Mensch dem Menschen ein Wolf ist.

Auch im Bildungswesen sieht es übel aus. „Was ziehen wir uns da groß?“, fragt sich der Kabarettist angesichts einer Schautafel, auf der sich der Homo sapiens Schritt für Schritt zurückentwickelt. Der von Dietmar Jacobs geschriebene Text gibt dem Darsteller der zahlreichen Figuren – u.a. dem Schimpansen Rotpeter aus Kafkas „Bericht für eine Akademie“ – jede Menge Gelegenheit, sein schauspielerisches Können auszureizen und dem Stück bei aller Ernsthaftigkeit einen hohen Unterhaltungswert zu verleihen. Also nix wie hin zu den Schwerter Kleinkunstwochen – empfiehlt heißt und innig die stets über Tage lebende

ANNE NÜME

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