Das konnte einem mit Martin Kippenberger passieren: Dass er einen Katalog, den er signieren sollte, erst an seinen zufällig anwesenden Vater zum Unterschreiben weiterreichte und dann dessen Signatur textlich kommentierte und monogrammierte. Kippenberger (1953-97) war kombinatorisch messerscharf. Gepaart mit viel Gesellschafts- und Kulturreflexion zieht sich das durch seine Malerei, Skulptur, Installation, Performance, Zeichnung, Fotografie … Aber wo bleibt dabei die Kunst? Die Frage stellt sich jetzt im Deutschen Plakatmuseum im Museum Folkwang. Dort ist ein Überblick über Kippenbergers selbst geschaffene Plakate zu seinen Einzel- und Gruppenausstellungen zu sehen.
Diese großformatigen Blätter sind Hybride. Sie dienen der selbstbezogenen Anpreisung, enthalten die gängigen Informationen, aber sie verfügen auch über Elemente, die irritieren und keine weiteren Rückschlüsse zulassen. Erst recht im reihenden Nebeneinander der Plakate wirken die Ausstellungstitel (Sind es Ausstellungstitel?) als lapidare und mitunter kuriose Mitteilungen ohne Mitteilungswert. Die trashige Anmutung stellt sich über grottenschlechte Fotografien und die grafische Gestaltung ein. Zugleich – und das ist ein schöner Nebeneffekt der Ausstellung – werden die „jungen wilden“ 80er Jahre wieder in den fotografierten Orten und Protagonisten gegenwärtig.
Kippenberger, der mit den Hamburger Kollegen Albert und Markus Oehlen und Werner Büttner ausgestellt hat, lange in Köln gelebt und kurz als Professor an der Städel-Akademie in Frankfurt gelehrt hat, aber genauso in der Paris-Bar in Berlin anzutreffen war, war ein Phänomen seiner Zeit, aber auch des Umgangs mit ihr. Dazu spielt er in seiner Kunst auf Alltägliches und Typisches an, auf den Zeitgeist und das Marktverhalten, welches er wieder ad absurdum führt. Ein probates Mittel dazu sind die Plakate, die im Übrigen noch sehr direkt in das Denken von Martin Kippenberger einführen und dessen Klippen ausformulieren. Der raffinierte PR-Mann in eigener Sache war ein schräg-genialer Künstler und als solcher eben doch verdammt kontrolliert.
„Du kommst auch noch in Mode“ – Plakate von Martin Kippenberger | bis 18.1. | Deutsches Plakat Museum im Museum Folkwang Essen | 0201 884 50 00
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