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Freut sich auf Public Viewing nach der Fußball-WM: Maxi Braun
Foto: Marc Krauß

Raus mit euch

28. Juni 2018

Die Open-Air-Saison im Ruhrgebiet – Vorspann 07/18

Noch bis Mitte Juli wird die Fußballweltmeisterschaft der Herren in Russland und damit auch das Public Viewing in den Städten omnipräsent sein. Hunderte, manchmal tausende Menschen schauen dabei gebannt auf eine Leinwand, zittern, lachen oder weinen gemeinsam. Viel schöner und nicht minder emotional ist das, wenn dort ein Film statt „Deutschland gegen Schweden“ zu sehen ist. Spätestens nach dem letzten Abpfiff heißt es dann an vielen Orten im Ruhrgebiet endlich wieder: „Filmstart nach Einbruch der Dunkelheit“.

Das Programm der Open-Air-Saison ist auch abwechslungsreicher anzusehen als immer nur 22 Mann, die einen Ball jagen. Im Duisburger Parkplatzkino sind mit F.W. Murnaus „Nosferatu“ (1922) und „Hintertreppe“ (1921) zum Beispiel zwei Klassiker des deutschen Stummfilms zu bewundern. In wessen Brust sowohl die Seele des Cineasten als auch die des „Ruhris“ schlägt, ist im zum Kino umfunktionierten Werksschwimmbad auf der Essener Zeche Zollverein gut aufgehoben. Hier werden stilecht Filmraritäten, die im Ruhrgebiet spielen oder hier gedreht worden sind, rund um das Thema Bergbau gezeigt.

Zum Auftakt flimmert G.W. Papsts „Kameradschaft“ von 1931 über die Leinwand, der von einem dramatischen Grubenunglück handelt. Der Film spielt an der deutsch-französischen Grenze, wurde aber auf den Gelsenkirchener Zechen Alma, Consol und Hibernia gedreht. Der Dokumentarfilm „Wie ‚Kameradschaft‘ in Gelsenkirchen entstand“ läuft als Schmankerl vorab. Außerdem ist Regisseur und Filmdesign-Prof an der FH Dortmund Adolf Winkelmann mit seinen Filmen „Jede Menge Kohle“ (1981) und „Junges Licht“ (2016) vertreten und Sönke Wortmanns Fußballwunder-Saga „Das Wunder von Bern“ darf im Nachhall der WM dann doch nicht fehlen.

Ein besonders umfangreiches Programm bieten die Fiege Kino Lounge in Bochum und das Stadtwerke Sommerkino im Landschaftspark Duisburg. Filme aus diesem und dem letzten Jahr können noch- oder erstmals auf großer Leinwand geschaut werden. Darunter Guillermo del Toros amphibische Love-Story „The Shape of Water“, Lars Kraumes revolutionären Chuzpe versprühender Geschichtsfilm „Das schweigende Klassenzimmer“, Martin McDonaghs gefeierter Rachethriller „Three Billboards Outside Ebbing Missouri“, Dorota Kobielas und Hugh Welchmans experimenteller Rotoskopie-Krimi „Loving Vincent“ oder Greta Gerwigs gefeiertes Regie-Debüt „Lady Bird“. Auch die unverwüstlichen Klassiker sind im Programm und auf seine oder ihre Kosten kommt auch, wer zum 1000. Mal den Timewarp tanzen, Zitate von Keek, Andy, Kalle Grabowski und Schlucke mitplappern oder sich daran ergötzen will, wie Baby voller Stolz eine Wassermelone getragen hat. 

Ähnlich umfangreich ist auch die 21. Ausgabe der „FilmSchauPlätze NRW“, die am 19. Juli in den Herner Flottmannhallen mit Aki Kaurismäkis „Die andere Seite der Hoffnung“ startet. Die Open-Air-Kinoreihe der Film- und Medienstiftung NRW mischt Mainstream mit Arthouse-Filmen, findet in diesem Jahr an insgesamt 19 Orten statt und verspricht ein besonderes Seherlebnis inmitten von Industriekulturdenkmälern und auf innerstädtischen Plätzen. Und fällt der Sommer doch noch ins Wasser, ist das kein Drama. Denn im Pott gibt es eine Vielzahl toller Programmkinos, die bei Wind, Wetter und ganzjährig  sehenswerte Filme zeigen.

Maxi Braun

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