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Sonderprogramm zum 25. Jubiläum der Kunsthochschule für Medien Köln in der Lichtburg Oberhausen
Foto: Benjamin Trilling

Die Einsamkeit des Kettenrauchers

03. Mai 2015

25 Jahre KHM bei den 61. Internationalen Kurzfilmtagen Oberhausen

Sie scheint, wie geschaffen zu sein, individuelle, experimentelle Filmkunst zu verkörpern: Die Zigarette. Das Rauchen erfährt in Rosa Hannah Zieglers „Cigaretta mon amour – Portrait meines Vaters“ fast eine Hommage. Genauso wie das Rauchen aus allen Kneipen, Gaststätten oder sonstigen Einrichtungen verbannt ist, so erscheint die Vaterfigur, die Ziegler darstellt, von jeglicher Außenwelt abgeschnitten zu sein. Er gibt sich nur seiner Sucht hin – Jim Jamuschs „Coffee and Cigarettes“ auf den Kopf gestellt: Eine melancholische Inszenierung der Einsamkeit und die Erkenntnis „so schön kann blauer Dunst im Schwarz-Weiß-Film aussehen”.

Es ist zugleich ein persönliches Porträt, das für die eigenständige wie experimentelle Filmkunstproduktion steht, wie sie laut Hans Ulrich Reck an der Kunsthochschule für Medien gepflegt wird.

Denn darauf bestand der Rektor der KHM in seiner Einleitung anlässlich des Filmprogramms zum 25. Jubiläum der Kunsthochschule für Medien: „Wir bilden keine Leute aus. Wäre es nur Ausbildung, müssten wir das verantworten. So verantworten die Studierenden die Projekte selbstständig.“ Und diesen Anspruch merkt man den verschiedenen Beiträgen von Studierenden und AbsolventInnen der KHM an. So ist man auch in diesem Jahr mit insgesamt sieben Filmbeiträgen bei den 61. Internationalen Kurzfilmtagen in Oberhausen vertreten. Darunter sind zwei Abschlussarbeiten, die im diesjährigen deutschen Wettbewerb stehen: Sebastian Gimmels in 3D animierter Tanzfilm „Approaching the puddle“ und der experimentelle Animationsfilm „Quimtai“ von Camilo Colmenares. Da die KHM in diesem Jahr aber auch ihr 25. jähriges Jubiläum feiert, gab es beim Festival in der Lichtburg Oberhausen ein Sonderprogramm mit ausgewählten Festivalbeiträgen von AbsolventInnen der Kölner Kunsthochschule für Medien, die in den letzten Jahren mit Festivalbeiträgen im Wettbewerb vertreten waren.

Darunter war neben vielen anderen auch Lola Randls „Verena Verona“. Ihr Film erinnert nicht nur, was den österreichischen Dialekt ihrer beiden Protagonisten angeht, sondern auch in der dokumentarischen, beobachtenden Ästhetik sehr an die Filme von Ulrich Seidl. Verena und Simone scheinen die meiste Zeit im Hotelzimmer eines italienischen Urlaubsortes zu verbringen: Man schaut Fernsehen, philosophiert oberflächlich über die eigenen Körperrundungen und merkt, dass eigentlich nichts los ist – bis eine italienische Schulklasse im Hotel auftaucht. Einer dieser spannenden und intensiven Kurzfilme, bei denen man sich nach wenigen Minuten ärgert, dass sie schon wieder vorbei sind. Ähnlich spannend gerät auch Zuli Aladags „Ausbruch“, der in wenigen Minuten beklemmend inszeniert, wie soziale Perspektivlosigkeit einen Jugendlichen dazu bewegt, sich der neonazisitischen Szene im multikulturellen Berlin-Kreuzberg hinzuwenden. Das authentische Psychogramm ist in körniger Dogma-Optik gehalten, die wenigen Dialoge sind mit aggressiven Gitarren-Riffs untermalt.

So kann junge studentische Filmkunst aussehen. Eben, wie es Rektor Reck in der Einführung nannte: „künstlerische Experimente.“

Benjamin Trilling

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